Le Jog 04.12 - Etappe 4: Newcastle to Aviemore (08:30-22:30 Uhr)

Während der Nacht sind die Temperaturen angestiegen und es hat weiter geregnet, sodass am anderen Tag nur noch Pflotsch übrig war. Dann und wann mussten wir - vor allem wieder in höheren Lagen- ziemliche Eislöcher durchqueren. Mit dem Einnachten wurde es wieder kühler und die Strassen rutschiger. Fast alle Nebenstrassen werden nicht gesalzen und wenn, dann nur spärlich. Wiederum musste wegen Unpassierbarkeit von Streckenabschnitten ein Teil der Strecke umorganisiert werden. Wir liessen eine zusätzliche Regularity aus, da wir erneut im zeitlichen Hintertreffen waren und fuhren direkt zum einem vorgegebenen Timing-Punkt. Dort angekommen, stempelten wir nach einer kurzer Kaffeepause aus und wollten schnellstmöglich losfahren, da wir vorgegebene 10 Minuten später am Start der nächsten Regularity sein mussten. Aber denkste! Beim Abfahren merkten wir, dass das rechte Hinterrad einen Platten hatte (es war ein Nagel angry). Dank der Hilfe eines noch anwesenden Mechanikerteams war das Rad zwar schnell gewechselt, aber die Zeit reichte natürlich nicht mehr für den zeitgerechten Start der Regularity, dabei haben wir ihn auf Anhieb gefunden!

Die Strecke war interessant und anspruchsvoll, da schnee- und eisbedeckt. Zudem war es komplett dunkel und wir hatten keine Ahnung, wo wir waren. Das machte aber nichts, weil man so oder so nicht (falsch) abzweigen konnte. Nach ca. 30 Minuten Fahrt sahen wir einige Lichtkegel und wir wunderten uns, wer da von den Einheimischen noch unterwegs war. Es waren jedoch keine Einheimischen, sondern ein Teilnehmerfahrzeug (Ford Escort), welches rund 20 Meter weiter unterhalb der Strasse im Schnee steckte (dieses Fahrzeug war schon auf der 2. Etappe von der Strecke abgekommen). Da ein Mechanikertam bereits daran war, dieses zu bergen, fuhren wir weiter.

Wenige Kilometer später wurden wir erneut aufgehalten. Ein anderes Rallyefahrzeug (Datsun 240Z) war von der Strasse abgekommen, hatte einen Gartenzaun durchbrochen und ist noch rund 10 Meter weiter den Abhang herunter gerollt. Verletzt war niemand. Ein 4x4-Fahrzeug des Veranstalters versuchte, das Rallye-Fahrzeug hochzuziehen. Das gelang aber wegen der beengten Platzverhältnisse sowie der suboptimalen 'Übungsanlage' nicht. Ratlose Gesichter wechselten von Kopf zu Kopf. Also brachte ich unsere 'Luisa' in die richtige Position, montierte die mitgenommenen Zugketten vorne an den dafür vorgesehenen Ösen und Haken, schaltete den 4x4-Antrieb und die Untersetzung ein. Rückwärts auf der anderen Seite den Hang hochfahrend konnten wir das nur leicht havarierte Fahrzeug auf die Strasse zurückziehen. 10 Minuten später konnten wir unter Applaus und Dankesbekundungen die Unfallstelle verlassen und versuchten, die verlorene Zeit aufzuholen.

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Sehr weit kamen wir nicht. Rund 30 km später wurden wir erneut aufgehalten. Der Fahrer eines anderen Rallye-Fahrzeuges (Lancia Fulvia) hat den Gleitreibungskoeffizienten auf einer mit einer S-Kurve versehenen Brücke falsch eingeschätzt und bei der zweiten Kurve die Botanik aufgesucht. Auch da ging es den Hang hinunter und nur dank eines vorher senkrecht stehenden und stabilen Gartenzaunes wurde das Fahrzeug noch in Reichweite eines Abschleppseiles aufgehalten. Wiederum wurde niemand verletzt, aber die Bergung gestaltete sich schwierig, weil das Fahrzeug ziemlich parallel zur Strasse lag. Der erste nach hinten ausgerichtete Bergungsversuch misslang, weil die Front des havarierten Fahrzeuges wegrutsche. Zudem war zu wenig Platz zum rückwärts ziehen vorhanden. Also befestigten und sicherten wir das Heck des havarierten Fahrzeuges am Zughaken eines 4x4-Fahrzeuges des inzwischen dazu gekommenen Mechanikerfahrzeuges.

Nach dem Wenden von 'Luisa' zog ich von vorne quer über die schmale Strasse während das Fahrzeug der Mechaniker das Heck des havarierten Fahrzeuges langsam in Zugrichtung gehen liess. Trotz stark vereister Strasse gelang es uns, das Fahrzeug auch hier wieder zurück auf den rechten Weg zu bringen. Es waren keine nenenswerten Schäden zu verzeichnen und die beiden sichtlich erleicherten Rallye-Teilnehmer konnten aus eigener Kraft weiter fahren. Hätte man auf einen offiziellen Abschleppdienst warten müssen, hätte das wohl Stunden gedauert, da wir total weg von der Zivilisation waren und keine Handy-Kommunikation möglich war.

So wuchs unsere Verspätung weiter an - obwohl wir die letzte Regularity ausgelassen hatten - und wir kamen erst nach Mitternacht im Hotel an. Die verbleibende Ruhezeit von 45 Minuten reichte gerade noch aus, um im vorbestellten Hotelzimmer kurz die Beine hochzulegen. Kaffee oder ähnliches gab es nicht, also machte ich mir auf dem Zimmer einen Tee und Zwischenverpflegung hatten wir noch im Auto.

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