The 12th Flying Scotsman Tag 3 - 03.04.2022: Aviemore to Gleneagles

Wider Erwarten startete der Tag mit Sonnenschein, obwohl es in der Nacht ziemlich geregnet hatte und in Schottland ist wettermässig so oder so alles möglich. Bis zu meinem ersten Einsatzort musste ich fast 2 Stunden fahren und so fuhr ich zeitig los. Die Strecke dahin war wunderschön und einige Abschnitte kamen mir von der Highland Thistle noch recht bekannt vor, vor allem eine kleine schmale und hohe Brücke, bei der man den Gegenverkehr erst sah, wenn man ganz oben auf der Kuppe stand. Schon längere Zeit treffe ich mehr Schafe als Einwohner an und so war es auch hier nicht anders. Die die Strassen säumenden Tierarten waren wiederum zahlreich und einmal mehr ist mir die Vielzahl an Fasanen, Reb-, Perl- und sonstigen mir nicht näher bekannten Hühern aufgefallen und auch hier hat die schottische Verkehrserziehung für diese Viecher noch einige Luft nach oben. Nicht nur diese Hühner, sonder auch die zahlreich die Strassenseite wechselnden Kaninchen blieben öfters auf der Strecke, wenn zum Glück auch nicht bei mir. Einzig die roten Eichhörnchen waren immer clever genug, den Fahrzeugen auszuweichen. Interessanterweise wird aber ausgerechnet auf die roten Eichhörnchen mit Verkehrsschildern aufmerksam gemacht. Das soll mal ein Nicht-Schotte verstehen! 

Pünktlich traf ich bei meinem ersten Posten ein. Das Wetter war zwar auch hier sehr schön, aber a....kalt. Daher und auch damit ihr etwas zum Lachen habt, sende ich euch als erstes ein Selbstportrait mit der Flying Scotman Mütze. Auf einer mit Maximalgeschwindigkeit zu fahrenden Bergstrecke musste ich das korrekte Fahren einer Pylonengasse prüfen. Die Anordnung der Pylonen war nicht sehr herausfordernd, denn es ging vor allem darum, dass die Fahrer vor der nächsten Kurve die Geschwindigkeit reduzieren mussten. Lediglich ein einziger Bentley-Fahrer konnte sich lange nicht entscheiden, auf welcher Seite er in die Pylonengasse einfahren wollte, fuhr zuerst falsch, dann abrupt (der Beifahrer hat wild gestikuliert) die Richtung wechselnd doch noch richtig an der ersten Pylone vorbei. Dabei geriet aber sein Fahrzeug ins Schleudern und dadurch leicht neben die Strasse. Unter ziemlichem Protest der Getriebezahnräder musste er ein Stück zurücksetzen, bevor er dann weiter auf dem richtigen Weg die Pylonengasse verlassen konnte. Per Zufall habe ich dieses Manöver gefilmt und überlege mir jetzt ernsthaft, der Fahrer zu fragen, was es ihm wert sei, den Film nicht auf Youtube zu stellen devil.

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'Luisa' hatte heute keinen besonders guten Tag. Als erstes hat sie mich rausgeschlossen (dabei bin ich ganz anständig gefahren wink), indem beim Zuschlagen der Fahrertüre der Schliessmechanismus eingeschnappt ist. Auch die Beifahrertüre war noch verschlossen und so stand ich draussen und der Schlüssel steckte drinnen. Auch der Zweitschlüssel war sicher und unerreichbar im Handschuhfach deponiert. Vermutlich in kluger Voraussicht - man darf sich ja auch mal selber loben - habe ich zu Hause im Motorraum an einer nicht einsehbaren Stelle einen Drittschlüssel deponiert und da sich die Motorhaube bei 'Luisa' von aussen und ohne Schlüssel öffnen lässt, war das Problem schnell behoben. Schwein gehabt!

Nach der Beendigung meiner Kontrollarbeit wollte ich abfahren, aber trotz langem 'Örgeln' sprang der Motor nicht an. Auch das Hinunterrollen vom Hügel konnte den Motor nicht zum Leben erwecken. Die Zündung war aber an und die Benzinpumpe gab ihr übliches Geräusch von sich. Da es im Motorenraum nach Benzin roch, ging ich davon aus, dass dieses gefördert wurde und habe als erstes eine Zündkerze demontiert und geprüft, ob die Zündung auch tatsächlich Funken erzeugte, alles bestens. Als nächstes demontierte ich den Luftfilter und die Sache war auf den ersten Blick klar. Beide elektrisch angesteuerten Choke-Klappen waren komplett geschlossen und liessen sich auch von Hand nicht bewegen. So konnte mit bestem Willen kein gescheites Benzin-Luft-Gemisch entstehen. Mit dem kleinen Hammer und einem Schraubenzieher konnte ich die Klappen vorsichtig lösen, welche ab dann wieder ihre übliche temperaturabhängige Stellung einnahmen und auch so blieben. Der Motor sprang schon nach den ersten Anlasserumdrehungen wieder an und es herrschte Freude! Vermutlich hat es beim letzten Abschaltens des Motors einen 'Verschlucker', resp. Rückschlag gegeben, welcher diese Klappen zugedrückt hatte, etwas anderes kann ich mir nicht erklären. Ich versuchte noch Marcel Moser von der Fischer Classic Cars GmbH zu erreichen und habe erst später bemerkt, dass ja Sonntag war ...

Ab diesem Zeitpunkt lief 'Luisa' wieder bestens, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es auch einen Zusammenhang mit dem in Grossbritannien und Deutschland üblichen E10-Kraftstoff geben könnte, denn manchmal hüpft der Motor nach dem Abstellen tatsächlich noch etwas weiter. Werde beim nächsten Mal nur noch E5-Kraftstoff tanken (also maximal 5% und nicht 10% Ethanolanteil).

Danach fuhr ich weiter nach Gleneagles um die Zielankunft mit verfolgen zu können. Wie es sich für Schottland gehört, folgte nun Regen auf den Sonnenschein, was jedoch niemanden daran hinderte, mit welchen Regenschützen auch immer bewaffnet, die Ankunft der Rallye-Fahrzeuge zu feiern. Auch der Dudelsackspieler liess isch durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Stoisch dudelte er seine Töne rauf und runter, ganz egal, ob es stark, schwach oder ganz kurze Zeit gar nicht regnete.

Nicht ganz auf den vordersten Plätzen sind Carlos und Urs mit ihrem neu aufgebauten Ford Model A Coupé aus dem Jahr 1931 ins Ziel gekommen. Dank dieser leicht zurückhaltenden Platzierung zeigten einige professionelle Fotografen bereits etwas Ermüdungserscheinungen und so hatte ich genügend Raum, einige schöne Fotos von den beiden zu schiessen.

Carlos und Urs feiern heute Abend mit der Rallye-Gemeinschaft, während ich in einem 4 Kilometer entfernten Hotel logiere. Morgen Abend werden wir uns auf der Fähre von Newcastle nach Ansterdam treffen und ganz sicher eine Gelegenheit finden, auf den Flying Scotsman anzustossen. Wenn alles normal verläuft, werde ich am Abend des 5. April wieder zu Hause sein.

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