The 7. Peking to Paris Motor Challenge 22. Juni 2019 - Day 21: Ruhetag in Ufa

In eine russische Hochzeit sind wir nicht geraten, aber der Abend ging auch sonst genügend lang. Die Gin Tonics, welche da und dort offeriert wurden, waren von ganz anderem Kaliber als wir es uns gewohnt sind. Der Gin füllte mindestens drei Viertel des Glases, dazu gab es einen Eiswürfel und das Tonic wurde nur noch äusserst sparsam eingefüllt. Vermutlich war es teurer als der Gin, welcher aus einer russisch angeschriebenen Flasche ausgeschenkt wurde. Unsere Lebern scheinen aber alles gut überstanden und abgebaut zu haben.

Der heutige Tag war zumindest für uns ein echter Ruhetag. Zuerst wollte ich 'Isabella' auch innen noch etwas reinigen, habe aber dann Abstand davon genommen, als ich die Menschenmasse rund um 'Isabella' wahrnahm. Ich wäre auf keinen grünen Zweig gekommen. Jetzt wo 'Isabella' aussen wieder glänzt, sitzen und stehen die Leute wieder viel häufiger auf die Trittbretter, halten sich an den Rückspiegeln fest und lassen sich fotografieren. So gesehen, hätten wir 'Isabella' gestern besser nicht waschen lassen.

Ansonsten wurde auf dem Hotel-Parkplatz viel geschraubt und geputzt. Bei einem VW-Käfer wurde der Motor ausgebaut, revidiert und wieder montiert, viele mussten die Aufhängungen richten und Stossdämpfer ersetzen. Nach wie vor ist die Lieferung von Ersatzteilen via die offiziellen Spediteure ein grosses Problem. Der grösste Teil der aus Europa und Übersee abgeschickten Ware hängt seit Tagen im Zoll von Moskau. Andere Lieferungen sind jetzt in Novosibirsk angekommen und müssen nun irgendwie an die nächsten Etappenorte umdisponiert werden.

Ein Schweizer Teilnehmerduo wollte in Novosibirsk nach bereits vielen erlebten und gelösten Problemen die Rallye abbrechen, da kurz vorher im Differential das Hauptkegelrad von der Welle abgebrochen war. Ohne Neuteil war da offenbar nichts zu machen und so eines hatten sie weder dabei noch wussten sie, wo eines aufzutreiben wäre. Wir haben nicht schlecht gestaunt, als 4 Tage später die Nachricht kam, sie wären wieder auf Achse, hätten Kasachstan ausgelassen und würden morgen in Kazan wieder zu uns stossen. Offenbar haben sich Einheimische ihrer erbarmt und einen Betrieb gefunden, der diese heiklen Teile wieder zusammenschweissen konnte. Auch die Teilnehmer, welche sich zu Beginn der Rallye mit ihrem Porsche mehrfach überschlagen haben, sind wieder dabei, wenn auch mit einem Mietwagen.

Viele Teilnehmer - vor allem die Erstlinge - sind froh, dass die schwierigsten Streckenabschnitte jetzt vorbei sind und manche schauen mit etwas gemischten Gefühlen auf die ersten drei Rallye-Wochen. Die Flut der Eindrücke konnte häufig nur gespeichert werden, die Verarbeitung wird viel später erfolgen. Nicht umsonst gilt Peking-Paris als die anspruchsvollste Oldtimer-Rallye unserer Zeit und wer sich im Vorfeld nicht ausgiebig damit befasst hat, musste die eine oder andere Überraschung erleben. Auch nach drei Wochen hat es immer noch Leute, die den Zeitmessungsmodus nicht begriffen haben und sich fast täglich über vermeintlich zu Unrecht erhaltene Strafminuten beschweren. Die Funktionäre erklären jedes Mal geduldig, warum das so ist, insgeheim denken sie wohl: RTFM (Read The Fu..... Manual), denn dort ist wirklich jede Kleinigkeit bestens beschrieben.

Ich bin nicht sicher, ob die Rallye ab jetzt wesentlich gemütlicher wird. Vor allem wird die Art der Fahrzeugschäden ändern, weniger Aufhängungs- und Achsschäden, dafür mehr Motoren- und Getriebeprobleme, vor allem auch wegen der derzeit hohen Temperaturen. Die Gegenden werden wohl grüner und fruchtbarer werden, gestern haben wir das Ural-Gebirge durchquert, was beinahe schon heimatliche Gefühle geweckt hat.

Röbi und mir geht es gut, wir haben gute Laune und dürfen das Ganze mit einer gewissen Erfahrungs-Gelassenheit angehen. 'Isabella' läuft ebenfalls ohne Probleme und wir hoffen natürlich, dass das so bleibt.

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Kommentare

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Beat 23.06.2019 21:56

Da sind wir auf den Bericht von Röbi aber gespannt...
Ich wünsche euch weiterhin toitoitoi, liebe Grüsse Beat