Islands of Japan 14.10.2025 - Day 26: Hiroshima to Beppu (141 km)
Gestern haben wir zur Feier des Tages von Irenes Geburtstag einen Tisch im Steak & Seafood-Restaurant im 22. Stock unseres Hotels reserviert. An der Reception wurde mir am Morgen beschieden, dass zu unserer gewünschten Zeit um 19:00 keine Reservierung möglich sei, aber um 18:45 Uhr hätte es noch Platz. Um ja nicht zu spät zu erscheinen, waren wir bereits um 18:42 dort, was mit sichtbarem Erstaunen quittiert wurde. So wurden wir in einen eigens dafür konzipierten Warteraum mit Sicht auf die Stadt geführt und - kaum waren wir abgesessen - pünktlich um 18:45 abgeholt und an den Tisch geführt. Otokar und sein Sohn wollten ebenfalls um diese Zeit zum Nachtessen kommen, aber da sie keine Reservierung vorweisen konnten, wurden sie auf 20:00 Uhr vertröstet und mussten mit knurrenden Mägen wieder abziehen.
Beim Betreten des Speisesaales stellten wir mit Erstaunen fest, dass wir erst das zweite Gästepaar waren, der grosse Ansturm musste also noch kommen. Wir bekamen einen schönen Tisch mit herrlicher Aussicht auf Hiroshima zugeteilt. Mit vielem Nicken und Verbeugen wurden uns Speise- und Getränkekarte übergeben und wir fanden bald etwas Passendes für uns. Dazu bestellten wir aus der sehr übersichtlich gehaltenen Weinkarte einen Chablis Grand Cru, allerdings stand kein Jahrgang dabei. Wie sich kurz darauf herausstellte, war das auch gar nicht nötig, denn sie hatten keine dieser Flaschen mehr an Lager, was uns mit noch mehr Nicken und Verbeugen vom mutmasslichen Weinsommelier kund getan wurde. Am Schluss stellte sich heraus, dass von den angebotenen zwei ausländischen Weinen auch der Zweite nicht vorrätig war und wir entschieden uns für einen japanischen Sauvignion blanc, welcher sich als durchaus geniessbar entpuppte .
Etwas nach 19:00 Uhr kam eine 12-köpfige österreichische Reisegruppe an, welche offensichtlich auch eine Reservierung vorzeigen konnte. Ansonsten blieb das Restaurant leer, Otokar und sein Sohn hätten noch problemlos Platz gehabt. Aber eben: Was nicht sein darf, das nicht sein kann! Ohne Reservierung geht hier gar nichts, selbst wenn das Restaurant dadurch leer bleiben würde .
Zur Vorspeise genoss ich einen ausgezeichneten Seafood-Salat und als Hauptgang gab es für Irene ein gerolltes Cordon-Bleu und für mich ein Stück bestes Fleisch von einem Wagyu-Rind. Dieses muss aber massiv unter Zwergwuchs gelitten haben, denn in der schummrigen Restaurantbeleuchtung war es auf dem Teller kaum auffindbar (mehr Licht hätte auch nichts genützt). Als Beilage wurden bei Irene ua. Teigwaren serviert, während ich mich mit sehr gesundem Gemüse begnügen musste. Vermutlich war es das Restgemüse, mit welchem das Wagyu-Rind gross gezogen wurde. An der Stelle des Rindes hätte ich bei dieser Nahrung ebenfalls das Wachstum verweigert.
Die Bedienung war dafür sehr aufmerksam und kaum hatten wir den letzten Bissen hinuntergeschluckt, kam auch schon der Kellner mit der Dessertkarte, welche wir dankend ablehnten. Im Tausch dafür legte er sogleich die Rechnung auf den Tisch und deutete auf die Uhr, was nichts anderes als eine freundliche Aufforderung war, das Lokal spätestens um 20:00 Uhr zu verlassen. Das haben wir dann auch pünktlich getan und gleichzeitig einen kurzen Blick in den Warteraum geworfen. Dieser war leer, offenbar haben Otokar und sein Sohn eine andere Verpflegungsmöglichkeit gefunden, was ich ihnen nicht verübeln konnte. Auch sonst sah es nicht danach aus, als ob noch andere Gäste erwartet würden. Irgendwie scheint die Kombination von Nahrungsaufnahme und Gastfreundschaft in Japan einen ganz anderen Stellwert zu haben als wir es uns von zu Hause gewohnt sind.
Heute morgen sind wir nach 09:00 losgefahren und haben den rund 90 km langen Weg zum Fährhafen unter die Räder genommen, wo wir gegen 10:30 Uhr ankamen. Die Fähre traf um 11:30 Uhr ein und begann sofort mit dem Entladevorgang. Das ging alles sehr speditiv und machte einen gut organisierten Eindruck. Keine 10 Minuten später konnten wir auf die Fähre fahren und diese legte pünktlich um 12:00 Uhr wieder ab. Pünktlichkeit haben die Japanerinnen und Japaner im Griff!
Die Fähre selber war relativ klein und fasste ca. 40 Fahrzeuge. Sie machte einen wenig vertrauenswürdigen Eindruck, der Begriff 'Seelenverkäufer' scheint passender zu sein. Alles Metall ist vom Rost angegriffen und vielfach wurde einfach darüber gepinselt. Ich hoffe schon, dass lediglich nicht tragende Elemente durch die vielen Farbschichten zusammen gehalten werden und bei den tragenden Elementen auch noch etwas Eisen vorhanden ist.
Auch im Inneren hat der Zahn der Zeit schon tüchtig genagt, lediglich die Sitze in der 1. Klasse (!) scheinen noch nicht so alt wie das Schiff zu sein. In der 2. Klasse hat es ausschliesslich Gummimatten auf dem Fussboden, auf welchen die wenigen mitreisenden Japanerinnen und Japaner lautstark vor sich hin dösten.
Auf die Insel Kyushu würde auch eine Autobrücke führen, allerdings hätten wir dazu einen langen Umweg machen müssen. Der Fährbetrieb zwischen der Haupt- und dieser Insel ist deshalb nur noch von untergeordneter Bedeutung und so sehen die Fährschiffe auch aus. Aber da wir nach 2 Stunden gut angekommen sind, war soweit alles in Ordnung.
Die verbleibenden 50 km zu Hotel verliefen ereignislos. Die Insel Kyushu ist sehr hügelig und hat viele teilweise noch aktive Vulkane. Mit etwas Glück werden wir morgen einen solchen ziemlich nah besuchen können.
Für die morgigen Sonderprüfungen haben wir bereits Kartenmaterial zur Vorbereitung bekommen. Es wird ganz schön anspruchsvoll werden!