3. Pure Switzerland Rallye-Bericht

Schon Stunden vor dem offiziellen Start der Rallye um 13:00 Uhr im Seehotel in Eich waren alle Unterlagen und Rallye-Schilder abgegeben und die Teilnehmenden vertieften sich bei Häppchen und Getränken in die Roadbooks. Des Öfteren war Stirnrunzeln nicht nur sichtbar sondern lag geradezu in der Luft. Die wenigen Teams, welche Irene und mich noch nicht kannten, konnten die Vorbereitungen gänzlich unbelastet angehen und verstanden die aufkommenden Bedenken der 'alten Hasen und Häsinnen' nur bedingt. Es sah doch alles recht einfach aus ...

Pünktlich um 13:01 Uhr startete das 1. Fahrzeug. Babs und Beat mit ihrem Riley 2.6 eröffneten die Rallye. Schon vorher waren die zahlreichen Funktionäre abgefahren und hatten ihre Posten bezogen. Rund 6 km später war der Start zur Regularity Bungle in the Jungle auf dem Programm. In maximal 45 Minuten musste eine rund 22 km lange, teilweise kreisförmige Strecke mit vielen Kompassangaben abgefahren werden. Die ungeraden Startnummern hatten im langezogenen Kreisbereich der Strecke ein anderes Roadbook als die geraden Startnummern (von dem natürlich niemand etwas wusste devil) und so kam es zu diversen unerwarteten Begegnungen innerhalb der Teilnehmenden, was zu zusätzlicher Verwirrung führte. Trotzdem gelang es den Besten, die Strecke in weniger als 35 Minuten zu absolvieren während andere nach mehr als 1 Stunde Herumirren mittels den abgegebenen Notfallkoordinaten zurück auf die richtige Strecke fanden.

Wenig später war eine heikle und erst sehr spät sichtbare Abzweigung nach rechts zu fahren. Diese Stelle ist Irene und mir erst bei der letzten Rekognoszierungsfahrt 2 Tage vor dem Rallye-Start aufgefallen und so haben wir diese Kontrolle ganz spontan in unser Programm aufgenommen und wir wurden nicht enttäuscht! Das Resultat übertraf alle unsere Erwartungen, denn fast 3/4 aller Teilnehmenden fuhren an der Abzweigung erstmal vorbei, resp. mussten mehr als eine Wagenlänge zurücksetzen um auf den richtigen Weg zu finden. Im Vorteil waren da eindeutig Christian und Candy in ihrem fast 6 Meter lange Cadillac. Ihnen reichte gerade eine Wagenlänge zum Anhalten und Rücksetzen, während Stephan und Monica in ihrem nur halb so langen Autobianci das Nachsehen hatten. Vielleicht war bei ihen aber auch die Bremse nicht so leistungsfähig wink. Ein weiteres Fahrzeug fuhr unbeirrt an unserer Kontrolle vorbei und wurde bis zum Abbau derselben nicht mehr gesehen ...

Die Strecke führte via Reiden, Steinhuserberg, Entlebuch und dem Glaubenpass nach Wilen bei Sarnen, dies fast alles auf Nebenstrassen. Im Bereich des Steinhuserberg war die erste richtige Regularity zu fahren, dh. man musste nach exakt 13 Minuten und 16 Sekunden im Ziel ankommen. Dazu musste man sich an einer abgegebenen Schnitttabelle orientieren, welche einem genau vorschrieb, wann man mit welcher Geschwindigkeit zu fahren hatte. Christian und Pascal kamen auf die Sekunde genau an während andere bis zu 24 Minuten für die gleiche Strecke benötigten. In Anbetracht der schönen Strecke und des noch angenehmen Wetters konnte ich durchaus nachvollziehen, dass man etwas mehr von der Gegend geniessen wollte, Strafpunkte gab es aber trotzdem.

Trotzdem haben alle zu einer vernünftigen Zeit und pannenfrei ins Hotel Wilerbad gefunden, wo wir den Apéro noch draussen und später drinnen ein feines asiatisches Nachtessen geniessen durften.

Am 2. Rallyetag führte die Strecke via Sarnen zum Flugplatz Kägiswil. Dort musste auf der Flugpiste ein Pylonen-Parcour möglich schnell durchfahren werden. Das gelang dem grössten Teil fehlerfrei und ohne vom Kurs abzukommen. Hier waren Hampe und Pierrette, welche auf der normelane Rallye-Strecke nicht zwingend zu den Anwärtern auf die Spitzenplätze gehörten, in ihrem Element: Sie distanzierten mit ihrem BMW M3 die ersten Verfolger Daniel und André in ihrem AC Shelby Cobra gleich um 2 Sekunden und rauschten nach 40 Sekunden durchs Ziel. Ehrenhalber sei aber erwähnt, dass es wohl zu einem Kopf an Kopf Rennen gekommen wäre, hätten Daniel und André das Ziel ohne Umwegschlenker gefunden. Dritte wurden Fabrizio und Cristina Arrigucci in ihren Alfa Romeo Spider.

Kurz darauf folgte wiederum eine etwas schwierigere Navigationsstrecke nach Kompass. Leider zeigte sich, dass die Kompass-Apps auf den Handys manchmal recht interessante, aber nicht immer korrekte Himmelsrichtungen anzeigten. Dies führte teilweise zu teuren Irrfahrten, denn eine der möglichen falsch zu fahrenden Strecken war mit einem Fahrverbot belegt und dort wartete prompt eine Obwaldner-Polizeipatrouille, welche die falsch gefahrenen Teilnehmenden gleich mit CHF 100 büsste. Gemäss Auskunft eines Teilnehmenden sei das Fahrverbot 'ganz schlecht' zu sehen gewesen. Ich weiss - auch aus eigener Erfahrung, dass solche Fahrverbote in der Hitze des Rallye-Gefechtes gerne einmal übersehen werden, vor allem von Teilnehmenden mit etwas südländischem Flair, welche solche Verbote gerne nur als Empfehlungen betrachten wink. Aber auch diese haben alle wieder auf den richtigen Weg zurück gefunden.

Bald darauf startete die Regularity Flüeli-Ranft mit total 3 Zeitmesspunkten. Diese gelang vielen erstaunlich gut und alle fanden den richtigen Weg auf Anhieb. Weiter gins es runter nach Giswil und dann via die Panoramastrasse nach Sörenberg und weiter ins Emmental auf die Lüderenalp. Dieser Etappenteil war als 'Verschnaufpause' gedacht und navigatorisch wenig anspruchsvoll. So fanden auch alle in der vorgegebenen Zeit auf die Lüderenalp zum Mittagessen. Leider wurde das Wetter immer schlechter, so dass von der sonst üblichen traumhaften Aussicht nichts übrig blieb. Nach dem Essen musste der Start sogar bei strömendem Regen erfolgen.

Auf der letzten Etappe mussten anhand von abgegebenen Fotos 4 Häuser gefunden werden. Was relativ einfach tönt, ist am Schluss doch noch anspruchsvoll, denn der Beifahrer darf sich auf der ganzen Strecke keine Unaufmerksamkeit leisten. Anhand der Bilder konnte man abschätzen, wo diese Häuser ungefähr sein konnten. Wer also Emmentaler Häuser auf der nördlichen Seite des Brünig erwartet hatte, wurde leider nicht mehr fündig. Die letzte Regularity Teuffenthal hielt noch einmal eine kleine Überraschung bereit (für einige Teilnehmende war es mehr als eine ...). Kurz vor dem Ziel musste in kurzer Distanz eine links-rechts Kombination um ein Gebäude herum gefahren werden. Zum Gaudi der hinter dem Haus wartenden Funktionäre gelang das bei weitem nicht allen auf Anhieb. Erst nach spektakülären Wendemanövern und/oder lautstarkem Einlegen von Rückwärtsgängen gelangten fast alle ans richtige Ziel, einfach etwas später ...

Fast alle kamen pünktlich und auf eigener Achse wieder zurück ins Hotel nach Wilen. Lediglich der Riley von Babs und Beat gab des Geist auf und musste von unserem Pannendienst, der Fischer Classic Cars GmbH (Marcel und Sonja) auf dem Anhänger nach Wilen gebracht werden. Der Jaguar von Felix und Magi benötigte am Schluss fast so viel Automaten-Öl wie Benzin auf 100 km, kam aber anderntags noch problemlos bis nach Winterthur.

Der Apéro konnte gerade noch draussen statfinden und 1 Minute vor dem Aufbruch zum Nachtessen begann es erneut zu regnen. Das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch und es wurde ausgiebig gegessen und mindestens so ausgiebig getrunken. Bei der Preisverteilung durften sich Hampi und Beppi vor Bruno und Beat  (Platz 2) und vor Christian und Pascal (Platz 3) die Siegertrophähe abholen. Für unser (leider) einziges Damen-Team Martina und Rita gab es je einen Blumenstrauss. Hätten die Beiden am 1. Tag bei der Regularity Bungle in the Jungle nicht arg geschnitzert, wären sie bei der Schlussabrechnung ziemlich weit vorne gelandet. Den Preis Lucky Loser haben Babs und Beat erfolgreich verteidigt. Beat ist sich aber sicher, beim nächsten Mal mit einem Fahrzeug mitzumachen, das bis zum Schluss durchhält. Der Preis Spirit of the Rallye ging an Christian und Candy, die ihren überlangen Cadillac mit stoischer Ruhe und Bravour durch alle engen oder anderweitig heiklen Stellen bugsierten.

Ein grosser Dank geht an alle Sponsoren, insbesondere an André von der Firma Richnerstutz, welche uns auch dieses Mal alle Rallye-Schilder und Startnummern sponserte und sich als Beifahrer von Daniel persönlich vom guten optischen Eindruck überzeugen konnte. Ein weiterer Dank geht an unsere liebenswerte Funktionäre Peter und Madeleine, Freddy und Gisela, Marius und Yvonne sowie an unsere Besenwagenbesatzung Marcel und Sonja. Natürlich danke ich auch meiner Frau Irene, welche mit mir alle Strecken mehrfach abgefahren und mitgeholfen hat, einige 'knifflige' Punkte zu finden. Wir hatten Freude!

Ein speziell grosser Dank geht an Carlos und Urs, welche diese Rallye als letztjährige Gewinner und Hauptverantwortliche organisiert haben. Vor allem möchte ich den Beiden im Namen aller Teilnehmenden danken, dass sie auch die Kosten sämtlicher alkoholischer Getränke (ja, es waren einige wink) - entgegen den Angaben in der Ausschreibung - übernommen haben.

So bleibt mir denn nur noch den Wunsch zu äussern, dass die Pure Switzerland eine Forsetzung findet. Die im Jahre 2020 von Daniel Sauter initiierte Rallye hat nun 3 Mal erfolgreich stattgefunden und ist es wert, dass sie in irgendeiner Form in die Zukunft geführt wird. Schauen wir mal, wie es weiter geht ...