Carrera Italia 29. September 2021 - Reise an den Start nach Sanremo in 3 Tagen

29. September 2021

Auf Grund eines vorangegangenen Privattermins fuhren wir erst um ca. 15:00 Uhr los, denn wir mussten ja nur bis Neuenburg fahren, wo wir auf unsere englischen Rallye-Freunde trafen. Diese waren schon 2 Tage früher individuell in England losgefahren und begannen im französischen Reims eine Art Vor-Rallye mit dem Namen 'Tour To Italy'.

Was als lockere Anreise geplant war, begann in England mit ziemlich viel Stress, da wegen einer künstlich erzeugten Benzinknappheit kaum mehr an Treibstoff zu kommen war. Nur dank gegeseitigem Aushelfen mit dem Reservekanister kamen sie überhaupt auf die Fähre. Letztzendlich aber trafen ca. 12 englische Teams im Hotel Palafitte in Neuenburg ein und wir genossen zusammen einen gemütlichen Abend.

Leider machte sich bei mir bereits im Laufe des Nachmittags ein immer stärker werdendes Bauchgrimmen bemerkbar und deshalb verbrachte ich einen grossen Teil der Nacht im Badezimmer und hatte somit genügend Zeit, die architektonischen Planungs- und handwerklichen Realisierungsleistungen der Jahrtausendwende zu studieren. Alle .diesbezüglichen Bemühungen wie auch die Gedanken an das Buch von Giulia Enders 'Darm mit Charme' verliefen im Sande, resp. in der Schüssel ...

30. September 2021

Trotz wenig Schlaf meinerseits (Irene hat wunderbar durchgeschlafen) fuhren wir gegen 10 Uhr los und gelangten bei fast wolkenlosem Himmel via Col du Pillon, Gstaad, Col de la Croix und den Grossen St. Bernhard (selbstverständlich über den Pass und nicht durch den Tunnel) nach Italien. Dank (oder trotz?) ausgefülltem PLF (Passenger Loactor Form), wo wir das genaue Datum, die genaue Zeit wie auch den Ort unseres Grenzübertrittes bekannt gegeben hatten, mussten wir keine einzige Kontrolle über uns ergehen lassen und auch an der nahe der Grenze gelegenen Tankstelle waren wir offensichtlich die einzigen, welche die Maske wenigstens griffbereit hatten.

Bald darauf kamen wir in Courmayeur an wo wir am Fusse des Mont Blanc unser Quartier in einem wunderschönen, aber mit vielen Antiquitäten überfrachteten Hotel bezogen. Da sich mein Bauchgrimmen - vermutlich ab der kurvenreichen Strecke - ziemlich zurückgezogen hatte, schöpfte ich beim Abendessen (fast) aus dem Vollen und wir gingen frühzeitig zu Bett. Entgegen meinen Erwartungen fiel die erste Sonderprüfung aus, denn Irene war derart müde, dass sie die gemeinsame Bettdecke die ganze Nacht hindurch widerspruchlos mit mir teilte wink.

1. Oktober 2021

Nach mindestens 9 Stunden Schlaf ging es gegen 10 Uhr wieder bei schönstem, aber kaltem Wetter (12° Celsius) los, selbstverständlich mit offenem Verdeck. Irene - eingepackt in diverse Wolldecken - lotste uns über den Kleinen St. Bernhard und viele weitere Bergstrecken Richtung Süden. Die hinter uns fahrenden anderen Rallye-Teilnehmer haben wir bald aus den Augen verloren, denn der Mustang lief prächtig und bergauf ist er dank seines fast unerschöpflichen Drehmomentes (und der kürzeren Hinterachsuntersetzung) in seinem Element.

Viele Kurven später war eine blasentechnische Pause angesagt und ich kam auf die Idee, anstelle der vom Veranstalter für unser Spezial-Navi gelieferten 'Route' nach dem ebenfalls mitgelieferten 'Track' zu navigieren. Aber irgendwie hatte ich das Ganze nicht so gut im Griff, denn die nun aktuell angezeigte Position von unserem Mustang  war rund 4 km vom angegebenen 'Track' entfernt. Was habe ich da wohl falsch eingestellt, resp. was hat der Ersteller des 'Tracks' wohl falsch aufgezeichnet? Es vergingen weitere x Kilometer, bis wir anerkennen mussten, dass der Fehler bei uns lag. Wir fuhren zwar auf einer wunderschönen Strasse, leider auf der falschen. Irgendwo mussten wir vor lauter Staunen ab der vielen Sehenswürdigkeiten eine Abzweigung verpasst haben. Wir fanden jedoch - wenn auch mit kleinen Umwegen - schnell wieder auf die Original-Route zurück und fuhren via viele weiteren französisch-italienischen Alpenpässen südwärts Richtung Turin.

Von Turin an nahmen wir die Autobahn und legten gegen 150 km im gestreckten Galopp Richtung Savona zurück. Zum Glück haben wir uns schnell an den italienischen Fahrstil gewöhnt. Die kurvenreichen und mit Baustellen übersäten Bergautobahnen rund um Savona sind nichts für zartbesaitete Autofahrgemüter! Wer nicht mindestens doppelt so schnell fährt wie es signalsiert ist, wird zum Verkehrshindernis und von den Einheimischen gnadenlos weggehupt. Natürlich wollten wir als Schweizer Automobilisten keine Schmach auf unser geliebtes Vaterland kommen lassen und haben uns dem Verkehrsfluss bestens und (fast) vorbehaltslos angepasst. Hupen musste ich nie, denn das Zurückschalten in einen tieferen Gang mit kurzer Beschleunigungsphase ist akustisch gesehen wesentlich wirksamer (hoffentlich bestehe ich den morgigen 'Noise-Test'). 

Nach weiteren 100 km sind wir gut in Sanremo angekommen und haben im Hotel Royal eingecheckt. Ein grosser Teil der Rallye-Teams ist bereits hier und die Wiedersehensfreude nach so langer Rallye-Abstinenz gross. Nach einem ausgiebigen Abendessen haben wir uns nun zurückgezogen und werden bald am Kopfkissen horchen. Ich bin zuversichtlich, dass ich auch diese Nacht meinen Anteil an der gemeinsamen Bettdecke behalten darf.

Aussicht vom Hotel Palafitte direkt auf den Neuenburgersee
Aussicht vom Hotel Palafitte direkt auf den Neuenburgersee
Aussicht vom Hotel Palafitte direkt auf den Neuenburgersee
Vor der Feststellung, dass wir auf der falschen Strasse sind ...
Vor der Feststellung, dass wir auf der falschen Strasse sind ...
Vor der Feststellung, dass wir auf der falschen Strasse sind ...
Einmal mehr ziemlich hoch oben
Einmal mehr ziemlich hoch oben
Einmal mehr ziemlich hoch oben
Beim Kaffee in the middle of nowhere
Beim Kaffee in the middle of nowhere
Beim Kaffee in the middle of nowhere
Die Engländer flippen jeweils fast aus, wenn sie so etwas antreffen
Die Engländer flippen jeweils fast aus, wenn sie so etwas antreffen
Die Engländer flippen jeweils fast aus, wenn sie so etwas antreffen

Kommentare

Kommentar schreiben

Ruth Maier 02.10.2021 08:21

Euch zwei Lieben wünsche ich viel Erfolg am Rallye im schönen Italien . Freue mich über die spannenden täglichen Berichte.
Herzliche Grüsse Ruth