Carrera Italia 9. Oktober 2021 - Day 7: Verona to Rimini (410 km)

Heute Morgen wurden wir schon früh aus dem Schlaf gerissen. Der Regen prasselte vehement gegen die Scheiben und liess unsere Stimmung schon vor dem richtig Wachwerden in den Keller absacken. Bald merkten wir, dass die Wassergeräusche aus dem über unserem Zimmer liegenden Badezimmer stammen mussten. Dessen Leitungen waren offenbar in der Wand direkt hinter unserem Bett installiert ...

Unser Hotel in Verona hinterliess einen etwas zwiespältigen Eindruck. Der optische Eindruck passte nicht ganz zum technischen Zustand der Infrastruktur und auch das Personal kannte - mit wenigen löblichen Ausnahmen - die Arbeit nur vom Zusehen her, insbesondere in der Bar auf dem Dach des Hotels. Ganz nach dem Motto: Kunde droht mit Auftrag, waren alle mit irgendetwas beschäftigt, was sie von der Bedienung der Gäste abhielt. Ging man dann an die Bar um selber zu bestellen, wurde das Glas in erster Linie mit Eiswürfel gefüllt, dann kam etwas von der gewünschten Flüssigkeit dazu und am Schluss gab es einen Sprutz Soda obendrauf. Dafür war dann der Preis fast unanständig hoch. 

Die auf der Badewanne aufgesetzte Dusche enthielt eine Regenbrause an der Decke und einen zusätzlichen Duschschlauch. Leider war dieser so kurz, dass ich entweder kniehend duschen hätte sollen oder dann den Kopf nur von unten her waschen hätte können. Die Regenbrause machte ihrem Namen alle Ehre. Es wurde überall nass, vor allem ausserhalb der Dusche, trotzdem habe ich diese Variante bevorzugt, da man in meinem Alter nicht mehr so gelenkig ist wie früher. Zum Glück hatte das Badezimmer einen Bodenablauf, dessen Abflussleitung vermutlich hinter dem Bett des darunter liegenden Hotelzimmers durchläuft .

Auch in Rimini sind wir in einem älteren italienischen Luxushotel untergebracht, dessen beste Zeiten deutlich vorüber sind. Unser Zimmer mit 2 Räumen ist mehr als ziemlich unpraktisch eingerichtet, es gleicht eher einer sauber geputzten  Antiquitäten-Abstellkammer. Dafür ist hier die auf der Badewanne aufgesetzte Dusche topmodern. So modern, dass sie ohne Gebrauchsanleitung kaum zu bedienen ist. Ein Mehrweg-Drehrückventil mit nicht interpretierbaren Symbolen ermöglicht die Wassersteuerung in die Wanne oder aus den acht seitlich montierten Spritzdüsen oder aus dem Brausekopf am (zu kurzen) Schlauch oder aus der Regenbrause an der Decke. Man wird bei jeder Drehrückeinstellung irgendwo nass, zu Beginn allerdings kalt. Ein zweiter Drehregler ist für die Wassertemperatur vorgesehen, jedoch ohne jede Angabe, wo kalt und wo warm ist. Selbstverständlich entsprechen die möglichen Einstellvarianten nicht den bekannten Gepflogenheiten und es dauert seine Zeit, bis man mit einer angenehm warmen Dusche beginnen kann. Wir haben es aber geschafft!

Heute morgen durften wir wieder einen Rundstreckenkurs mit Pylonen fahren. Irene und ich haben uns optimal vorbereitet und ein Plänchen für das richtige Ansteuern der Pylonen auf das Armaturenbrett geklebt. Wir fuhren los und kamen gut voran, bis wir auf unserer 2. Runde einen orangen Porsche Carrera RS (Jahrgang 1973, mit mindestens 40 cm breiten Hinterrädern!) einholten. Dieser liess uns aber nicht vorbei, fuhr zudem alle Pylonengassen konsequent falsch und so kostete uns seine 'Schleichfahrt' am Schluss mehrere Sekunden Zeit!  Im Ziel habe ich ihn zur Rede gestellt und er meinte nur, dass er gar nie in den Rückspiegel geschaut habe, da er davon ausging, er werde so oder so nicht eingeholt. Aber er hat sich dann wenigstens entschuldigt.

Die folgenden 3 Regularities haben wir mit total 2 Strafsekunden (2/0/0) absolviert und auch der letzte Test auf Geschwindigkeit auf einer kurzen abgesperrten Bergstrecke lief nicht schlecht. Einfach schade, dass immer Kurven dabei sind, auf den Geraden macht unser Mustang 'bella figura'.

Heute Abend wird in unserem Hotel noch eine Hochzeit gefeiert. Die Band ist sich am Einspielen (hoffentlich wird das noch besser!) und von der Lautstärke her tönt es so, als würden sie im Hotelgang draussen spielen. Das kann ja heiter werden.

Nachtrag um 22:00 Uhr:

Und es wurde heiter! Die Hochzeitsgesellschaft tafelte im Speisesaal nebenan und die Musikband gab sich alle Mühe, etwas Stimmung aufkommen zu lassen. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere geneigte LeserIn an die Schweizer Musikgruppe 'Pfuri, Gorps und Kniri', welche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihr musikalisches Unwesen trieben. Ungefähr so hat es getönt und das eher schlimmer als besser. Irgendwann verliess die Braut ihren Tisch und kam zu uns in den Saal hinüber, schnappte sich den zweitbest aussehenden Mann (ich sass gerade hiner der Säule ) und legte mit diesem ein Tänzchen aufs Parkett. Darauf ging sie mit ihrem neuen Tänzer zurück in ihren Speisesaal und unsere Truppe folgte ihnen mit grossem Gejohle.

Nun war defintiv Stimmung da und auch die Band legte einen Zahn zu - mindestens lautstärkemässig. Es bildeten sich diverse Tanzpaare und ich war ganz froh, konnte Irene auf Grund ihres immer noch rekonvaleszierenden Beinbruches nicht mitmischen. So zogen wir uns vorsichtshalber auf unser Zimmer zurück.

Übrigens: Das Essen war ausgezeichnet und den Bräutigam haben wir nicht zu Gesicht bekommen .