Lima to Cape Horn 9. November 2022 - Day 19: Cutral Co to San Carlos de Bariloche (555 km)

Auch heute wurden wir mit schönem Wetter und angenehmen Temperaturen verwöhnt. Die erste Regularity war relativ einfach, aber ich fasste trotzdem 3 Strafsekunden (es gibt Schlimmeres). Bis zum Mittagshalt gab es keine nennenswerte Ereignisse. Da ich bereits sehr früh an dieser Time-Control war, habe ich 'Luigi' seitlich aufgebockt und begann, den Schmiernippel des Kupplungsgestänges mit frischen Fett zu füllen. Ich lag also friedlich unter dem Fahrzeug, als ich etwas warmes, feuchtes hinten am Hals spürte. Da hat sich doch tatsächlich ein kleiner Hund lautlos angeschlichen und leckte mich am Hals. Besonders begeistert war ich natürlich nicht und scheuchte ihn weg. Der Hund gehörte zu zweien Braslilianerinnen, welcher ihren alten VW-Campingbus keine 2 Meter von mir entfernt parkiert hatten. Sie warten schon seit 4 Tagen auf Ersatzteile für ihren Bus und müssen jetzt die Zeit totschlagen. Wir kamen in ein spanisch/englisches Kombinationsgespräch und zu guter Letzt enstand das Foto mit Hund (siehe unten).

Die zweite Regularity war 'knackig'. Wir mussten auf einer kurvenreichen Sand/Schotterpiste ca. 6.5 km und mit einem Schnitt von 50 km/h den Berg hoch fahren. 'Luigi' hatte alle Räder und ich alle Hände voll zu tun. Um den Schnitt zu halten, musste fast jeder Kurve im Drift genommen werden, resp. das ergab sich automatisch, weil die Hinterachse mit der straffen Federung bei diesen vielen Unebenheiten dauernd leicht abhob. Aus dem gleichen Grund brachte ich auch die nötige Antriebskraft kaum auf den Boden, da die Räder immer wieder duchdrehten. Dies wiederum erzeugt im Radsensor für den Tripmaster zuviele Impulse, was dann die Anzeige der zurückgelegten Wegstrecke verfälscht. Das kann man zwar wieder zu kompensieren versuchen, ich durfte aber gleichzeitig keine Abzweigung verpassen, musste den Schnitt kontrollieren und schauen, dass 'Luigi' auf der Piste blieb. Alles in allem und in Anbetracht der Umstände bin ich mit 8 Strafsekunden noch gut weggekommen (auch wenn es gemäss meiner Berechnung nur 4 hätten sein sollen).

Wir fuhren den ganzen Tag im Park National Laguna Blanca und den angrenzenden Gebieten um die 800 Meter ü. Meer herum. Die Landschaft war traumhaft, viele Nadelwälder, grosse tiefblaue Seen, blühende gelbe Sträucher überall, bestens ausgebaute Strassen und fast kein Verkehr. Dazu Sonne und viel Wind.

Wer gerne 'flüssig' Auto fährt, kommt in Argentinien voll auf seine Kosten! Auf allen Landstrassen darf man 110 km/h fahren und diese Geschwindigkeit erreicht man beim Abbremsen vor Kurven problemlos, manchmal sogar tiefere wink. Pro 10 km kommt vielleicht ein (1) Fahrzeug entgegen und ich habe mich schon häufig gefragt, für wen denn diese Strassen gebaut wurden. Lastwagen sind nur ganz selten unterweges und so kann man es durchaus etwas 'fliegen' lassen. Den Porschefahrern usw. sind diese Möglichkeiten auch aufgefallen ...

Im sehr schönen Hotel Llao Llao in San Carlos del Bariloche bin ich auf mehrere Rallye-Teilnehmende gestossen, welche wir in den letzten Tagen vermisst haben. Sie haben alle ihre defekten Wagen hierhin bringen lassen und konnten sie (teilweise) reparieren. Besonders Pech hatte das Paar (Vater/Tochter) mit ihrem Ford, welches ich schon hier beschrieben habe. Sie haben die gestrige und heutige Etappe zusammengenommen und sind 1'300 km am Stück gefahren, um hier in Ruhe ihr Fahrzeug auf Vordermann bringen zu können. 25 km vor dem Hotel begann das hintere linke Radlager 'komische' Geräusche zu machen und sie schafften es noch knapp ins Hotel. Die Übeprüfung ergab ein komplett defektes Radlager und nun muss das Paar auch noch ein neues Radlager auftreiben (evt. kann ich aushelfen).

Eine Schrecksekunde haben zwei andere und ich auf dem Parkplatz erlebt: Plötzlich hörte ich einen Knall und einen Schrei von einem unter seinem Fahrzeug liegenden und schraubenden Teilnehmer. Er hatte sein Fahrzeug aufgebockt und als Sicherung sein Ersatzrad mit 4 Backsteinen drauf unter den Chassisholm gelegt. Dann kippte der Wagenheber weg und die Backsteine wurden von der Kante des Chassisholmes gespalten (so wie bei Bruce Lee in den Karate-Filmen). Am Schluss hielten nur noch das Rad und das Backsteingebrösmel den Wagen so hoch, dass die darunterliegende Person gerade noch knapp hevorkriechen konnte. Das hätte schlimm enden können!

So, das reicht für heute, schliesslich benötige ich noch Zeit, den morgigen Ruhetag einzuläuten smiley.

 

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