The Himalayan Challenge 26. September 2018 – Day 6: Manali to Shimla (250 km)

Pünktlich um 05:00 Uhr setzte sich unsere Wagenkolonne in Bewegung und wir fuhren die 25 km zur derzeit einzigen befahrbaren Brücke ins stockdunkle Tal hinunter. Von einer offiziellen Eskorte war weit und breit nicht zu sehen, da aber so gut wie gar kein Verkehr vorhanden war, störte das nicht weiter. Wir kamen entsprechend zügig voran (30 bis 40 km/h), bis wir auf eine grössere Kuhherde auffuhren, welche von einem einzelnen Hirten entlang der Strasse getrieben wurde. Diese Kühe liessen sich durch gar nichts aus der Ruhe bringen, trotteten gemächlich vor und neben uns her und rissen immer wieder einmal saftige Blätter von den Sträuchern am Strassenrand. Des öfteren fiel ein Häufchen mal hierhin, mal dorthin und dies mit mehr oder weniger Nachdruck, so dass wir vorsichtshalber die Fenster schlossen. Der Hirte gab sich alle Mühe, die Kühe voranzutreiben, was ihm aber nur leidlich gelang. Nach etwa 400 Meter bog die Herde ab und wir konnten wieder Fahrt aufnehmen. Als wir bei der Brücke ankamen, war es bereits taghell und wir konnten feststellen, dass der Veranstalter nicht zu viel versprochen hatte. Es handelte sich um eine rund 200 Meter lange und knapp 2 Meter breite Hängebrücke. Alles war aus Drahtseilen konstruiert, selbst die Geländer bestanden aus Seilen, welche mit regelmässig verwobenen Pfosten auf Distanz gehalten wurden. Diese Pfosten waren auf Grund früherer Fahrzeugkontakte in der Mehrzahl krumm und ragten mal mehr, mal weniger in die Fahrbahn hinein. Der Veranstalter hat alle seine Mitarbeitenen leuchtende Warnwesten anziehen lassen, was der nun folgenden Verkehrsregelung einen etwas offiziellen Anstrich gab. Auf der anderen Seite wurde die Zufahrtsstrasse gesperrt und wir konnten die Brücke passieren. Maximal 1 Auto durfte auf die Brücke, welche bei jeder Überquerung hin und her schwankte. Röbi, der jeweils die Morgen-Etappe fährt, brachte ‚Isabella‘ ohne jeden Kratzer als zweites Rallye-Fahrzeug auf die andere Seite und ich hatte jetzt Zeit zum Fotografieren. Einige Beifahrer haben die Brücke zu Fuss überquert, offenbar fühlten sie sich dabei weniger unsicher als in ihrem Auto. Im Grossen und Ganzen hat aber alles gut geklappt, auch wenn es da und dort kleine Kratzer gegeben hat.

Von jetzt an konnten wir frei fahren und wir haben den Weg nach Shimla auf Anhieb gefunden. Die Strecke war etwas mühsam, da in schlechtem Zustand und teilweise sehr stark von Lastwagen befahren. Zudem war es schon wieder recht heiss und staubig. Für die total 250 km benötigten wir 9 Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 28 km/h entspricht. Genau 4.3 km war ein bestens ausgebautes Autobahnstück lang, welches so abrupt aufgehört wie es begonnen hatte (aber auch dort ruhte sich eine Kuh auf der Überholspur aus). Der Weg führte über diverse kleinere sehr kurvige Pässe wo die mehrheitlich überladenen Lastwagen nur langsam vorwärts kamen und jedes Überholmanöver zur Herausforderung wurde. Entlang der Strecke war alles mehr oder weniger bebaut und man konnte nicht feststellen, wo das eine Dorf endete und wo das Nächste begann. Fahrzeuge werden grundsätzlich dort parkiert, wo es dem Fahrer gerade am besten passt und dadurch wird für weitere Verkehrshindernisse gesorgt. Die Linienbusse halten jeweils recht unvermittelt bei für uns nicht erkennbaren Stationen an, was alle hinterher fahrenden Fahrzeuge ebenfalls zum Stoppen bringt. Der Ein- und Aussteigevorgang geht dafür sehr speditiv voran, da der Fahrer bereits wieder losfährt, bevor die letzten Passagiere vollständig eingestiegen sind.

Immer wieder wurden wir von hupenden Kamikaze-Fahrern überholt, welche ohne jede Rücksicht auf Verluste nach vorne drängen und auch an den unübersichtlichsten Stellen überholen. Allfällig entgegenkommender Verkehr muss dann irgendwie ausweichen, was auch mehrheitlich gelingt und niemand regt sich darüber auf. Uns ist jetzt klar, warum Indien pro Jahr 150’000 Verkehrstote zu beklagen hat.

Die abertausenden von Lastwagen der Marken Tata, Eicher und Magirus sind in der überwiegenden Mehrzahl in einem schlechten Zustand, werden häufig nur durch den Rost zusammengehalten, fahren auf abgewetzten profillosen Reifen und vor allem, sie stinken und qualmen erbärmlich! Wenn wir in Europa von einem Diesel-Abgasskandal reden, dann fehlen mir für die Situation in Indien schlichtwegs die passenden Worte. Würde man die mutmasslich 20 Milliarden Euro Busse, welche die deutschen Automobilkonzerne zahlen müssen, in den Ersatz solcher Lastwagen stecken, wäre das ein echter Beitrag zum Erreichen der Klimaziele!

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