Lima to Cape Horn 12. November 2022 - Day 22: Esquel to Puerto Chacabuco (683 km)

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des ersten argentinisch-chilenischen Grenzübertrittes. Aus für mich nicht ganz nachvollziehbaren Gründen hat unser Veranstalter einen Grenzübertritt ausgewählt, der erst nach 90 km Gravel-Piste erreicht werden konnte und normalerweise nicht mehr als 10 Fahrzeuge pro Tag abfertigt. Zum Glück war ich als fünftes Fahrzeug recht weit vorne und musste daher auf der argentinischen Seite nur 1 Stunde und auf der chilenischen Seite nur 2.5 Stunden warten angry.

Der argentinische Grenzbeamte war wenigstens gut aufgelegt und machte mit allen seine Spässchen, ganz egal, ob sie ihn verstanden oder nicht. Er hackte alle Daten in den PC hinein (System langsamer Adler), stand zwischendurch auf, ging nach draussen, um 'Luigi' zu fotografieren, sprach dann noch eine Weile mit einem Einheimischen und prüfte bei der Rückkehr die Kochtopfwärme seines Mittagessens, welches er auf dem Gasheizofen stehen hatte und vor sich hin köcherlte. Nach 15 Minuten pro Team hatte er alle Formalitäten erledigt und die nötigen Stempel an diversen Orten hingesetzt.

Als ich rund 4 km später an den chilenischen Übergang kam, waren alle vier vor mir gestarteten Fahrzeuge immer noch da. Es gab total 5 Beamte, einer davon war der Chef, welcher grundsätzlich nicht arbeitete. Via Translator auf seinem Handy gab er uns zu verstehen, dass hier alles etwas länger dauern werde, da sie alle Daten manuell in zwei Systeme eingeben und die Freigabe der vorgesetzten Stelle in der Stadt abwarten müssten. Alle unsere Daten würden mit Interpol abgeglichen um herauszufinden, ob es in unserer Gruppe Schwerverbrecher habe. Zudem sei das Internet etwas langsam (was sich als die Untertreibung des Tages herausstellte) und sie hätten auch nur einen PC zur Verfügung. Der die Daten erfassende Beamte nutzte auf der Tastatur ebenfalls das System langsamer Adler, welcher zudem noch sehr flügellahm war. Das spielte aber insofern keine Rolle, weil das Internet noch viel langsamer war. Blieben also noch drei weitere Beamte, wovon zwei für die spätere Wageninspektion und einer für das Öffnen der Schranke zuständig war.

Pro Fahrzeug vergingen knapp 30 Minuten, bis alle Passdaten erfasst, verifiziert und auch das Carnet de Passage ausgefüllt waren. Bei mir war der Zöllner schon nach 20 Minuten fertig, da ich ja alleine fuhr. Die Inspektion von 'Luigi' sah sehr geschäftig und professionell aus, aber wie schon früher beim mongolisch-russischen Grenzübertritt erlebt, will sich kein Zöllner die Finger an allen staubigen Gegenständen schmutzig machen und daher erfolgte die Kontrolle rein visuell ohne auch nur einen einzigen Gegenstand zu berühren. Einzig im Kofferraum musste ich eine Werkzeugkiste für den Zöllner öffnen, aber als schon der Öffnungsvorgang staubte, gab er sich mit der Kontrolle zufrieden, ohne die Kiste überhaupt angsehen zu haben smiley. Die auf der Hutablage liegende Banane hat er nicht gesehen, denn man darf weder Fleisch noch Obst einführen. Ich habe sie dann nach dem Grenzübertritt gegessen und die Schale in meinem Abfallsack entsorgt.

Das heutige Hotel ist eine Wohltat gegenüber den 'Hotels' der letzten beiden Nächte. Man kann sich sogar im Badezimmer drehen ohne irgendetwas anzuschlagen und es kommt auch tatsächlich Wasser aus der Lavabo-Henne. Dafür haben wir gestern ganz ausgezeichnet gegessen und das erst noch in viel zu grosser Menge.

'Luigis' Kupplung arbeitet einwandfrei, meine selbst konstruierte Schrauben-Bolzen-Lösung scheint sich zu bewähren. Für Morgen hat der Veranstalter einen ganz schwierigen Tag angekündigt, vor allem wegen der schlechten Strassenverhältnisse. Den Teilnehmenden mit Fahrzeugen, welche kurz vor dem Auseinanderfallen sind (es wurde auf englisch etwas eleganter formuliert wink) wurde geraten, nicht nach Chile einzureisen, sondern in Argentinien zu bleiben und erst morgen Abend wieder zur Truppe zu stossen. Bin ja gespannt, was morgen auf mich zukommt.

Nachtrag um 23:45

Zugegebenermassen schreibe ich diese Zeilen nicht mehr ganz topfnüchtern, wir mussten ziemlich viel Zeit totschlagen und das ist uns gut gelungen. Soeben ist ein weiteres Paar angekommen und es sollten noch weitere 8 Paare folgen. Das Hotel hat das ausgezeichnete Buffet verlängert, so dass alle noch etwas Feines zum Essen und Trinken bekommen. Rein rechnerisch sollten die Letzten um 03:00 UIhr hier eintreffen ...

Der argentinische Beamte ...
Der argentinische Beamte ...
Der argentinische Beamte ...
... und sein Kochgeschirr auf dem Ofen
... und sein Kochgeschirr auf dem Ofen
... und sein Kochgeschirr auf dem Ofen
Der chilenische Zoll
Der chilenische Zoll
Der chilenische Zoll
20221112_0904092.jpg
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Kommentare

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Beat 13.11.2022 10:01

Ich kann den Kommentar von Irene nur bestätigen!

Irene 13.11.2022 09:10

So ein schönes und tolles Foto von dir ❣️