2. Pure Switzerland 16./17. September 2021 - Rallyebericht

Pünktlich trafen alle Teilnehmenden am Morgen des 16. September auf dem Gemeindeparkplatz in Seuzach ein. Nach der Registrierung ging es ab 08:15 Uhr los und (fast) alle Fahrzeuge machten sich im 1-Minuten-Takt auf den Weg. Lediglich ein wunderschöner Mercedes 220 aus dem Jahre 1959 verweigerte hartnäckig seinen Dienst und konnte nicht wieder flott gemacht werden. Zum Glück stand 'Luigi' (Ford Coupé des Veranstalters aus dem Jahre 1940) in der nahen Garage bereit und nach dem Umhängen der Startnummern konnte das betreffende Team die Rallye doch noch - wenn auch mit 30 Minuten Verspätung - starten.

Auf dem Startgelände
Auf dem Startgelände
Auf dem Startgelände

Schon bei der 1. Durchgangskontrolle nach 7.39 Kilometeren wurde sichtbar, wer bereits wach war und wer nicht. Fast 1/3 der total 25 teilnehmenden Fahrzeuge fuhr die Kontrolle nicht korrekt an, einige wenige gelangten zurück nach Winterthur und auch auf der nahegelegenden Autobahn wurde mindestens 1 Fahrzeug gesichtet.

Gemäss Veranstaltungsreglement musste man die Symbole vom schwarzen Punkt her kommend lesen. Das ist besonders dann wichtig, wenn das Symbol auf dem Kopf steht ...
Gemäss Veranstaltungsreglement musste man die Symbole vom schwarzen Punkt her kommend lesen. Das ist besonders dann wichtig, wenn das Symbol auf dem Kopf steht ...
Gemäss Veranstaltungsreglement musste man die Symbole vom schwarzen Punkt her kommend lesen. Das ist besonders dann wichtig, wenn das Symbol auf dem Kopf steht ...

Als Funktionär fuhr ich nach dem Start auf dem direkten Weg zur nächsten Kontrolle im Tösstal, traf in Winterthur-Seen auf ein weiteres Fahrzeug und nahm dieses im Schlepptau mit zur nächsten Kontrolle, währenddessen die anderen Fahrzeuge mehr oder weniger auf der vorgesehenen Route den Weg ins Tösstal zur ersten Regularity fanden. Es war das erklärte Ziel von uns Organisatoren, den Teilnehmenden das schöne Tösstal auf verschlungenen und abgelegenen Wegen zu zeigen. Allerdings haben wir zu wenig berücksichtigt, dass die Teilnehmenden selber noch viel verschlungenere und abgelegenere Wege gefunden haben als wir und so zog sich das Fahrerfeld schon bald ziemlich auseinander.

Leider hat es fast den ganzen Morgen geregnet und beim Start der ersten Regularity in der Nähe von Bauma hat es teilweise richtig geschüttet. Solche Wetterverhältnisse sind für Oldtimerfahrende eine Herausforderung, da diese selten ganz dicht sind (die Oldtimer wink) und häufig über keine Defroster-Düsen und nur rudimentäre Scheibenwischer verfügen. So ist die Person auf dem Beifahrersitz nebst der Navigation und der Zeitmessung auch noch stark mit dem Wischen der Innenseite der Scheibe beschäftigt. Trotzdem haben alle das Ziel gefunden und dies erst noch - trotz tags zuvor vom Zürcher Tiefbauamt aufgestellter Baustelle - in einer guten Zeit.

Beginn Neubau einer Stützmauer 1 Tag vor Rallye-Beginn auf der Strecke der 1. Regularity
Beginn Neubau einer Stützmauer 1 Tag vor Rallye-Beginn auf der Strecke der 1. Regularity
Beginn Neubau einer Stützmauer 1 Tag vor Rallye-Beginn auf der Strecke der 1. Regularity

Beim nachfolgenden Kaffeehalt in Ghöch waren jedoch alle bester Laune und ein Teil hatte fast vergessen, dass die Tour nach spätestens 30 Minuten wieder weiter geht. Via Bachtel ging es mehrheitlich abseits von Hauptstrassen weiter in Richtung Mollis und zum Mittagessen auf den Kerenzerberg. Vorher war aber noch eine kleine Ortschaft zu durchfahren, welche nicht ohne weiteres gefunden werden konnte. Nur wer das Veranstaltungsreglement auf Seite 7, Abschnitt c) in Erinnerung hatte, fanden die richtige Abzweigung auf Anhieb. Diese waren an einem Finger abzuzählen und alle anderen mussten wenden oder fuhren vorbei und gelangten von der falschen Seite an die Durchgangskontrolle. Selbstvertständlich haben die Organisatoren an der betreffenden Abzweigung einen nicht sichtbaren Kontrollposten aufgestellt und die betreffende Funktionärin hatte alle Hände voll zu tun, die Art des Falschfahrens zu dokumentieren.

Nach dem Mittagessen in Filzbach ging es weiter zur nächsten Regularity, welche in ein abgelegenes Seitental nahe den Flumserbergen führte. Die Abzweigung von der Hauptstrasse her ins Seitental war schmal, sehr spät zu erkennen und nur wer einen gut geeichten Tripmaster (kalibrierbarer Wegstreckenzähler) im Fahrzeug hatte, fand die Abzweigung rechtzeitig. Es folgten wiederum zahlreiche, manchmal abenteuerliche Wendemanöver und erneut wurde die nahe gelegene Abzweigung auf die Autobahn bemüht. Selbstredend war dort eine Durchgangskontrolle postiert und der Funktionär notierte alle nicht konformen Abzweigungsmanöver. Die unmittelbar folgende Regularity war mit mehreren Wechseln der Durchschnittsgeschwindigkeiten schon deutlich anspruchsvoller als diejenige vom Morgen, trotzdem gelangen mehreren Teilnehmenden eine Fahrt mit nur wenigen Sekunden Abweichung auf einer Strecke von rund 4.5 km auf kurviger und mit Kuhfladen bepflasterter Strecke.

Eine rund 40 km lange Überführungsstrecke brachte die Truppe zur ersten Karten-Navigation ins Umfeld von Grabs. Die Teilnehmenden haben ca. 1 Woche vor dem Start diverse Koordinatenpunkte erhalten, welche sie mit Hilfe von elektronischen Karten in die zu befahrende Wegstrecke umsetzen und dabei die kürzeste legal zu befahrende Verbindung finden mussten. Eine drei Tage vor dem Start errichtete Baustelle vereinfachte zwar die richtige Streckenfindung und so fanden fast alle den ersten Kontrollposten auf Anhieb. Beim zweiten Kontrollposten auf dem Grabserberg sah es wieder etwas anders aus. Man konnte diesen aus zwei Richtungen und somit auch aus einer falschen Richtung anfahren, was mehrfach genutzt wurde. Vom letzten Kontrollpunkt aus ging es ins Toggenburg und etwas später via einen Höhenweg (leider sah man wegen des schlechten Wetters nur wenig vom schönen Panorama) auf die Schwägalp.

Am Etapppenende auf der Schwägalp musste auf dem hinteren und für uns abgesperrten Parkplatz bei strömendem Regen eine Sonderprüfung auf Zeit gefahren werden. Ein mittels Pylonen ausgesteckter Parcour musste möglichst schnell und vor allem auf optimalem Wege durchfahren werden. Wiederum zeigte die Kreativität der Teilnehmenden im Finden der optimalen Strecke ungeahnte Möglichkeiten, daher reichte die Spanne der gefahrenen Zeiten von 31 Sekunden bis zu 3 1/2 Minuten. Wer Pylonen umfuhr oder einzelne Streckenabschnitte mehrfach befuhr, bekam zusätzliche Strafpunkte.

Magi und Felix - auch bei schlechtem Wetter immer gut gelaunt
Magi und Felix - auch bei schlechtem Wetter immer gut gelaunt
Magi und Felix - auch bei schlechtem Wetter immer gut gelaunt

Trotz allen wetter- und navigationsbedingten Widrigkeiten erreichten alle Teilnehmenden das Ziel noch vor dem Nachtessen, so dass niemand weder hungrig noch durstig ins Bett musste. Es gab ein feines 'Appenzeller-Buffet' und allfällige mengenmässig bedingte Magenüberlastungen konnten an der Bar mit geeigneten Wässerchen teilweise reduziert werden.

Am anderen Morgen ging es für die Teilnehmenden um 07:30 Uhr auf den Säntis zum Gipfel-Frühstück. Leider war alles wolkenverhangen, aber wenigstens regnete es nicht. Da und dort war sogar ein Anflug von blauem Himmel zu sehen. Der Start der Etappe war gleichzeitg der Start zur ersten Sonderprüfung. Es musste eine Strecke in Form eines Z gefahren werden, zwei Abschnitte vorwärts , einer rückwärts. Verfahren hat sich niemand, aber die Standfestigkeit der Kupplungen und Getriebe wurden auf eine harte Probe gestellt. Ich war froh, beim Aufräumen der Strecke keine Zahnräderbestandteile vorgefunden zu haben.

Christian und Verena Müller mit ihrem Cadillac Serie 62 aus dem Jahre 1959
Christian und Verena Müller mit ihrem Cadillac Serie 62 aus dem Jahre 1959
Christian und Verena Müller mit ihrem Cadillac Serie 62 aus dem Jahre 1959

Das Wetter klarte zunehmend auf und die Sonne vertrieb bald darauf die Restbewölkung. Die nächste Durchfahrtskontrolle in Appenzell fanden alle auf Anhieb, hier werde ich wohl bei einer allfällig nächsten Austragung die Anforderungen verschärfen müssen devil. Auf der bald darauf folgendenden Karten-Navigation war eine Regularity integriert, es galt wiederum, vorgegebene Koordinatenpunkte bis auf 2 Meter anzufahren. Es führten zwei Wege an diesem Koordinatenpunkt vorbei, nur einer der Wege war richtig und wurde von rund 1/3 der Fahrzeuge korrekt gefahren. Weiter ging es ins Rheintal, dann zurück in bergigere Gebiete und nach Horn zum Mittagessen in ein schönes Hotel direkt am Bodensee. Davor mussten weitere Prüfungen absolviert werden, welche vielen Teilnehmenden gut gelungen sind.

Nach dem Mittagessen führte der Weg in den hinteren Thurgau. Wiederum mussten Navigationsprüpfungen absolviert und Durchgangskontrollen korrekt passiert werden. Nebst den bemannten Durchgangskontrollen gab es während der ganzen Rallye auch viele unbemannte Kontrollen. An vorgegebenen Punkten mussten bestimmte Fragen beantwortet werden und nur wer die richtige Strecke befuhr und auch den Tripmaster korrekt bediente, konnte die passende Antwort zur gestellten Frage finden. Die Teilnehmenden haben fast alle Antwortenfelder ausgefüllt, aber den Inhalten zufolge müssen doch einige an noch ganz anderen, mir unbekannten Orten, vorbeigekommen sein.

Die letzte Regularity war von der Komplexität her eher zum Ausklingen angelegt, es musste jedoch kurz vor Schluss eine unauffällige Abzweigung in den Wald und 50 Meter später zurück auf den Hauptweg gefunden werden, was vielen auch gelungen ist. Kurze Zeit später musste die letzte Durchgangskontrolle gefunden werden. Dort wurde aber nichts notiert, sondern es wurden nur Appenzeller-Biberlis verteilt. Auf Grund der vom Kontroll-Team zurückgebrachten wenigen Biberlis konnte ich davon ausgehen, dass alle Teilnehmenden diesen Posten gefunden haben, manche entweder mehrmals oder haben die Funktionäre vielleicht ...? smiley

Die letzte Strecke führte nochmals über kleinere abgelegene Strassen zurück nach Seuzach. Beim Alterszentrum Geeren wurden die Teilnehmenden von einer begeisterten Menschenmenge empfangen, welche sich wohl in ihre Jugend zurückversetzt gefühlt sahen, in eine Zeit, wo diverse der vorbei fahrenden Fahrzeuge soeben auf den Markt gekommen waren. Weiter ging es dann zurück auf das Startgelände zur Zielankunft, wo sich mit der Zeit auch eine interessierte Schar Zuschauer einfand. Da wir bezüglich der kommunizierten Marschtabelle mehr als 30 Minuten Vorsprung hatten, kamen diverse Zuschauer erst als die Teilnehmenden bereits beim wohlverdienten Apéro im Hotel Sonne sassen. Alle Fahrzeuge wurden bestaunt und dank der aufgestellten 'Technischen Datenblätter' konnten diverse Fragen auch ohne die Anwesenheit der Teilnehmenden beantwortet werden.

Auf den Apéro folgten das Nachtessen sowie die Rangverkündigung und Preisverteilung, bevor sich dann ein Teil der Rallye-Teilnehmer auf den Heimweg machte. Alle anderen, welche eine weitere Nacht im Hotel Sonne gebucht hatten, liessen den Abend draussen auf der Terrasse bei ungefähr einem Bier oder ähnlichem ausklingen ...

 

Irene und ich haben uns gefreut, diese Rallye organisiert haben zu dürfen und sind froh, dass die ganze Veranstaltung ohne Unfälle und Blechschäden abgelaufen ist. Wir möchten den zahlreichen ehrenamtlich arbeitenden Funktionärinnen und Funktionären (16 an der Zahl) ganz herzlich für ihr Engagement danken. Weder Wind noch Regen haben sie davon abgehalten, ihr Bestes zu geben und alle Resultate vollständig und sachgerecht zu erfassen.

Ein grosser Dank geht auch an die Sponsoren und Gönner des Anlasses ohne die eine solche Veranstaltung zu den bekannten wirftschaftlichen Bedingungen nicht möglich wäre, namentlich sind dies:

  • Beltrona AG, Seuzach: Unterkunft, Verpflegung und Spesen der Funktionäre
  • Garage Moser AG, Seuzach: Pannendienst
  • Richnerstutz AG, Villmergen: Alle Aufkleber, Fahnen, Rallyeschilder etc.
  • Vitodata AG, Seuzach: Unterkunft, Verpflegung und Spesen der Funktionäre
  • 2 Privatpersonen, welche unerkannt bleiben möchten

Wir gratulieren den Siegern der diesjährigen Pure Switzerland mit der Startnummer 4, Carlos Rieder und Urs Schnüriger herzlich zum Resultat und wünschen ihnen bei der Organisation der nächstjährigen Pure Switzerland viel Erfolg!

Irene und Manuel Dubs