Islands of Japan 22.09.2025 - Day 4: Rest day in Shiretoko
Der Sturm hat doch grössere Schäden angerichtet als bisher angenommen, resp. bekannt war. Morgen werden wir teilweise andere Strecken fahren müssen, genaueres wissen wir aber noch nicht. Auf dem untenstehenden Bild habe ich mit einem roten Punkt markiert, wo wir übernachtet haben. Das war also ziemlich im Zentrum des Sturms. Heute ist aber bei halbwegs sonnigem Wetter alles wieder ruhig und die Aussichten sind für morgen deutlich besser.
Das gestrige Abendessen fand in unserem Hotel in einer Erlebnisküche statt. An ungefähr 10 verschiedenen Standorten wurden exakt zwischen 18:00 und 19:30 Uhr vorgegebene Menuteile frisch zubereitet. Einmal mehr wurden wir kulinarisch bestens verwöhnt und durften uns die Bäuche vollschlagen. Alles war inbegriffen, auch jegliche Getränke inklusive qualitativ hochstehenden Weinen (soweit meine diesbezüglichen Kenntnisse das beurteilen können). Trotzdem gingen wir - eigentlich unüblich am Vorabend eines Ruhetages - recht früh zu Bett und schliefen fast 10 Stunden lang.
Heute gab es für mich wenig zu tun. 'Luigi' lief bis jetzt bestens und zeigte keine Macken. Die Getriebe-/Differentialgeräusche blieben auf konstantem Niveau und ich hoffe, dass das so bis zum Ende der Rallye bleibt. Also musste ich nur etwas Öl nachfüllen und den Abfall entsorgen, während andere gröber an ihren Fahrzeugen rumschrauben mussten. Soweit ich gehört habe, konnten aber alle Fahrzeuge wieder in einen lauffähigen Zustand versetzt werden, so dass morgen alle weiter fahren können.
Der Organisator hat nochmals eine 4.4 km lange Tripmaster-Eichstrecke eingerichtet, welche von den Teams fleissig abgefahren wurde. Auch ich habe alles überprüft und eine Differenz von ca. 2.7 Metern pro Kilometer festgestellt. Das bedeutet bei einer 10 Kilometer langen Regularity total 27 Meter Abweichung, was bei einer angenommenen Durchschnittsgeschwindigkeit von 36 km/h (10 m/sek.) doch fast 3 Sekunden ausmacht. Also habe ich den Tripmaster entsprechend angepasst. Klar ist aber auch, dass auf den Gravel-Strecken die Einflüsse auf Grund der Streckenbeschaffenheit viel grösser sind als diese jetzt festgestellte Abweichung.
Japan ist in verschiedenster Hinsicht interessant:
- Da ist einmal die immerwährende Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, wobei man gegenüber den Ausländern fast noch eine Spur zuvorkommender ist als gegenüber den Einheimischen. Die Verneigungen der Hotel-Empfangsdamen gegenüber den männlichen Ausländern gehen fast bis zum Boden, was ein Erwidern der gleichen Bewegung meinerseits zu gedanklichem Rückenschmerzen führt.
- Dafür ist die gelebte Pünktlichkeit etwas herausfordernd: Frühstück gibt es zB. von 07:00 bis 09:30 Uhr, wobei man letztmals um 09:00 Uhr in den Frühstückssaal eintreten darf. Und zwar exakt um 09:00 Uhr, keine Sekunde später! Alle angeschriebenen Zeiten sind als 100% verbindlich zu betrachten, vor allem auch das Ende einer Essenssession, was beinahe einem Rauswurf gleichkommt.
- Auch in diesem Hotel werden Pantoffeln und sehr bequeme Schlafanzüge angeboten und es ist - mindestens für uns Europäer - lustig anzusehen, wie alle Japaner in Pantoffeln und Schlafanzügen zu den Mahlzeiten kommen. Andere Länder, andere Sitten
. - Abfälle können in der Tat nirgends öffentlich entsorgt werden, also füllen wir jeweils unsere mitgenommenen kleinen Kehrichtsäcke und legen diese im Hotelzimmer neben den Papierkorb.
- Rauchen ist nur in den wenigen bezeichneten Raucherboxen gestattet, welche - mit Ausnahme des heutigen Hotels - an ein Strafstehen in einer Ecke erinnern. Ausser eben heute, wo es im Hotel ein grosszügiges Fumoir hat. Da Irene vor kurzem auf diese fast geruch- und rauchlosen 'Nikotindampfer' umgestellt hat, darf sie jetzt auch in 'Luigi' rauchen, so dass ihr Nikotinhaushalt jederzeit im Lot ist. Selbstverständlich führt sie dabei den eigenen Aschenbecher mit und nichts landet mehr in der Umwelt.
- Die Japaner sind sehr sicherheitsbewusst. Überall ist geschrieben, was man darf und was nicht, resp. man wird vor allem Möglichen und Unmöglichen gewarnt. Die Übersetzungs-App ist wirklich toll, aber die Anwendung halt mit der Zeit doch etwas aufwändig. Also lassen wir die Leserei und Übersetzerei bleiben und wenden den gesunden Menschenverstand und die beigebrachten Manieren an, was bestens ausreicht! Der Strassenverkehr verläuft seeehr ruhig und gesittet. Gehupt wird nicht und allfällige Wartezeiten an Kreuzungen infolge Nichtreaktion des voraus stehenden Fahrzeuges werden geduldig ausgesessen.
- Andererseits - und da staunen wir - kennen die Japaner kein Tagesfahrlicht an den Fahrzeugen und auch bei Regen, Wind und Nebel haben nur die wenigstens das Licht angezündet.
- In allen Städten und auch über Land gibt es viele Lichtsignale. Aber jedes scheint völlig autonom für sich zu funktionieren und wechselt nach geraumer Zeit auch dann auf Rot, wenn weit und breit kein Querverkehr vorhanden ist. Der Begriff 'Grüne Welle' scheint in Japan noch nicht angekommen zu sein, andererseits kurven in den grösseren Restaurants Roboter umher, die einem beim Tischabräumen helfen.
Wir haben jetzt im Nordosten der Insel im Fischerdorf Shiretoko - am Rande des gleichnamigen Nationalparkes und UNESCO-Kulturerbe - Halt gemacht. Es ist da so gut wie nichts los und diverse verfallene Gebäude und Hafenanlagen zeugen von besseren Zeiten der Krabbenfischerei. Bekannt ist das Dorf jetzt vor allem für die unberührte Wildnis und die reichhaltige Tierwelt (inkl. Bären). Einmal im Jahr kommt Treibeis aus der Polarregion vorbei und dieses wird in unserem Hotel aufbewahrt und in einer durchsichtigen Kühlbox zur Schau gestellt. Sollte man dieses Eis nicht besser in Gin & Tonics verwenden
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