The Himalayan Challenge 30. September 2018 – Day 10: Shimla to Mussoorie (298 km)

Eine halbe Stunde vor dem Start, also um 06:30 Uhr, bekamen wir neue Anweisungen. Die geplante Strecke konnte wegen eines Felssturzes nicht befahren werden. So musste der Organisator erneut eine andere Strecke suchen, was ihm auch gelang, allerdings waren es jetzt total 300 km und die dafür erlaubte Zeit wurde auf 10.5 Stunden verlängert. Dafür entfiel die heutige Sonderprüfung.

Auf diesen 300 km haben wir vermutlich alles gesehen, was Indien zu bieten hat. Gestartet sind wir auf 2’600 Meter ü. Meer und fuhren über kurvige, aber gut ausgebaute Strassen mit wenig Verkehr und (fast) ohne Abfälle. Doch schon bald nahm der Verkehr, insbesondere die Anzahl der Lastwagen massiv zu und die Strassen wurden immer schlechter. Es staubte immer mehr und stank nach allem möglichen. In den durchfahrenen Dörfern hielten sich Unmengen von Personen auf und versuchten, möglichst unfallfrei dem Strassenverlauf zu folgen. Trottoirs oder ähnliches gab es nirgends und nicht wenige Male wurden die weit wallenden Saris der Inderinnen von den Fahrzeugen gestreift. Alles war voller Abfall und die wenigen grossen Müllmulden waren alle voll, resp. es lag vieles darum herum, da die häufig vorkommenden Paviane alles durchwühlen. Im ganzen Schutt und Dreck spielen die Kleinkinder, als wäre es das normalste der Welt. Selbstverständlich haben auch die Kühe und streunenden Hunde nicht gefehlt, welche im Abfall nach etwas Essbarem suchten. Die Behausungen waren im besten Fall halb verfallene ein- bis zweistöckige Backsteinbauten, häufig aber auch Zelte oder dann einfach Plastikblachen, welche über ein rudimentäres Holzgestell gespannt waren. Geheizt wird mit kleinen Feuerchen und als Brennmaterial dient der Abfall, was zusätzlichen Rauch und Gestank erzeugt. Direkt an der Strasse wurden alle Arten von Gemüse und Früchten angeboten, Staub inklusive. Manchmal kann man fast nicht hinschauen und vielen Kindern sieht man an, was wenig rosig wohl ihre Zukunft sein wird. Aber unvermindert ist die Freude und Fröhlichkeit, welche uns permanent entgegengebracht wird. Es wird gewunken, gejohlt und fotografiert. Manchmal stehen die Leute einfach vor das langsam fahrende Fahrzeug oder auf die Trittbretter, damit es für die Foto möglichst gut aussieht.

Irgendwann mussten wir abzweigen und plötzlich gab es keinen Verkehr mehr, nur gut ausgebaute, aber immer noch sehr kurvige Strassen mit kaum Schlaglöchern und Natur soweit das Auge reichte. So konnten wir etwas Zeit gut machen und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf über 35 km/h steigern. Die Navigation war anspruchsvoll, denn wir haben vom Veranstalter nur rudimentäre Angaben erhalten. Es gäbe zwar Strassennummern, aber die sieht man auf den Distanzsteinen erst, wenn man auf der Strasse schon ein gutes Stück gefahren und ausserhalb eines Dorfes ist. Die wenigen Wegweiser bei den Kreuzungen sind entweder krumm gefahren, fehlen gänzlich oder dann ist alles auf indisch angeschrieben. So sind wir viel nach Gefühl, Kompass und Wegpunkten gefahren und haben trotzdem alle vier Passage-Controls auf Anhieb gefunden.

Für die letzten 50 km hatten wir noch drei Stunden Zeit. Von 450 Meter ü. Meer ging es über eine sehr schmale, aber immerhin geteerte Strasse ein idyllisches Tal nach Mussoorie auf 2’000 Meter ü. Meer hinauf. Das Kreuzen der Fahrzeuge war immer wieder ein Erlebnis, vor allem wenn einem Lastwagen oder Touristenbusse entgegenkamen. Häufig war beidseits der Fahrzeuge nur wenige Finger breit Platz und trotzdem ist alles ohne Schrammen und Beulen abgelaufen. Die Hupe war im Dauereinsatz und scheint schon etwas heiserer geworden zu sein. Kurz vor dem Ziel mussten wir uns nochmals durch stark belebte Dörfer kämpfen, alleine für die letzten 5 km brauchten wir fast 40 Minuten.

Man merkt schon: Sobald man in Tourismus-Regionen kommt, ist die Qualität der Umgebung, der Strassen und Häuser eine ganz andere als in Regionen ohne Touristen. Die Unterschiede sind frappant, mit Ausnahme des Verkehrschaos, welches in Dörfern immer etwa gleich ist. In besseren Gegenden hat es wenigstens Verkehrspolizisten, welche mitten im Getümmel stehen, irgendwelche Zeichen geben und permanent in eine Trillerpfeiffe blasen. Röbi und ich sind zuversichtlich, bis zum Ende der Rallye herausgefunden zu haben, wozu diese Pfeifferei gut ist.

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