The 7. Peking to Paris Motor Challenge 16. Juni 2019 - Day 15: Novosibirsk nach Pavlodar (629 km)

Auch heute wurde es uns nicht leicht gemacht. Die ersten 50 km fuhren wir noch bei schönem Wetter, aber dann ging es los und zwar richtig. Es regnete wie aus Kübeln und wir schwammen mit 'Isabella' fröhlich den immer schlechter werdenden Strassen entlang. Schon zu Beginn unserer Fahrt ist der Hebel des Schalters für den Fahrerscheibenwischer abgebrochen, aber so einen Schalter hatten wird dabei und 5 Minuten später war er gewechselt. Dazu mussten wir 2 mal 30 Sekunden aussteigen und waren darauf ziemlich nass. Zum Glück funktionierte unsere Standheizung ausgezeichnet, denn die Aussentemperatur war auf 8° Celsius gefallen und das auf 120 Meter ü. Meer!

Unterwegs durchfuhren wir eine grössere Ortschaft. Es regnete immer noch wie aus Kübeln, aber das hinderte die Bevölkerung nicht, hinter Absperrgittern während rund 300 Meter Spalier zu stehen. Manche mit Schirm, manche ohne, aber alle nass und wir bekamen allerlei Anhänger und Pins zugesteckt. Diese Rallye scheint für die lokale Bevölkerung ein echtes Highlight im wohl eher tristen Alltag zu sein. Einfach nur beeindruckend!

Die einizige Sonderprüfung des Tages war ca. 12 km lang und eine reine Schlammschlacht. Die sonst trockene und harte Staubpiste war komplett aufgeweicht und wir erreichten das Ziel im permanenten Schleudergang nur mit Mühe. Unterwges überholten wir zwei im Schlamm stecken gebliebene Teilnehmer, welche verzweifelt versuchten, ihr Fahrzeug flott zu machen und schon ziemlich die Farbe des Weges angenommen hatten. Auch 'Isabella' war im Ziel farblich nicht mehr wieder zu erkennen.

1 km nach dem Ziel begannn das linke Hinterrad zu eiern und wir mussten bei nachlassendem Regen und halbwegs passablem Weg anhalten. Ein grosser Teil der Speichen war aus der Felge herausgebrochen und wir mussten wohl oder übel das Rad wechseln. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt lediglich ein einziges komplettes Ersatzrad dabei - das andere ist ja vermutlich immmer noch im Fluss unterwegs - und auch dieses war nicht über alle Zweifel erhaben. Bei der Reparatur in Ulanbator wurde das Felgenband eingeklemmt, so dass der Pneu nicht gleichmässig auflag und eierte. Gestern hat Sybille uns zwar auch eine neue Felge mitgebracht, aber keinen neuen Reifen. Wir montiertern also das nicht über alle Zweifel erhabene Rad und fuhren mit max. 70 km/h weiter. Ein etwas mulmiges Gefühl hatten wir schon, denn wenn jetzt nochmals ein Rad/Reifenschaden auftritt, würden wir ohne weiteren Ersatz etwas verloren dastehen.

Aber Göttin Fortuna hat uns nicht ganz vergessen: Rund 10 km später fuhren wir in einer kleinen Stadt direkt auf eine Reifen-Reparaturwerkstatt zu. Diese hatte auch am Sonntag offen. Kaum hatten wir mit Händen und Füssen erklärt, was wir wollen, hat sich der Inhaber selber zusammen mit zwei Mechanikern dem Problem angenommen. Von der defekten Felge wurde der gute Reifen herunter genommen und auf die neue von Sybille mitgebrachte Felge montiert. Das nicht über alle Zweifel erhabene Rad wurde ebenfalls demontiert, der Pneu und das Felgenband neu gerichtet und wieder montiert. Alles in weniger als 20 Minuten! Auch nach mehrmaligen Insistieren durften wir diese Arbeit nicht bezahlen, gut, habe ich aus der Schweiz viele Victorinox-Taschenmesser mitgenommen, welche ich grosszügig verteilte.  Inzwischen waren rund 20 weitere Einheimische eingetroffen und wir brauchten nochmals fast 10 Minuten, bis alle Hände geschüttelt und die Fotos im Kasten, resp. Handy waren. Einmal mehr: Das ist russische Hilfsbereitschaft, wie wir sie schon x-fach erleben durften.

Der Grenzübertritt nach Kasachstan erging erschreckend schnell vorüber. Wahrscheinlich lag es am schlechter Wetter und der alten russischen Zollstation, bei der die Fahrbahnen - ausser beim Inspektionsplatz - fast vollständig unter Wasser standen. Man konnte nicht trockenen Fusses aussteigen und der russische Zöllner bewegte sich nur innerhalb seiner trockenen 80 cm2 Standfläche. So hielt sich seine Inspektionsneugierde in sehr engen Grenzen und wir konnten schnell passieren. Ganz anderes auf der Seite von Kasachstan: Der Zollposten war modern, die Strassen geteert und frei von Wasserpfützen. Auch dort ging alles schnell vor sich, wir haben keine 20 Minuten für den ganzen Grenzübertritt gebraucht. 

Bis zum Hotel hatten wir noch 120 km zurück zu legen. Die Strassen sind recht gut, bislang besser als in Russland und wir kamen zügig voran.  Der Regen wurden von der Sonne abgelöst, es wurde deutlich wärmer und als wir in Pavlodar auf dem Parkplatz in der Nähe des Hotels ankamen, wurden wir von mehr als 1'000 Menschen mit Begeisterung empfangen und sogleich umringt. Es war kaum möglich, das Gepäck auszuladen und den Tagesparkdienst vorzunehmen. Wir haben uns aufs Minimum beschränkt und sind dann mit dem Shuttle-Bus ins Hotel gefahren.

Heute wird es vermutlich nicht spät werden, denn wir haben knapp 650 km zurück gelegt und morgen wird es ähnlich weit gehen. Hoffentlich halten alle Räder wink

20190616_123037-2000.jpg
20190616_123037-2000.jpg
20190616_124607-2000.jpg
20190616_124607-2000.jpg
20190616_160617-2000.jpg
20190616_160617-2000.jpg
20190616_142116-2000.jpg
20190616_142116-2000.jpg
20190616_140815-2000.jpg
20190616_140815-2000.jpg
20190616_142616-2000.jpg
20190616_142616-2000.jpg
20190616_171523-2000.jpg
20190616_171523-2000.jpg
Peking-Paris-Bevoelkerung3.jpg
Peking-Paris-Bevoelkerung3.jpg

Kommentare

Kommentar schreiben

Beppi Dillier 17.06.2019 13:18

Super Deine Berichte. Grüsse Röbi und weiterhin viel Glück. Schade das wir nicht selber dabei sind.
Gruss Beppi

Martin Deuring 16.06.2019 23:29

Einfach genial, Eure Berichte, vielen Dank. Weiterhin viel Glück!