Islands of Japan 15.-17.09.2025 - Fahrzeugübernahme und andere Vorbereitungen

15. September 2025, 10:00 Uhr: Die 1. Nacht in unserem Hotel in Sapporo haben wir gut hinter uns gebracht und ausgiebig das reichliche Frühstück genossen. Bereits haben wir diverse Rallye-Freunde getroffen und uns über das unterschiedlich erlebte Einreiseprozedere bezüglich unserer Fahrzeugpapiere unterhalten. Wir hatten offensichtlich Pech, da wir als vermutlich als Erste den japanischen Zoll in Tokio passiert haben. Zu diesem Zeitpunkt wusste der Zoll noch von nichts, während diejenigen, welche später einreisten, aufs Freundlichste empfangen wurden, innert einer Minute alle nötigen Stempel erhielten und praktisch durchgewunken wurden angry. Wenigstens sind unsere mühsam erarbeiteten Stempel alle gültig und erst noch an der richtigen Stelle, so dass wir zuversichtlich sind, unseren 'Luigi' in drei Tagen empfangen zu dürfen.

Langjährige Leser meiner Berichte wissen, dass es ein Hobby von mir ist, architektonische Missgriffe bei der Hotelbadezimmergestaltung aufzuspüren und zu kommentieren. Wobei 'aufspüren' gar nie nötig ist, denn solche Missgriffe springen einem in der Regel förmlich an - diesmal im wahrsten Sinne des Wortes!

Das Badezimmer selber ist gut ausgestattet, mit separater Dusche, Badewanne, Lavabo und WC. Wasser kommt an den dafür vorgesehenen Stellen raus und fliesst auch an den dafür vorgesehenen Stellen ab. Eine Herausforderung ist allerdings das japanische Dusch-WC, für welches eine in japanisch gehaltene Fernsteuerung mit 18 Bedienungsknöpfen und 2 Schiebreglern vorhanden ist (siehe Foto unten). Nur wenige - auch mit Blindenschrift versehene - Knöpfe sind mit einem Symbol ausgestattet, welche bei guter Beleuchtung und aufgesetzter Brille die ungefähre Funktion erahnen lassen. Es gibt zwei Knöpfe für den Duschvorgang, allerdings habe ich bis jetzt nicht herausgefunden, ob rein symbolmässig asiatische und europäische Hinterteile unterschieden werden oder ob sich eines dieser Symbole nicht doch eher auf die Oberweite der Damen bezieht, was nach meinem Verständnis jedoch keinen Sinn macht. Vermutlich wird nach Hinter- und Vorderteilen von Damen und Herren unterschieden, was aber beim Praxistest nicht bestätigt wurde. Aber es heisst ja: Andere Länder, andere Sitten.

Interessant sind die beiden Knöpfe zum Heben und Senken der jeweiligen WC-Deckel. Der Öffnungs- und Schliessvorgang der ausladenden Deckel geht dermassen schnell, dass man aufpassen muss, entweder keinen Kinnhaken zu bekommen oder nichts einzuklemmen. Die Gefahr besteht darum, weil die Bedienungseinheit recht tief und nahe an der Schüssel angeschraubt ist und man sich als gross gewachsener Europäer - bei schlechtem Licht sowieso - bücken muss, um die klein gehalteten Symbole der Fernbedienung zu erkennen. Der WC-Ring selber wird durchgehend kräftig beheizt, also nicht nur, wenn man darauf sitzt. Da bekommt der Begriff 'boiled eggs' plötzlich eine ganz andere Dimension wink.

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16. September 2025, 16:00 Uhr: Nach halbwegs durchwachter Nacht - der Jetlag lässt immer noch grüssen - ging es heute morgen bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen auf Shopping-Tour. Der exakt um 11:30 Uhr abfahrende hoteleigene Shuttle-Bus brachte uns mehr oder weniger ins Zentrum von Sapporo wo Irene den schon vorher mit Google ausgekundschafteteten Uniqlo-Laden im 7. Stock eines 10-stöckigen Warenhaus ansteuerte. Ich habe mich vorsichtshalber schon gleich im 10. Stock parkieren lassen und konnte auf einem Bänklein sitzend ungestört die Leute beobachten, was allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte. Einmal mehr waren meine Grösse sowie das friedhofsblonde Haar ein Hingucker für die vorbeiwuselnden Einheimischen.

In diesem Warenhaus konnte man vermutlich alles kaufen, vor allem auch jeglichen Kitsch in Form von Plüschtieren, Umhänger, Modeaccesoires (?) und vieles andere - aus meiner technisch vorbelasteten Sicht - unnütze Zeugs. Lustig anzusehen waren die Gehversuche einiger jungen Japanerinnen auf ihren riesigen und ausladenden Plateauschuhen. Selbst auf diesen reichten sie mir nur knapp bis Brusthöhe und da sie so oder so immer ins Handy starrten, erschraken sie sichtbar bei der unmittelbaren Begegnung mit mir. Natürlich liess ich mir nichts anmerken, verneigte mich ebenso tief wie sie und lächelte ebenso freundlich wie sie.

Auf Rat eines im Warenhaus getroffenen Rallye-Freundes suchte ich später zu Fuss und alleine eine Outdoor-Shopping Mall auf. Ich wollte noch eine kurze Hose kaufen und die Auswahl war in der Tat riesig. Leider nur die Auswahl, nicht aber die Hosen: Mein europäisch geformter A.... passte einfach nirgendwo rein, sehr zur zunehmenden Verzweiflung der jungen Verkäuferinnen, welche mich von Regal zu Regal lotsten und in lieblichstem japanischem Sing-Sang die jeweiligen Vorzüge der angebotenen Hose priesen, aber nie die passende Grösse vorrätig hatten. Nach drei durchprobierten Geschäften gab ich auf und wollte das Gebäude verlassen. Da sprach mich auf dem Weg zum Ausgang eine weitere sehr junge, zierliche Dame in bestem Englisch an und erklärte mir, dass sie wisse, wo es genügend grosse Hosen mit Reissverschlusstaschen gäbe. Offenbar hatte sie mich schon eine Weile beobachtet und wusste genau, was ich wollte. Sie machte einen sehr sympathischen Eindruck und schien mit ihrem unschuldigen Gesichtsausdruck kein Wässerchen trüben zu können (tat sie auch später nicht wink).

Tatsächlich: Drei Läden weiter bei North Face gab es eine Hose, die ich mindestens in die richtige Position bringen konnte. Knapp war sie immer noch, aber die junge Dame versicherte mir, sie hätte hinten noch ein Exemplar 'extra, extra large'. Wie bitte? Ich habe in meinem Leben noch nie eine 'extra, extra large' Hose benötigt! Bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte, war sie schon wieder zurück mit dem versprochenen Exemplar. Für die junge Dame hätte diese Hose wohl auch als Wintermantel dienen können, für mich hingegen war die Grösse genau richtig und sogar die Farbe passte ganz gut zu meinen Outdoor-Hemden smiley. Nach dem Zahlungsvorgang wollte ich mich noch bedanken, aber da war sie schon wieder verschwunden, dies genau so schnell, wie sie aufgetaucht war.

Den knapp 2 Kilometer langen Weg zurück ins Hotel ging ich zu Fuss und hatte weitere Gelegenheit, mich mit den japanischen Sitten und Gebräuchen vertraut zu machen. Die Verkehrsampeln - vor allem diejenigen für die Fussgänger - können bis 100 Meter weit entfernt stehen, was für kurzsichtige Leute zur Herausforderung werden könnte. Obwohl Sapporo eine Millionenstadt ist, hat es angenehm wenig Verkehr und alle verhalten sich sehr gesittet und vorausschauend. Auch hier haben Fussgänger uneingeschränkten Vortritt und bis jetzt habe ich nicht ein einziges Mal jemanden hupen gehört. Die Strassen und Trottoirs sind alle blitzblank, aber auch des öfteren in unerwartet schlechtem Zustand. Auch viele Häuserfassaden sind häufig in angejahrtem Zustand und bilden einen gut sichtbaren Kontrast zu den immer wieder auftauchenden modernen Hochhäusern mit ihren Glasfassaden. Da und dort wird gebaut, man sieht aber nicht was, denn alle Baustellen sind sorgfältig vor Blicken geschützt. Grünflächen oder einzelne Bäume sind sehr rar, mindestens in jenen Vierteln, welche ich durchlaufen habe. Aber alles in allem eine beschauliche, unaufgeregte Stadt.

Heute Abend werden wir vermutlich das Food-Festival in der Innenstad besuchen. Ob dort dann mehr los ist? 

Kitsch, soweit das Auge reicht ...
Kitsch, soweit das Auge reicht ...
Kitsch, soweit das Auge reicht ...
... und alles in Automaten
... und alles in Automaten
... und alles in Automaten
Eher nach meinem Geschmack!
Eher nach meinem Geschmack!
Eher nach meinem Geschmack!
Wenn man genau hinschaut, sieht man ganz weit hinten die Fussgängerampel, welche auch für diesen Fussgängerstreifen gilt
Wenn man genau hinschaut, sieht man ganz weit hinten die Fussgängerampel, welche auch für diesen Fussgängerstreifen gilt
Wenn man genau hinschaut, sieht man ganz weit hinten die Fussgängerampel, welche auch für diesen Fussgängerstreifen gilt
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17. September 2025, 16:30 Uhr: Wenn auch nicht unbedingt erwartet, aber doch erhofft: Die japanischen Zollbehörden haben für die Abnahme der 22 Fahrzeuge nur 1 1/2 - und nicht wie urpsrünglich prognostiziert - 2 1/2 Tage benötigt. Also wurde der für Morgen früh bestellte Bus umdisponiert und dieser brachte uns schon heute nach dem Mittag ins rund 70 km entfernte Zollfreilager. 'Luigi' stand da wie bestellt und (bald) abgeholt. Alles war von der Firma CARS - einmal mehr - bestens vorbereitet und so mussten wir nur den Empfang des Schlüssels und der Dokumente bestätigen. 

'Luigi' sprang auch nach fast 6 Monaten Reise- und Standzeit nach kurzem Örgelen an und qualmte den anderen friedlich die Halle voll. Wir konnten die Halle als Erste verlassen und nahmen sogleich und mit Hilfe des Navi von Irene den Rückweg unter die Räder. Unterwegs gingen wir tanken und es ist uns gelungen, erstens den japanischen Kartenautomaten zur Freigabe des Treibstoffes zu bewegen und zweitens den richtigen Zapfhahn in den Tankstutzen zu stecken smiley. Ein Liter Benzin kostet in Japan knapp einen Franken, dafür sind die Autobahnen teuer. Für 44 km haben wir umgerechnet 10 Franken hingeblättert!

Die Fahrt verlief ohne Probleme, wir fanden alles auf Anhieb und hielten uns auch brav an alle Geschwindigkeitsbeschränkungen (zB. 100 km/h auf Autobahnen). 'Luigi lief prächtig und hatte spürbar Freude, seine ca. 150 Pferdestärken in der Freiheit traben zu lassen (gallopieren müssen sie dann auf den Rundkursen devil).

Im Hotel angekommen parkierten wir 'Luigi' auf den vorgesehenen Plätzen zuunterst in der Tiefgarage. Eine kurze Inspektion des Innenraumes und des Kofferraumes zeigte keinerlei Durchsuchungsspuren seitens der Behörden. Alles scheint da zu sein, doch genauer werde ich dann morgen nochmals alles im Rahmen des Scrutineering prüfen.

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Kommentare

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Michael 17.09.2025 20:00

Super, dass bis jetzt alles geklappt hat. So schön 👍