Lima to Cape Horn 19. November 2022 - Day 29: Punta Arenas to Rio Grande (466 km)

Die Organisation hat die Administration leider immer noch nicht ganz im Griff. Die offiziellen Uhren der Marshalls weichen mehrere Sekunden von der offiziellen Uhr auf dem Virtual Notice Board ab und wir müssen jeden morgen von Neuem prüfen, wie gross die Differenzen sind. Das ist insofern wichtig, da alle Regularities selber gestartet werden und wir uns nach der offiziellen Zeit richten müssen.

Die ursprünglich geplante erste Regularity musste wegen eines blockierten (?) Weges abgeändert werden. Dazu haben wir am Morgen ein Blatt Papier mit den neuen Navigationsangaben erhalten. Diese waren jedoch teilweise falsch - man konnte es auf den ersten Blick erkennen - und das hat zu einiger Konfusion geführt. An der ersten Zeitkontrolle noch vor der Regularity gab es nochmals Anweisungen und ich bin gespannt, wer am Schluss den richtigen Weg gefunden hat. Mir ist der heutige Tag recht gut gelungen und ich habe auf dem Rundkurs wohl maximal 10 Sekunden auf den schnellsten Porsche verloren. In der Kategorie der Vorkriegsfahrzeuge hat 'Luigi' bis jetzt alle Rundkurse gewonnen, nicht zuletzt Dank seiner unbändigen Kraft wink.

Wettermässig hat es den ganzen Tag über gestürmt, das Fahren war einmal mehr anspruchsvoll. Das umliegende Gelände ist jetzt sehr karg und steppenähnlich. Keine Pflanze wird hier höher als 20 cm, aber es ist von den Temperaturen her immer noch erstaunlich angenehm. Immer wieder kreuzen Lamas und Schafe die Strasse, meistens zur Unzeit. Aber Dank 'Luigis' lauter Hupe kehren die Viecher schon frühzeitig um.

Wir sind jetzt nach dem Passieren der Magellan-Strasse (Fähre) wieder in Argentinien und der Grenzübertritt wäre innert wenigen Minuten zu schaffen gewesen, wenn nicht unmittelbar vor mir zwei Reisebusse angekommen wären angry.

Wir haben jetzt mehr als 11'100 km zurückgelegt und morgen ist der letzte Tag unserer Rallye. Dieser wird nochmals happig, es sind zwei Rundkurse und drei Regularities auf dem Programm. Wenn ich keine gröberen Fehler mache, kann ich den 5. Rang im Gesamtklassement halten. In der Kategorie der Vorkriegsfahrzeuge habe ich einen derart grossen Vorsprung, dass ich morgen sämtliche Sonderprüfungen auslassen könnte. Das mache ich natürlich nicht, denn die Rallye macht nach wie vor Spass und 'Luigi' hält sich ausgezeichnet smiley.

Erfahrungsgemäss wird am Abend vor dem letzten Tag noch etwas gefeiert. Ich geh mal nachschauen, ob es schon ungefähr ein Bier gibt.

Nachtrag um 22:00 Uhr

Trotz aller Einladungen bin ich vor 22:00 Uhr und relativ nüchtern auf mein Zimmer gegangen. Morgen ist nochmals ein happiger Tag und ich möchte meine 5. Gesamtposition verteidigen. Die Chancen stehen gut, denn ich habe auf meinen nächsten Verfolger weitere 7 Sekunden gewonnen und liege jetzt mehr als 2 1/2 Minuten vor ihm. Auf die Position vor mir habe ich ebenfalls 10 Sekunden gut machen können und liege nur noch 10 Sekunden hinter ihm. Ich weiss, es ist nicht jedermanns Sache, solche Rallyes wettkampfmässig zu fahren und um jede Sekunde zu kämpfen. Für mich ist es aber klar: Ich habe mich für eine Rallye angemeldet, also fahre ich entsprechend und gebe zusammen mit 'Luigi' mein Bestes und zwar bis zu Schluss!

Diese Rallye war und ist für alle Teams eine Herausforderung. Aber der Erfolg hängt in erster Linie vom Zustand und Durchhaltevermögen des Fahrzeuges ab. Eine solche Rallye ist zugegebenermassen teuer und man kann nur wählen, ob man den Preis vorher mit einer guten Vorbereitung oder dann während der Rallye doppelt für Reparaturen zahlt. Zur guten Vorbereitung zählt auch die Arbeit von Marcel Moser und seinem Team von der Fischer Classic Cars GmbH. Er hat mir 2016 dieses Fahrzeug aus den USA beschafft, von Grund auf neu aufgebaut und ich musste seither nur noch Unterhalts- und Vorbereitungsarbeiten ausführen. Für 'Luigi' ist das jetzt der mutmasslich vierte Sieg in der Kategorie der Vorkriegsfahrzeuge in sechs Rallyes.

Ich bin froh, dass ich nie an meine Grenzen gehen musste. Obwohl ich nicht immer langsam gefahren bin und der (Seiten-)Wind eine echte Herausforderung war, bin ich wissentlich stets auf der zweitletzten Rille gefahren und hatte bis heute Abend keine einzige brenzlige Situation zu meistern (es liegen aber noch 286 km vor mir). Dafür bin ich dankbar und auch froh, dass mein zeitweiser früherer Übermut etwas der Vernunft gewichen ist, getreu dem Motto: Ich mache immer noch Unsinn, nur etwas langsamer wink.

Egal, wie der Tag morgen noch rauskommt: Die Rallye war ein voller Erfolg und ich freue mich riesig, dass ich das so erleben durfte. Es ist alles andere als selbstverständlich! Ich freue mich auf die nächste Rallye mit 'Luigi' von Alaska nach Mexiko im August 2023 und vor allem wenn Irene wieder dabei ist heart.

Kaffeehalt am Morgen
Kaffeehalt am Morgen
Kaffeehalt am Morgen
Wandschmuck im Kaffeehaus
Wandschmuck im Kaffeehaus
Wandschmuck im Kaffeehaus
In der Magellan-Strasse auf der Fähre
In der Magellan-Strasse auf der Fähre
In der Magellan-Strasse auf der Fähre