The Himalayan Challenge 1. Oktober 2018 – Day 11: Mussoorie to Rishikesh (203 km)

Auch der heutige Tag hatte es in sich, es waren zwar nur 203 km zu fahren, aber wir kamen über einen Schnitt von 25 km/h nicht hinaus. Die maximale Geschwindigkeit betrug 57 km/h. Die ersten 140 km waren sehr kurvig, aber traumhaft, wir fuhren zwischen 1’200 und 2’500 Meter ü. Meer von einem Tal ins andere, alles in bewaldeten Gebieten und teilweise entlang einem riesigen Stausee. Die Strassen waren alle sehr eng und das Kreuzen schwierig. Die Schäden der jüngsten Regenfälle waren immer noch gut sichtbar, hinderten uns aber kaum am (langsamen) Vorwärtskommen.

Die letzten 63 km waren hingegen eine durchgehende Strassenbaustelle bis fast vor das Hotel. Auch hier wurden primär die Schäden aus den Regenfällen behoben, welche für uns Schweizer fast unvorstellbar gross sind. Ganze Berghänge sind runtergekommen, viele Brücken wurden weggerissen und diverse Strassenabschnitte weggespült. Als Sofortmassnahmen wurden fahrzeugbreite Trampelpfade über die Schuttkegel eingerichtet und jetzt versucht man, diese wegzuräumen und die Hänge zu sichern. Schwere Maschinen sind an der Arbeit, aber auch hunderte von Indern, welche die Steine von Hand und in Körben wegräumen. Dazwischen quält sich der Verkehr durch, alles ist staubig und die Sicht strebt manchmal gegen Null. Dazwischen durchfährt man Schlammlöcher und wer da nicht mit Schwung durchgeht, bleibt unweigerlich stecken. Am Rande der Schuttkegel sind einfache Zelte aus Plastikblachen ausgestellt, in denen die Strassenbauarbeiter mit ihren Familien hausen. Das Elend ist hier fast nicht zu beschreiben und macht einmal mehr nachdenklich.

‚Isabella‘ hat die ganze Strecke relativ problemlos gemeistert, doch manchmal stellt sie einfach mitten im Fahren den Motor ab. Sobald ich den Motor wieder starte, läuft er an, als wäre nichts gewesen. Das Problem ist heute deutlich verstärkt aufgetreten, manchmal nach einer Bodenwelle, manchmal auf ruhiger Fahrbahn. Dann konnten wir wieder 10 km Holperstrecke ohne jegliche Probleme fahren. Als auf einer abschüssigen Strecke der Motor wieder ausging, wir aber immer noch im Gang rollten, rüttelte ich am Schalter für die Benzinpumpe und siehe da, der Motor sprang wieder an. Das konnten wir einige weitere Male so durchführen und es scheint also, dass der Schalter nicht mehr ganz richtig Kontakt gibt. Das würde zu einigen festgestellten Symptomen passen, wenn auch nicht zu allen. Wir haben den Schalter heute Abend auf dem Hotel-Parkplatz überbrückt und werden morgen schauen, wie sich ‚Isabella‘ verhält.

Die heutige Sonderprüfung mit zwei wechselnden Durchschnittsgeschwindigkeiten über rund 9 km ist uns ganz gut gelungen, wir haben nur 2 Sekunden Abweichung. Wir mussten aber etwas bibbern, denn gegen Schluss fuhren wir auf einen etwas langsamer fahrenden Touristenbus auf. Zum Glück kam das Ziel 50 Meter später in Sichtweite.
Leider hat sich heute ein Unfall ereignet, der aber zum Glück relativ glimpflich abgelaufen ist. Der Fahrer hat sich beim Zusammenstoss das Knie am Armaturenbrett zertrümmert, die Beifahrerin ist ausser einem massiven Schock unverletzt geblieben. Das Fahrzeug ist nicht mehr fahrtüchtig. Der indische Strassenverkehr ist in der Tat sehr anspruchsvoll und man tut gut daran, sich entsprechend defensiv zu verhalten, die Geschwindigkeit den Umständen und dem eigenen Fahrvermögen anzupassen.

Unser Hotel liegt direkt an einem Hang am Fluss Ganges und hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Wir sind in der untersten Etage, relativ nahe am Fluss untergebracht und die jahrelange Feuchtigkeit hat sich im ganzen Zimmer deutlich festgesetzt. Es ist jedoch alles sauber und es lässt sich problemlos eine Nacht aushalten.

Nachtrag um 21:00 Uhr: Einmal mehr haben wir ausgezeichnet gegessen! Alles war komplett vegetarisch und Alkohol wurde auch keiner ausgeschenkt, denn wir sind in der Pilgerstadt Rishikesh, wo einst die Beatles ihre Hare Krishna Phase eingeläutet haben. Da herrscht immer noch Zucht und Ordnung, denn Rishikesh gilt auch als Yoga-Hauptstadt und die Pilger hoffen, durch ein Bad im heiligen Fluss Ganges näher an die Erlösung zu kommen. Da Röbi und ich relativ wenig bis nichts mit Yoga am Hut haben, verzichteten wir auf den nächtlichen Besuch eines Ashrams, nicht zuletzt auch darum, weil die den Touristen angebotenen Ashram-Besuche primär dem Geld sammeln dienen und nur noch wenig vom ursprünglichen Ashram-Gedanken vorhanden ist.

Etwas erstaunt haben wir zur Kenntnis genommen, dass wir dank unserer heutigen recht gut gefahrenen Sonderprüfung vom sechsten auf den ersten Platz der Gesamtrangliste gerutscht sind, allerdings dicht gefolgt von fünf anderen Teilnehmern, welche nur zwischen 4 und 7 Sekunden Rückstand haben. Da ist also noch alles offen und ein einzelner zur falschen Zeit am falschen Ort fahrender Lastwagen oder Touristenbus kann alles über den Haufen werfen.

Inzwischen sind wir in unser Zimmer zurückgekehrt und wir können euch versichern, dass alles ziemlich stark ‚mäggelet‘. Frische Luft könnten wir nur zusammen mit Mücken reinlassen und das wollen wir nicht. An der Decke hängt ein altertümlicher Ventilator, der im Maximalbetrieb so fest eiert wie wir es bereits von den Rädern einiger Tuk-Tuks her kennen. Gleichzeitg versucht eine mindestens ebenso alte Klimaanlage die ihr gestellte Aufgabe der Kühlung zu erfüllen, was nur leidlich gelingt. Beide Geräte machen dabei so viel Lärm, dass wir sie über Nacht abstellen werden.

Das Wetter ist schön, heiss und feucht. Wir sind froh, dass der Regen auch in den nächsten Tagen ausbleibt, denn wir sind nicht sicher, wie stark der Ganges bei Regen ansteigt und evt. auf die Höhe unserers Hotel-Zimmers zu fliessen kommt. Rein vom Geschmack im Zimmer her ist das wohl schon ein paar Mal geschehen, aber wir können auf dieses Bad gut verzichten, denn auch in absehbarer Zeit wollen wir der Erlösung noch nicht zu nahe kommen!

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