The Himalayan Challenge 2. Oktober 2018 – Day 12: Rishikesh to Rudraprayag (150 km)

Wie gewonnen, so zerronnen! Heute haben wir auf der Sonderprüfung um die 45 Sekunden Strafzeit kassiert. Der Start verlief recht gut und wir konnten die wechselnden Durchschnittsgeschwindigkeiten von 35 und 40 km/h trotz Mit- und Gegenverkehr bis zum 5-ten Kilometer halten, aber dann fuhren wir auf einen vor uns gestarteten Rallye-Teilnehmer auf, der seinerseits schon länger versuchte, die vor ihm fahrenden indischen Fahrzeuge zu überholen. Die Strassen waren zum Kreuzen wie zum Überholen ungeeignet und da die Inder unsere Aufgabe nicht kannten und Hupen generell als freundliches Zeichen betrachteten, blieb uns nichts anderes übrig, als in reduziertem Tempo ins Ziel zu schleichen. Schade, aber da kann man nichts machen. So sind nun mal die Regularities, etwas Glück gehört auch dazu.

Der Rest der Strecke war ähnlich wie gestern, manchmal sehr schön, dann wieder kilometerlange Baustellen mit Buckelpisten, Staub, Chaos und Slums am Strassenrand. Die gestern vorgenommene Überbrückung des Benzinpumpenschalters hat sich bewährt, ‚Isabella‘ spulte die ganze Strecke ohne jegliche Macken runter und wir gelangten fristgerecht ins Hotel.

Unser Hotel liegt auf rund 900 Meter ü. Meer und weit hinten in einem Tal. Das Hotel muss nach dem Bau für die damalige Zeit recht modern gewesen sein, aber irgendwie scheint diese Zeit etwas stehen geblieben zu sein, denn alles verlottert gediegen und unauffällig vor sich hin. Die Zimmertüre schliesst erst nach gutem, aber beherzten ‚Zureden‘, dafür lässt sich die Balkontüre kaum öffnen, resp. das Scharnier gibt vor dem Schloss nach. Der Fernseher ist noch aus der guten alten Röhrenzeit, trotzdem (oder darum?) haben wir ihn auf keine Art und Weise zum Laufen gebracht. Dies stört uns nicht weiter, da wir so oder so kein indisch verstehen und ich während der vorangegangenen unfreiwilligen Ruhetage genügend Cricket-Sendungen sehen durfte. Auch das Bad, resp. die Dusche ist etwas gewöhnungsbedürftig. Es steht ein grosser Eimer mit einem Schöpfmass drin, vermutlich ist die kontinuierliche Wasserzufuhr nicht garantiert. Es hat total neun Lampen im Zimmer, aber 14 Lichtschalter. Von diesen neun Lampen gehen immerhin fünf und trotzdem sieht man wenig. Bezüglich des Badezimmers ist das vermutlich auch besser so. Die Betten machen einen stabilen Eindruck, ziemlich sicher auch dank der brettharten Matratze, welche wesentlich zur gesamten Steifigkeit unserer Schlafgelegenheit beiträgt. Das alles stört uns aber nicht, denn wir wissen ja, was wir gebucht haben.

Zum Trinken gibt es im Hotel nur Tee, Wasser und Cola in den alten 200 ml Flaschen. Einigen Rallye-Teilnehmer passt das nicht, denn ich höre sie von unserem Zimmern aus im Aussenrestaurant nach Bier rufen. Andere haben vorgesorgt und einen persönlichen Vorrat an Gin, Bier und Wein mitgebracht. Wir haben nichts dergleichen vorgesorgt und werden das ziemlich sicher überleben!

Immer mehr fallen jetzt die einen oder anderen Fahrzeuge aus. Bereits drei Teams fahren in Mietwagen mit, ein anderes ist gestern unfallbedingt ausgefallen. Die Mechaniker haben unterwegs und am Abend im Hotel viel Arbeit. Wir hoffen natürlich, dass ‚Isabella‘ durchhält. Bis jetzt sieht alles sehr gut aus, aber wir fahren auch relativ sorgfältig und zurückhaltend (doch, doch, das können wir auch   ). Denn auf dieser Rallye ist bekanntlich der Weg das Ziel!

Nachtrag um 22:00 Uhr: Die von den Rallye-Teilnehmer mitgenommenen Alkohol-Notrationen haben alle den Weg auf die Hotel-Terrasse gefunden und es kam in der Tat eine beträchtliche Menge an Bier und schärferen Flüssigkeiten zusammen, welche ab ca. 16:30 Uhr kontinuierlich vernichtet wurde. Dazwischen gab es wiederum ein ausgezeichnetes Nachtessen vom Buffet, sowohl Röbi und ich sind inzwischen Fan der indischen Küche geworden, selbst wenn teilweise alles vegetarisch ist. Der Alkoholkonsum zeigte zunehmend Wirkung und als dann ein Teilnehmer noch seine Musikanlage in Betrieb nahm, war mindestens die Hälfte der Teinehmenden nicht mehr zu halten. Es wurde gesungen, getanzt, gejohlt, gelacht, weiter getrunken bis der Musikanlage der Schnauf, resp. der Akku ausging. Der gestern verunfallte Teilnehmer hat vor dem Abtransport mit dem Krankenwagen seine mitgebrachte volle Zigarrenkiste weiter gegeben mit der Bitte, alle aufzurauchen, die Rallye zu geniessen und ab und zu an seine Frau und ihn zu denken. Das solche Eskapaden nicht gewohnte Hotel-Personal wusste nicht mehr, wie ihm geschah und gab sich Mühe, eine gute Miene zum bösen(?) Spiel zu machen (wir waren zum Glück die einzigen Gäste). Kurz vor 22 Uhr war dann Ende der Vorstellung und die teilweise beträchtlich alkoholisierten Teilnehmenden zogen sich wankend in ihre Gemächer zurück. Röbi und ich verfolgten den ganzen Abend in sicherer Distanz, fotografierten und filmten die Höhepunkte des Geschehens. Alkohol haben wir selbst auf Einladung keinen zu uns genommen, denn morgen geht es ja weiter und wir wissen nicht, ob dann alle nüchtern losfahren können und wer sich wie lange wo am Kopf kratzen muss. Aus Solidarität mit dem verunfallten Paar haben wir aber gerne eine der offerierten Zigarren geraucht, welche uns auf Grund der Länge und des Umfangs fast eine Stunde lang beschäftigt hat.
Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Truppe am heutigen Abend beim einheimischen Personal einen besonders guten Eindruck hinterlassen hat. Andererseits wäre ohne uns das Hotel leer gewesen, denn derzeit ist hier keine Saison. Auch der Umsatz an nicht alkoholischen Getränken war bestimmt überdurchschnittlich. Aber ob der Zweck in diesem Fall die Mittel geheiligt hat?

20181002_162600-2000.jpg
20181002_162600-2000.jpg
20181002_161329-2000.jpg
20181002_161329-2000.jpg
20181002_181045-2000.jpg
20181002_181045-2000.jpg
20181002_181028-2000.jpg
20181002_181028-2000.jpg
20181002_200049-2000.jpg
20181002_200049-2000.jpg
20181002_181011-2000.jpg
20181002_181011-2000.jpg