The Himalayan Challenge 23. September 2018 – Day 3: McLeod Ganj to Manali (230 km)

Nach einer weiteren Regennacht sind wir morgens um 09:11 Uhr Richtung Manali losgefahren, es lagen ja nur 230 km vor uns. Die in diversen Wetter-Apps angekündigte Wetterbesserung ist leider nicht eingetroffen und so pflügte sich ‚Isabella‘ weiterhin zuverlässig durch die Wassermassen. Der Verkehr war dank des Sonntags nicht übermässig stark, wurde aber immer wieder durch zahlreiche kleinere Erdrutsche behindert. Teilweise mussten wir Umfahrungen suchen, da wegen umgestürzter Bäume die Hauptstrasse nicht passierbar war. Wiederum durchfuhren wir einige kleinere und grössere, diesmal recht saubere Dörfer. Bei nährem Hinsehen war auch bald klar, warum diese jetzt verhältnismässig sauber waren: Mangels Kanalisation reissen die Wasserfluten sämtlichen Dreck und Abfall mit sich, spülen ihn in immer grössere Bäche und irgendwann landet das ganze in den Weltmeeren.

Kilometer um Kilometer fuhren wir das Tal hoch, immer an Rande eines tosenden Flusses. Gewaltige Wassermassen strömten talabwärts und rissen alles mit sich, was irgendwie in die Quere kam. Von manchen Häusern/Hütten waren die Fluten nur noch wenige 10 Zentimeter entfernt. Die Strassen waren bis auf kleinste Ausnahmen schlecht bis sehr schlecht, selbst in Russland haben wir kaum solche Strassen während so langer Zeit befahren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug häufig nur etwa 20 bis 25 km/h.

Einige Strassenbauarbeiten erschwerten die Reise zusätzlich, denn es wurde der Verkehr periodisch aus beiden Richtungen angehalten, dann fuhren Bagger auf und schaufelten Dreck von einer Stelle zur anderen, bevor dann nach ungefähr 20 Minuten der Verkehr wieder frei gegeben wurde. Zudem säumten riesige Wasserlachen den Weg und man wusste nie genau, wie tief sie wirklich waren. ‚Isabella‘ scheint nur einmal etwas zuviel Wasser geschluckt zu haben, denn plötzlich setzte die Zündung aus und der Motor starb ab. Doch schon knapp 20 Sekunden später sprang der Motor wieder an und wir konnten weiterschwimmen.

Auf dem Weg zum Kandi-Pass fuhren wir eine Regularity, auf welcher man konstant ’nur‘ 25 km/h fahren musste. Das hat auch völlig gereicht, denn wir wurden gehörig durchgeschüttelt. Trotzdem waren wir 8 Sekunden zu schnell (keine Ahnung warum), so dass wir unseren gestrigen 1. Rang auf der Gesamtrangliste verlieren werden. Macht aber nichts, es liegt noch viel Arbeit vor uns. Nach der letzten Passage-Control lagen noch 71 km vor uns und dafür hatten wir 3 Stunden Zeit. Das verhiess nichts Gutes! In der Tat kamen wir nur sehr langsam voran und als uns andere früher gestartete Rallye-Teilnehmer entgegen kamen, war klar, dass die vorgegebene Route unpassierbar war. Wir suchten eine Ausweichroute, fuhren weg vom tosenden Fluss in die Berge und folgten der Strecke auf der anderen Seite des Tales. Die Verhältnisse waren da nicht besser, zudem begann es einzudunkeln. Die Inder schalten das Fahrlicht offensichtlich erst dann ein, wenn sie selber gar nichts mehr sehen und so mussten wir das Tempo noch weiter reduzieren, um nicht auf den einen oder anderen ‚Blindgänger‘ aufzufahren.

Zwei Kilometer vor dem Hotel und bereits am Rande von Manali angekommen war definitiv Schluss. Die zum Hotel führende Hauptstrasse war wegen eines Hangrutsches komplett blockiert. Nichts ging mehr und so versuchten wir, auf der anderen Flussseite eine Umfahrung zu finden. Unser Navigationsgerät zeigte eine solche an und so nahmen wir diesen Weg unter die Räder. Rund 20 km lang wäre diese Strecke gewesen, 10 km talaufwärts, wieder über die Brücke auf die andere Talseite und dann zurück auf der gesperrten Hauptstrasse bis zum Hotel. Leider war diese Ausweichroute nur wenig breiter als die gezogene Linie auf dem Navigationsgerät und frei von jeder Strassenbeleuchtung. Bereits verstellten uns einige umgekippte Bäume und diverse Steine den Weg, welche Röbi jeweils routiniert zur Seite schob. An diversen Stellen schossen Wasserfontänen aus dem Felsen und zum Glück konnten wir immer genügend schnell die Fenster schliessen, sonst wären wir schon zu diesem Zeitpunkt ziemlich nass geworden. Nach rund 4 km war in Folge eines weiteren Hangrutsches definitiv Schluss und wir mussten umkehren.

Zurück in Manali trafen wir auf einige umherirrende Rallye-Teilnehmer und etwas später auch auf einen Offiziellen der Rallye. Die Organisation konnte inzwischen mit Hilfe lokaler Unterstützung den mit Mauern umgebenen Pausenplatz einer Schule requirieren, wo wir alle unsere Fahrzeuge abstellen konnten. Danach packten wir unser Gepäck und machten uns zu Fuss auf den Weg zum rund zwei Kilometer entfernten Hotel. Zuerst mussten wir zum Fluss hinunter, dann via Brücke über die tosenden Fluten und ca. 500 Meter die gesperrte Strasse hinauf bis zum Hangrutsch. Es goss weiterhin wie aus Kübeln, als wir unser Gepäck und uns selber über die Schlammlawine quälten. Diese war geschätzt etwa 20 Meter breit und maximal 3 Meter hoch, zu Fuss also durchaus passierbar. Auf der anderen Seite wartete ein offener Ladewagen und dieser brachte uns nochmals einige hundert Meter auf der offenen Pritsche den Berg hinauf zum Hotel. Ziemlich duchnässt bezogen wir unser Zimmer, machten eine Auslegeordnung aller Untensilien und hängten alles zum Trocknen auf. Um 22:00 Uhr genossen wir ein ausgezeichnetes Nachtessen und schlossen den Abend – da ja ein Ruhetag bevorstand – an der Bar ab.

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Im linken Bild kann man eine solche Baustelle erkennen, es war leider nicht die Einzige.

Von der sehr speziellen Situation bei der nächtlichen Ankunft existieren leider kaum brauchbare Bilder. Hier kann man Röbi beim Überqueren des Hangrutsches erkennen.

Leider sieht man nicht, dass es gleichzeitig immer noch in Strömen geregnet hat.