Lima to Cape Horn 2. November 2022 - Day 12: Salta Rest Day

Der Grenzübertritt nach Argentinien verlief unerwartet speditiv, es wurde extra für uns zusätzliche Schalter geöffnet. Zuerst wurden 'Luigis' Räder desinfiziert - nur die Räderaussenseiten, da es auf der Innenseite und den Laufflächen sowie unter den Kotflügeln gemäss argentinischer Behördenvorstellung keine fremden Keime haben kann. Vermutlich ging es eher darum, für diesen Vorgang 5 Bolivar zu kassieren (ca. 70 Rappen). Weder wurde 'Luigi' geröngt noch kontrolliert, also genau das Gegenteil vom dem, was uns 'angedroht' wurde.

Auch bei allen nachfolgenden Polizei- und Armeekontrollen wurde ich jedesmal anstandslos durchgewunken. Inzwischen habe ich den Jahrgang von 'Luigi' auf die dreckige Seitentür gemalt, dadurch ersparte ich mir weitere Rückfragen. Die Strassen in Argentinien sind in recht gutem Zustand und häufig während zehn oder mehr Kilometer schnurgerade und übersichtlich. Da kann schon einmal das Gaspedal etwas festklemmen, wobei die Argentinier da locker mithalten - ganz anders als in Bolivien, wo wohl viele Fahrer ohne Führerschein und/oder genügende Fahrpraxis über die Strassen schleichen.

Gegen 20:30 Uhr Lokalzeit kam ich im Hotel an und nach kurzem Wasserkontakt gings zum Essen. Das Essen wurde serviert (sonst haben wir meistens Buffet) und der Wein war ausnahmsweise inbegriffen. Offenbar hatte das Personal die Order bekommen, nur glasweise nachzuschenken und keine Flaschen auf dem Tisch stehen zu lassen. Das konnten sie aber nicht lange aufrecht erhalten, denn sonst hätten sie kein Personal mehr zum Servieren gehabt, also halfen wir freundlich mit und holten uns die Flaschen selber an die Tische. So war allen geholfen wink.

Das Essen war ausgezeichnet, nur das Fleisch war komplett durchgegart mit der Tendenz zum Ungeniessbaren. Mit Hilfe meines Schweizer Taschenmesser konnte ich zwar einige mundgerechte Stücke absäbeln, aber allzuviel wollte ich meiner Kaumuskuklatur auch nicht zumuten und liess das restliche Stück -. wie viele andere auch - auf dem Teller liegen. Anschliessend gings es - wie üblich vor einem Ruhetag - an die Bar zum Tagesausklang.

Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass ich a) alleine fahre und b) keinerlei Probleme mit dem Auto habe. Letzteres ist natürlich schon etwas übertrieben, denn seit rund 4 Tagen geht die Zentralverriegelung von 'Luigi' nicht mehr und ich kann ihn nicht mehr abschliessen. So wie es aber aussieht, muss ich nur die Batterie im Sender am Schlüsselbund wechseln ...

Heute Morgen bin ich der guten Ordnung halber dennoch auf dem 700 Meter vom Hotel entfernten Parkplatz erschienen und habe mich sogleich in den Overall gestürzt. Die eingehende Prüfung der Achsen und Aufhängungen hat keine Defekte ergeben, also habe ich alle Schmiernippel mit neuem Fett versorgt, die vorderen Bremsen nachgestellt und das wenige Spiel im rechten vorderen Radlager behoben. Seit wir wieder in Höhen zwischen 300 und 1200 Meter ü. Meer fahren, habe ich keinen messbaren Ölverbrauch mehr und 'Luigi' kann wieder seine volle Leistung entfalten. Mindestens auf den geraden Strecken müssen wir uns vor den Porsches nicht verstecken.

Nach dieser schweisstreibenden stundenlangen Arbeit (wink) habe ich zuerst einmal eine Zigarre aus meinem Humidor geraucht und den anderen beim Schrauben zugeschaut. Wie üblich auf solchen Rallyes, wurden zahlreiche grosse und kleine Zerlegungen der Fahrzeuge durchgeführt. Diverse Kampfspuren an verschiedenen Karosserieteilen deuten auf zahlreiche Kontakte mit frei lebenden Viechern und Randsteinen hin. Fast alle Fahrzeuge werden morgen wieder auf eigener Achse unterwegs sein, nur 3 Teams sind entweder abgereist oder mit dem Mietwagen unterwegs.

Anschliessend bin ich zu einer 500 Meter entfernten Autowaschanlage gefahren und 'Luigi' wurde von 2 Angestellten innen und aussen für den Preis von ca. CHF 8 gereinigt. Jetzt ist wieder die Originalfarbe von 'Luigi' zu sehen und im Innenraum kann man wieder alles anfassen ohne immer mit Staub in Kontakt zu kommen. Eine Wohltat! 

Unser Hotel in Salta liegt ziemlich im Zentrum der Stadt und am Rande eine Fussgängerzone mit beinahe unendlich viel Läden. Aus jedem Laden plärrt eine andere Musik und die Leute wuseln dicht gedrängt ducheinander. Die Argentinier sind im Durchschnitt viel grösser als die Peruaner und Bolivianer und vor allem: Es gibt auffallend wenig Leute mit Übergewicht. In allen Ländern wurden wir bis jetzt immer aufs freundlichste begrüsst und vielfach fotografiert. Die bolivianischen Frauen, welche mir im Durchschnitt knapp bis zur Brust reichten, scheinen besonders viel Freude an mir gehabt zu haben, denn ich musste immer mit aufs Foto. Erst später habe ich erfahren, dass ich einerseits wegen meiner Körpergrösse und andererseits wegen meinen friedhofsblonden Haaren ein begehrtes Fotosujet war. In der Tat habe ich kaum graue und schon gar keine blonden Haartrachten einheimischer Personen gesehen.

Ranglistenmässig bin ich nach wie vor auf dem 3. Gesamtrang und auf dem 1. Rang der Vorkriegsfahrzeuge. In den nächsten Tagen werde ich vermutlich einige Ränge einbüssen, da jetzt ab Argentinien wieder Rundstreckenrennen stattfinden. Da habe ich mit 'Luigi' natürlich keine Chance gegen alle Porsches, Mercedes und Datsuns. Hingegen sind die Chancen intakt, den 1. Rang bei den Vorkriegsfahrzeugen zu verteidigen, da ich auf den Zweitplatzierten fast 2 1/2 Minuten Vorsprung habe. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass ich keine Fehler mache oder ausfalle.

Morgen müssen wir wieder sehr früh raus, da wir zuerst zu Fuss zum 700 Meter entfernten Parkplatz laufen (zum Glück habe ich ein Rollköfferchen) und dann noch 6 Kilometer zum eigentlichen Start im Autodromo Martin Miguel de Guemes fahren müssen. Dann folgen 570 km Fahrt und die Ankunft ist für 20:00 Uhr prognostiziert. Also wieder ein happiger Tag!

Die Rallye macht nach wie vor grossen Spass und ich bin froh, dass ich über keinerlei gesundheitliche Einschränkungen klagen muss. Ich halte mich aber auch (ziemlich) konsequent an den Grundsatz: Cook it, peel it, boil it or forget it.  Einige Teilnehmende haben teilweise üble Magen-Darm-Verstimmungen aufgelesen, welche erst mit schwerem Medikamentengeschütz zum Abklingen gebracht werden konnten. Unsere neue mitreisende Ärztin stammt aus Peru und ist ziemlich gefordert bei der Heilung aller Gebresten der Teilnehmenden. Es sind halt doch viele ältere Leute dabei, wahrscheinlich gehöre ich immer noch zur jüngeren Hälfte angel

In bolivianischen Tunnels gibt es keine Beleuchtung
In bolivianischen Tunnels gibt es keine Beleuchtung
In bolivianischen Tunnels gibt es keine Beleuchtung
Der Hund musste unbedingt auch drauf
Der Hund musste unbedingt auch drauf
Der Hund musste unbedingt auch drauf
'Luigi' umrahmt von Damen
'Luigi' umrahmt von Damen
'Luigi' umrahmt von Damen
Prüfen der Vorderachse
Prüfen der Vorderachse
Prüfen der Vorderachse
'Luigi' wird eingseift ...
'Luigi' wird eingseift ...
'Luigi' wird eingseift ...
... und das war das Resultat
... und das war das Resultat
... und das war das Resultat
Dieser Porsche-Heckspoiler hatte zu heiss!
Dieser Porsche-Heckspoiler hatte zu heiss!
Dieser Porsche-Heckspoiler hatte zu heiss!
Michael auf der Suche nach dem Fehler
Michael auf der Suche nach dem Fehler
Michael auf der Suche nach dem Fehler
Auch ganze Motorhauben wurden ersetzt
Auch ganze Motorhauben wurden ersetzt
Auch ganze Motorhauben wurden ersetzt