The 7. Peking to Paris Motor Challenge 27. Juni 2019 - Day 26: Ruhetag in St. Petersburg

Der Abend verlief friedlich, da der Tag mit der grossen Fahrdistanz doch den einen oder anderen ziemlich geschlaucht hatte. Nur wenige Unentwegte - diesmal ohne Röbi und mich - blieben länger an der Bar hängen (einer musste auf Ersatzteile warten, welche um 03:30 in der Früh tatsächlich ankamen). Wahrscheinlich lags auch am russischen Prosecco, welcher sehr gelb und sehr süss war. Vorsichtshalber habe ich nur ein einziges Glas bestellt und getraute mich nicht, eine Probe davon an ein Schweizer Analyselabor zu senden. Der Befund hätte wohl gelautet: Ihr Pferd hat Zucker ...

Heute war Ausspannen, resp. Stadtbesichtigung angesagt. Röbi ging schon früh mit einem anderen Schweizer Teilnehmer mit dem Taxi auf die Piste, während ich dann einiges später mit 'Isabella' losfuhr und eine Selbst-Waschanlage aufsuchte. 'Isabella' erhielt nochmals ein ausgiebiges Schaumbad und auch der ganze Motorenraum sowie der Unterboden und die Räder bekamen eine ausgiebige Wäsche. Da blieb ziemlich viel Dreck liegen und nachdem ich 'Isabella' aus der Waschbox gefahren hatte, reinigte ich auch noch die Waschbox und spülte den ganzen Dreck den Ablauf hinunter. Anschliessend kam die Innenreinigung dran und während ich den ganzen Staub rauswischte, kam der Waschboxenbesitzer laut aber freundlich gestikulierend auf mich zu und drückte mir 30 Rubel (ca. 50 Rappen) in die Hand. Ein zufällig anderer anwesender und leidlich englisch sprechender Russe erklärte mir, dass der Besitzer zum ersten Mal einen Kunden erlebt habe, der seine Waschbox nach Gebrauch reinigte und er wolle mir das Geld für die Reinigung zurückgeben. Ich habe dankend abgelehnt, aber der Besitzer liess sich nicht beirren und legte das Geld auf den Sitz.

Anschliessend fuhr ich weiter ins Zentrum , hielt an verschiedenen Orten an und besichtigte einige von Google gefundene Sehenswürdigkeiten. Da nicht alles genau meinem Geschmack entsprach, suchte ich ein Massagestudio auf und 'genoss' eine Ölmassage. Diese war allerdings seeehr ölig und ich kann jetzt den Pommes Frites in der Friteuse nachfühlen. Wenigstens wurde ich am Schluss wieder abgetupft, so dass ich beim Verlassen des Etablissements keine sichtbare Ölspur hinterliess. Aber alles in allem hat es sehr gut getan.

Auf dem Rückweg kam ich an einem frischen Wasserleitungsrohrbruch vorbei und musste mich mit anderen Fahrzeugen durch erdige Wassermassen kämpfen. Langer Rede, kurzer Sinn: Ich musste zur Selbst-Waschanlage zurückkehren und das Reinigungsprozedere nochmals durchführen. angry

Anschliessend ging ich 'Isabella' ein letztes Mal mit russischem günstigem Benzin (ca. CHF 0.65 pro Liter) volltanken und hoffe, dass kein Wasser im Benzin ist. Verschiedene Teilnehmer hatten mit diesem Problem zu kämpfen, da es offenbar immer wieder Tankstellenbesitzer gibt, die so ihren Gewinn steigern wollen. Ein Teilnehmer tankt sein Fahrzeug immer über einen speziellen Trichter, wo allfällig vorhandenes Wasser ausgeschieden wird und schon mehrfach habe er nach dem Tanken Wasser vorgefunden. 'Isabella' scheint da recht unempfindlich zu sein, aber so ein paar Mal hat sie auch gehustet und wir konnten uns keinen Reim darauf machen.

Der Rückweg ins rund 30 km entfernte Hotel verlief ohne Probleme, wenn auch langsam, da ich mitten in den Feierabendverkehr geriet. Die Russen in St. Petersburg und auch generell sind sehr zurückhaltende und geduldige, aber auch etwas träge Autofahrer. Ihr grösstes Hobby scheint der permanente Spurenwechsel zu sein. Ich bin überzeugt, dass der Verkehr ohne die permanenten Spurenwechsel flüssiger laufen würde. Vor vielen Fussgängerstreifen hat es auf beiden Seiten hohe und dadurch effektive 'Speed-Bumps', die man höchstens im Schritttempo überqueren sollte. Auch das macht den Verkehr nicht flüssiger, aber den Fussgängern nützt's. In allen grossen Kreiseln herrschen übrigens andere Vortrittsregeln als bei uns. In Russland haben die in den Kreisel hineinfahrenden Fahrzeuge Vortritt und die, welche schon drin sind, müssen warten. Etwas speziell, aber man gewöhnt sich daran.

Viele Teilnehmer waren heute mit ihren Fahrzeugen in den Werkstätten (und sind es teilweise immer noch). Wie vorausgesagt, sind es jetzt eher Motor-und Getriebeschäden, welche den einen oder anderen das Leben schwer machen. Zudem haben noch lange nicht alle Teilnehmer St. Petersburg erreicht. Unter diesem Link könnt ihr immer nachschauen, wo welche Fahrzeuge sich gerade aufhalten, die beiden am weitesten entfernten sind noch in der Mongolei und in Russland sind auch noch ein paar unterwegs oder wurden - auf den Rücktransport wartend - irgendwo abgestellt. Leider ist auch das Schweizer Fahrzeug Nr. 9, welches mit viel Aufwand in Novosibirsk wieder zum Laufen gebracht wurde, irgendwo um Kasan hängen geblieben.

Morgen überqueren wir die Grenze nach Finnland, zudem läuft morgen auch unser Visum für Russland ab, so dass wir uns keine folgenschwere Panne erlauben dürfen. 'Isabella' macht einen gesunden Eindruck, der Motor läuft ausgezeichnet, einzig die Räder haben ab ca. 95 km/h etwas Höhenschlag, was sich dann in unangenehmen Vibrationen bemerkbar macht. Jetzt wo der ganze Dreck abgespült ist, sieht man die seitlichen Carrosserieschäden vom abgebrochenen Rad sowie vom Unfall in Kasachstan schon deutlich. Nur der rechte hintere Kotflügel sowie das Trittbrett rechts weisen noch den Originalzustand auf, alles andere ist mehr oder weniger zerknittert (Front und Heck sind auch ok). Röbi wird da mit dem grossen Bügeleisen dahinter müssen. Aber so lange das unsere einzigen Kampfspuren sind, können wir damit leben. 

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Kommentare

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Jörg H Knapp 27.06.2019 22:50

Danke für die eindrucksvollen Berichte!
Weiterhin gute Fahrt ohne mechanische und elektrische Probleme.
Hinweis für Kreisverkehr in FR: Allgemein gilt, wer im Kreisverkehr fährt hat Vorfahrt. Es gibt Ausnahmen, insbesondere in vielen grossen Kreisverkehren in Paris wie Arc de Triomphe oder Bastille. Bis auf den Kreisverkehr Arc de Triumphe sind aber bei allen Kreisverkehren Strassenmarkierungen angebracht, welche deutlich machen, Achtung rechts vor links.

Beste Grüsse
Jörg
www.volvoclub-bodensee.org
www.v1800.org

Beat 27.06.2019 20:48

Genau vor zwanzig Jahren war ich auch in St. Petersburg, damals war alles noch im Um- und Aufbruch. Ich gehe davon aus, dass seither zumindest in der Innenstadt kein Stein mehr auf dem anderen steht. Damals waren nur die Fassaden der Häuser, welche von der Strasse aus sichtbar waren, renoviert...
Macht's gut weiter, in Finnland soll der Alkohol auch auf den Strassen strömen, also passt auf!
Liebe Grüsse Beat