Highland Thistle Rallye 31. August 2021 - Reise von Seuzach nach St. Andrews und letzte Vorbereitungen

31. August 2021

Um 14:00 trafen wir im COVID-Testzentrum ein, liessen uns das Innere unserer Nasen kraulen und schon 20 Minuten später war klar: Wir dürfen fahren! Nach einer kurzen Abschiedszeremonie verliessen wir knapp vor 15:00 Uhr Seuzach und fuhren via Schaffhausen Richtung Stuttgart. 'Luigi' brummte zufrieden - wenn auch nicht ganz frei von Schluckauf - auf der Autobahn vor sich hin. Vermutlich hat ihm die längere Standzeit nicht so gut getan, denn mit jedem Kilometer wurde das Brummen des Motors geschmeidiger. Ein-, zweimal hörten wir etwas metallisches Kleppern, konnten dieses Geräusch jedoch keiner Ursache zuordnen und liessen uns darob nicht weiter beunruhigen. Kontakt zu den einheimischen Deutschen hatten wir kaum. Manchmal sah ich im Rückspiegel einen schnell wachsenden mückenähnlichen Punkt kommen, welcher sich Sekunden später beim Vorbeifahren als Porsche (oder ähnliches) entpuppte um sogleich wieder auf der Frontscheibe als rasch kleiner werdender mückenähnlicher Punkt zu verschwinden. Die konnten alle froh sein, dass 'Luigi' gute Laune hatte wink
Nach rund 330 km kamen wir in Mannheim an, suchten ein Hotel nahe der Autobahn auf, nahmen etwas feste Nahrung zu uns und zogen uns zur Nachtruhe zurück. Morgen wollen wir spätstens um 09:00 die restlichen 500 km bis zum Fährhafen unter die Räder nehmen.

1. September 2021

Kurz vor 09:00 Uhr sind wir in Mannheim losgefahren und gelangten auf direktem Weg über die Autobahn ohne Probleme nach Amsterdam ins Fährterminal. Beim Tanken mussten wir feststellen, dass die Halterung des hinteren Nummernschildbügels gebrochen und der Bügel aufgegangen war. Das Nummernschild hat sich leider irgendwo unterwegs verabschiedet ...
Das Einschiffen hat reibungslos geklappt: Wir mussten sämtliche Papiere und Zertifikate vorweisen, auch diejenigen, welche erst bei der Einreise in England nötig gewesen wären. Um 15:30 waren wir bereits an Bord und haben unsere Deluxe-Kabinen mit Seesicht und kleinem Doppelbett auf Deck 8 bezogen. Uns war nicht zuviel versprochen worden! Tatsächlich sehe ich von meiner Kabine aus mit etwas gutem Willen auf die See und auch das Doppelbett ist wie angekündigt klein. Da ich mich in der Diagnonale hinlegen kann, wird es wahrscheinlich trotzdem eine ruhige Nacht geben. Zur Kombinations-Dusch-Toilette (entweder/oder) benötige ich keine zwei Schritte und ein Verlaufen wäre in der Kabine auch nach dem x-ten Prosecco nicht möglich. Also alles sehr übersichtlich! 
Uns stört das nicht und wir freuen uns auf den Apéro und das anschliessende Nachtessen mit mutmasslichem Barbesuch und Zigarre auf dem Aussendeck. Wir kommen morgen erst um ca. 09:00 Uhr in Newcastle an und haben wegen der Zeitverschiebung erst noch eine Stunde gewonnen. An Bord hat es noch mindestens ein weiteres Teilnehmerpaar, mal schauen, ob wir ins Gespräch kommen (wollen). 

2. September 2021

Nach einer wellenbedingt mässig bewegten Nacht starteten wir heute Morgen gut ausgeruht auf die rund 300 km Strecke von Newcastle nach St. Andrews. Wir kamen sehr gut voran und gelangten schon um 13:40 Uhr im Hotel Fairmont in St. Andrews an. Sogleich bekamen und montierten wir (Giancarlo smiley) alle Rallye-Schilder und Startnummern. Die technische Abnahme verlief problemlos, da es an 'Luigi' nichts zu bemängeln gab. Der von Motorsport UK neu eingeführte obligatorische 'Noise-Test' verlief interessant: Die erste Einschätzung erfolgte subjektiv nach (Rest-)Gehör eines schon etwas älteren Funktionärs. Fahrzeuge mit aus seiner Wahrnehmung unauffälliger Geräuschentwicklung konnten direkt weiterfahren (das waren fast alle), während dann die überlauten Fahrzeuge (vermutlich solche ohne Auspuff ...) noch mit einem speziellen Messgerät objektiv geprüft wurden. Nun ja, auf jeden Fall haben alle Fahrzeuge bestanden.
Um 15:00 Uhr ging Giancarlo zum Briefing und erhielt dabei allerlei Tipps und Tricks, welche uns in den kommenden Tagen (hoffentlich) das Navigieren etwas erleichtern sollten. Selber habe ich 'Luigi' aufgebockt und die Kupplung nachgestellt, so dass jetzt wieder ein kratzfreies Schalten möglich ist, auch wenn das Kupplungspedal nicht durch das Bodenbrett durchgetreten wird.
Anschliessend mussten wir die im Voraus bestellten COVID-Tests durchführen und an der Reception abgeben. Die Schotten gehen recht entspannt mit COVID um. Innerhalb des Hotels tragen alle konsequent eine Maske, häufig im Gesicht, manchmal am Arm, manchmal um den Hals, aber getragen wird sie. Ausserhalb des Hotels sieht man keine Masken und auch die Begrüssungen fielen durchaus herzlich und körpernah aus (es mussten sich ja alle im Vorfeld impfen, resp. testen lassen).
Jetzt beginnt dann gleich der Welcome-Apéro mit nachfolgendem Nachtessen. Das wollen wir uns sicher nicht entgehen lassen!

Nachtrag um 21:30 Uhr: Das Wiedersehen mit vielen langjährigen Rallye-FreundInnen war eine schöne und herzliche Angelegenheit und trotz aller Verständingungschwierigkeiten (mindestens meinerseits, ich war einfach noch zu nüchtern) haben wir uns gut verstanden. Das Abendessen - ganz nach schottischem Stil - war ausgezeichnet, wenn auch optisch etwas gewöhnungsbedürftig. Der Knochen der Schafshaxe dominierte den Teller über mindestens zwei Ränder und widersetzte sich sämtlichen Versuchen, das Fleisch in wohlgestalteter Manier und Knigge-konform preiszugeben. Erst nach der Beseitigung der interessant gestalteten Broccoli-Formation sowie eines weiteren mir nicht namentlich vorgestellen mutmasslichen Gemüses gelang es mir, das Fleisch vom Knochen zu schälen. Das jetzt vorgefundene Fleisch war aber überaus zart und geschmackvoll, wie ich es selten bei ähnlicher Zubereitung erlebt habe. So habe ich denn als einziger an unserem 10-er Tisch einen blank geschrubbten Schafsknochen hinterlassen, was doch da und dort etwas Bewunderung hinterlassen hat. Auch das Dessert - eine Mischung zwischen Schwarzwälderschnitte und Wischmob - hat zumindest teilweise den Weg in meinen Magen gefunden, in der Hoffnung, dass es dort nicht allzu lange verweilen möge. Glücklicherweise muss ich morgen nur fahren und das tun, was Giancarlo mir anweisen wird ...