The Himalayan Challenge 10. Oktober 2018 – Day 20: Chitwan National Park to Lucknow, India (460 km)

Die heutigen 460 km hatten es durchaus in sich. Bis zur Grenze waren 150 km auf den gewohnt gemischt oberflächigen Strassen zu absolvieren, begleitet vom üblichen Verkehrsgetümmel, Staub und Lärm. Während rund 20 Minuten kamen wir in einen Regenschauer, das hat zwar den Staub deutlich reduziert, dafür war auf Grund der Wassermenge kaum mehr ein Fortkommen möglich.

Der Grenzübertritt dauerte auch diesmal mehr als 2 Stunden, wovon wir bei der Ausreise aus Nepal 75 Minuten auf den richtigen Stempel für das Carnet de Passage warten mussten. Grund: Der einzige für diesen Stempel zuständige Beamte hatte Mittagszeit! Auf der indischen Seite ging es dafür verhältnismässig schnell und erstmals hat ein Beamter geprüft, ob die Chassisnummer im Carnet auch mit der effektiven Chassisnummer am Fahrzeug übereinstimmt. Es hat ihm allerdings gereicht, die richtige Nummer auf einem von mir erstellten Typenschild aussen an der Motorhaube abzulesen. Auf diesem Schild habe ich schon länger alle relevanten Nummern eingravieren lassen und das hat die ganze Prüferei an der Grenze schon öfters beschleunigt.

An der Grenze war generell sehr viel los, gelinde gesagt, es herrschte Chaos in Reinkultur. Die Doppelspur Richtung Nepal war auf beiden Spuren komplett mit Lastwagen zugestellt, so dass alle anderen Fahrzeuge Richtung Nepal auf unserer nach Indien führenden Doppelspur entgegen kamen. Die Behördenbüros waren nur auf indisch angeschrieben und von den hunderten Kleinläden beidseits entlang der Strasse kaum zu unterscheiden. Zum Glück hat der Veranstalter lokale Hilfsposten engagiert, sonst hätten wir die nötigen Stellen nie gefunden. Wir kämpften uns rund 5 km durch das Grenzgebiet, bevor dann der Trubel etwas nachliess. Die Doppelspur vor dem Grenzposten nach Nepal war während 16 km beidseitig mit Lastwagen voll gestellt, die alle auf den Grenzübertritt warteten. Wir haben pro Kilometer und pro Spur rund 60 stehende Lastwagen gezählt, was bei zwei Spuren und 16 km Länge knapp 2’000 Lastwagen ausmacht! Halleluia!

Die nächsten 40 km holperten nochmals ganz prächtig, bevor wir dann noch genau 200 km auf der richtungsgetrennten vierspurigen Autobahn zurücklegen durften. Auch das war eine neue Erfahrung: Auf indischen Autobahnen gibt es keine Falschfahrer, es gibt nur Fahrer, die nicht in der gleichen Richtung unterwegs sind wie du. Meistens kommen sie dir auf dem Pannenstreifen entgegen. Weil dieser aber häufig durch Pannenfahrzeuge, Ochsenkarren, Fussgänger oder Kühe besetzt ist, weichen sie auf die Normalspur aus. Nur in seltenen Fällen kommen sie dir auf der Überholspur entgegen. Wenigstens signalisieren sie dir mit der Lichthupe, dass du sie beachten und ausweichen sollst.

Wir konnten auch die in unseren Breitengraden bekannten ‚Elefantenrennen‘ beobachten. Dazu wird ein mit 7 Erwachsenen und 2 Kindern gefülltes Tuk-Tuk benötigt, welches mit 40 km/h auf der Normalspur fährt. Daneben überholt ein 41 km/h fahrender Traktor mit Einachs-Anhänger. So bleibt immer noch genügend Platz für einen klapprigen alten Lastwagen, der die beiden mit 42 km/h überholt. Wehe, wenn dann zur gleichen Zeit eine indische Kuh vom 3 Meter breiten grasgünen Mittelstreifen auf die Fahrbahn hinunter steigt!

Wir haben diesen 200 km langen Husarenritt gut überstanden und sind jetzt in einem schönen Hotel in Lucknow. Diese Stadt hat fast 3 Millionen Einwohner und auch hier ist der Verkehr hektisch, stinkend und ohrenbetäubend. Gut, starten wir diesbezüglich morgen zur letzten Etappe nach Agra.

DSC_9368-2-2000.jpg
DSC_9368-2-2000.jpg
DSC_8681-2-2000.jpg
DSC_8681-2-2000.jpg
DSC_8297-2-2000.jpg
DSC_8297-2-2000.jpg