The 7. Peking to Paris Motor Challenge 20. Juni 2019 - Day 19: Kostanay nach Bannoe Lake (425 km)

Unsere letzte Unterkunft war in der Tat etwas speziell. Das ganze 'Hotel' war im Umbau und wir residierten mehrheitlich noch im alten Teil, was bei einigen wenigen Teilnehmern zu lauten Unmutsbezeugungen und dem partiellen Auszug aus dem Schuppen führte.

Röbi und ich bekamen eine 'Suite' mit zwei ca. 6 m2 grossen Zimmern und je drei  Betten (damit waren die Zimmer praktisch voll) . Nur je ein Bett war bezogen, so dass die Chance gross war, das Zimmer mit keinen weiteren Personen teilen zu müssen. Das gemeinsame Badezimmer war ca. 2 m2 gross und beinhaltete ein WC, ein Handwaschbecken und anstelle einer früheren Badewanne war jetzt eine Dusche installiert. Eine einzige Armatur war vorhanden und der Wasserschwenkarm reichte entweder ins Lavabo oder in die nicht mehr vorhandene Badewanne. Ein Duschschlauch war ebenfalls montiert, allerdings ohne Halterung, was ganz sicher zum Wassersparen animiert. Theoretisch konnte man mit einem Mischventil den Wasserwärmegrad wählen, in der Praxis war dieser aber davon abhängig, ob oben oder nebenan ebenfalls jemand duschte.

Das dunkelgraue Toilettenpapier wies eine Körnung im Bereich P1000 auf und könnte somit auch für feinere Schleifarbeiten verwendet werden. Dann und wann zeigte sich eine Perforationsmöglichkeit, aber gerissen ist das Papier nach einigem Zutun immer an anderen Stellen. Ich bin mir jetzt noch nicht sicher, ob es sich bei diesem Toilettenpapier nicht um Restbestände der früheren Feuerwehrschläuche gehandelt hat. Wie dem auch sei: Wasser kam genügend und dank der selber mitgebrachten Duschmittel wurden wir auch einigermassen sauber.

Ansonsten verlief die Nacht friedlich und wir haben gut geschlafen. Das Frühstück habe ich ausgelassen und wie mir Röbi glaubhaft versicherte, hatte ich nichts verpasst. Anschliessend gingen wir zu 'Isabella' auf den inzwischen abgesperrten Parkplatz und führten den gestern Abend ausgelassenen Tagesparkdienst durch. Unsere Nespresso-Maschine war ebenfalls in Betrieb und fand grossen Zuspruch. Alle, welche eine Kapsel und Wasser mitbrachten, bekamen einen Espresso zubereitet. Wer das nicht dabei hatte, konnte uns mit Schokolade etc. davon überzeugen, etwas aus unseren Vorräten abzutreten.

Nach 170 km ruhiger Fahrt gelangten wir an die Grenze und waren 20 Minuten später auf der anderen Seite immer noch sprachlos! Einen so gut organisierten Grenzübertritt mit freundlichen, lächelnden und sogar uns Glück wünschenden Beamten haben wir noch nie erlebt. Es geschehen noch Zeichen und Wunder und schön, durfte ich so etwas auf meine alten Tage noch erleben wink.

Je mehr wir nach Russland kamen, desto wärmer wurde es und auch die Strassen erreichten teilweise fast westliches Niveau. Geradezu beängstigend war es, keine Quietsch-, Knarr- und andere Ächz-Geräusche mehr von 'Isabella' zu hören. Ob das ein gutes Zeichen war? Ja, es war, denn wir kamen wohlbehalten und ohne jede Panne in unserem Resort in Bannoe Lake an. 'Isabella' läuft einwandfrei und auch der Temperaturhaushalt blieb trotz der knapp 30° Celsius immer im grünen Bereich. 

Die heutigen Sonderprüfungen absolvierten wir gewohnt zurückhaltend und erfreuten uns der zunehmend abwechslungsreicher werdenden Gegend und des schönen Wetters. Im Ziel bekamen wir eine Urkunde ausgehändigt, welche die Überfahrt über die eurasisch-europäische Grenze bestätigt. Zudem haben wir wiederum eine Stunde gewonnen, sind jetzt also unseren Lieben zu Hause nur noch drei Stunden voraus. Bereits ist auch mehr als die Hälfte der Rallye geschafft, zumindest was die Anzahl Tage betrifft. Bezüglich der Kilometer müsste ich es zuerst noch ausrechnen.

Von grösseren Unfällen ist bis jetzt die ganze Truppe verschont geblieben, zwei oder drei Teilnehmer haben auf den Sonderprüfungen einige Teile der Vorderachse verbogen oder liegen gelassen, aber ich bin sicher, dass es ähnliches irgendwo in einer russischen Werkstatt gibt und falls nicht, werden die defekten Teile so lange zurecht geklopft, bis sie wieder passen, getreu dem Motto: If you can't fix it with the hammer, it's the electrical.

Unser Resort liegt direkt am See und wir werden auch am See essen. Hoffentlich bemerken uns die Mücken nicht!

 

 

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Kommentare

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Pierre Gerber (4. Navigator von Ruedi P2P 2016) 21.06.2019 10:26

Hallo Manuel, hallo Röbi

Tag für Tag sind wir gefesselt von Euren Berichten und fühlen uns so hautnah dabei zu sein. Was Ihr beide da erlebt und leistet ist beeindruckend. Da wir selber auf unseren grossen Reisen täglich Berichte auf der homepage schreiben, wissen wir wie anstrengend es manchmal sein kann dies zu erfüllen. Umso mehr ziehen wir den Hut vor Eurer "Schreibkunst". Macht weiter so und freut Euch auf das erste Bier in Paris!

LG Pierre&Alice

Monika Rübel 20.06.2019 19:44

Hallo Manuel, hallo Röbi

Eure Berichte sind einfach der "Kracher". Heute habe ich nicht nur geschmunzelt, sondern konnte laut herauslachen.

Der Bericht von eurem "Krach" war aber nicht so der "Krach"er", aber ich bin froh zu hören, dass alles doch noch so glimplich ausging.

Martin hat mir heute berichtet, dass ihr Euch mit einem Kinderlied aus der eigenen Heimat mächtig Ruhm bei der dortigen Bevölkerung einheimsen konntet.

Drive well. Fahrt vorsichtig. à bientôt in Paris.

Gruss Monika

Renate Brink 20.06.2019 18:50

Hallo Herr Dubs,
da ich ab Peking Ihre informativen und witzigen Berichte lese, die abends pünktlich wie ein „Schweizer Uhrwerk“ ins Netz gestellt werden, kann ich quasi im Sessel die Rally verfolgen. Alte Freunde von mir (Nr. 83) fahren auch mit, leider berichten Sie aber nicht. Deshalb hier meinen herzlichen Dank an Sie.
Ich prüfe natürlich tagsüber mehrfach ob beide Autos auch immer die richtigen Abfahrten genommen haben.😉 Ich wünsche Ihnen und Ihrem Partner eine problemlose Weiterfahrt, viele unvergessliche Eindrücke und eine erfolgreiche Ankunft in Paris, ganz vorne!!
Herzliche Grüße aus Köln, Renate Brink