The Road to Saigon 15. Februar 2018 – Day 12: Nakhon Sawan to Mae Sot (446 km)

Die heutige Etappe führt uns schon fast an den nördlichsten Punkt unseres Thailand-Aufenthaltes. Wir durchfuhren die Reiskammer des Landes, weit und breit wird nur Reis und Zuckerrohr angepflanzt. Die Temperaturen stiegen bis 41° Celsius, dafür wurde es trockener und die Natur zeigt bereits erste Verdörrungserscheinungen. Für die Reisfelder ist jedoch genügend Wasser vorhanden, welches alle paar hundert Meter aus einem ausgeklügelten System von Bewässerungsgräben herausgepumpt und die Felder geleitet wird.

Generell macht der Norden von Thailand einen etwas ärmlicheren Eindruck als der Süden, was man auch an der Qualität unserer Hotels anmerkt. Aber alle Einheimischen sind ausgesprochen freundlich und freuen sich riesig ab unseren alten Fahrzeugen. Alle wollen sich vor und neben ‚Isabella‘ fotografieren lassen und putzen dabei jedes Mal unbeabsichtigt die Kotflügel.

‚Isabella‘ musste heute leiden! Am Morgen mussten wir anhalten und eine Kuhherde an uns vorbei ziehen lassen. Eine etwas verstörte Kuh hat dann plötzlich an die Stossstange und den Kotflügel von ‚Isabella‘ getreten, was aber glücklicherweise keine bleibenden Spuren hinterlassen hat (von der Kuh ist nichts bekannt). Am Nachmittag mussten wir eine steile, aber gute ausgebaute Strasse über eine fast 1’000 Meter hohe Hügelkette fahren, was die Kühlwassertemperatur auf 105° Celsius und die Öltemperatur auf 120° Celsius steigen liess. Wegen der vielen Baustellen und vor allem wegen der alten und überladenen Lastwagen kamen wir teilweise nur im Schritttempo vorwärts. Als ich schon anhalten und den Motor abkühlen lassen wollte, kam die Passhöhe in Sicht und wir konnten ohne Verzögerung den ‚Abstieg‘ in Angriff nehmen und nach wenigen Kilometern waren alle Temperaturen wieder im grünen Bereich. Ansonsten sind wir heute viele kurvige, enge und staubige Strecken gefahren.

Einige haben vorgestern am Ruhetag ihr Fahrzeug waschen lassen, heute Abend sind diese Fahrzeuge aber im genau gleichen Zustand wie diejenigen, welche nicht gewaschen wurden. Gut, haben wir darauf verzichtet! Die gestrigen und heutigen Sonderprüfungen führten uns kreuz und quer durch teilweise abgeerntete Zuckerrohrfelder und manch einer erwischte nicht jede Kurve wunschgemäss und pflügte den Acker. Aber ausser Reifenschäden und Lackkratzer ist nichts passiert. Bei der gestrigen Regularity haben wir die maximale Strafpunkte-Anzahl erhalten, weil wir einfach nicht genügend schnell den Berg hoch kamen. Aber das kennen wir ja schon und einen Einfluss auf die Rangliste hatte es auch nicht. Wir sind nach wie vor Dritte unserer Kategorie mit einem schönen Abstand auf den Viertplatzierten. Der Bentley führt nach wie vor und der Chevrolet Master ist auf dem zweiten Platz. Wenn keines dieser Fahrzeuge ausfällt, wird das die Schlussrangliste unserer Kategorie sein.

Die morgige Etappe führt uns nach Mae Hong Son, die Grenzstadt zu Myanmar. Im Gegensatz zur Rallye vor 3 Jahren biegen wir dann aber sozusagen rechts ab und fahren östlich nach Chiang Mai.

Nachtrag um 22:00 Uhr: Heute Abend haben wir einen Barbetrieb der anderen Sorte kennen gelernt. Die Hotelbar war gut besucht (alles Rallye-Teilnehmer), aber das Personal war sich solche Anstürme nicht gewohnt. Es war – gelinde gesagt – ein heillosen Durcheinander. Das Personal konnte kein englisch und wir alle kein thailändisch. Der Begriff ‚Gin-Tonic‘ war offensichtlich bekannt und alle Bestellungen, welche auch nur annähernd nach ‚Gin Tonic‘ tönten, wurden als ‚Gin-Tonic‘ ausgeführt, ganz egal, ob man ein Bier (hat ein i im Wort) oder einen Kamillentee (hat auch ein i) bestellte. Wenn eine Tonic-Dose sich getraute, sich nicht über den normalen Dosenöffnungsmechanismus öffnen zu lassen, wurde der Dose mit dem Hackebeil rohe Gewalt angetan und man konnte froh sein, dass am Schluss im Gin keine Blutspritzer vorhanden waren. Die Rechnungsstellung hingegen war einwandfrei. Auf dem Bestellblock wurde alles fein säuberlich und mit doppeltem Durchschlagpapier eingetragen, wobei die Preise im Takt der aufsteigenden Bestellnummer proportional mitsteigen taten. Als Gast musste man dann den Auftrag unterzeichnen und anschliessend wurde die Bestellung in ein vermutlich sehr altes Computersystem eingetragen. Irene und ich haben schon früh eine Flasche Weisswein bestellt und haben eine sehr gute Flasche aus Südafrika aus dem Jahre 2012 erhalten. Alle weiteren Weissweinbestellungen waren jedes Mal eine andere Sorte, nur der Preis war immer der gleiche, völlig unabhängig von Jahrgang, Herkunft und Qualität. Ich wollte dann noch eine Flasche Wasser ohne Kohlensäure dazu bestellen, geliefert wurde aber ein Eiskübel mit Wasser und Eis. Als ich 1 Minute vorher einen solchen Eiskübel bestellen wollte, wurde mir halbwegs verständlich gemacht, dass es so etwas nicht gäbe.

Das ganze Prozedere wurde von einer singenden Pianistin begleitet, die ihr Piano und ihre Stimmbänder mindestens so gequält hat, wie ich ‚Isabella‘ auf den Sonderprüfungen. Manchmal bin ich ganz froh, dass mein Gehör altersbedingt schon etwas nachgelassen hat. Trotzdem hatten wir einen lustigen Abend, auch wenn wir nicht wissen, was genau wir getrunken haben. Zahlen können wir erst morgen, denn soeben ist das Computersystem abgestürzt, vermutlich wegen Überlastung!

Wenn man solche Situationen inszenieren müsste, man brächte sie nicht halb so gut hin, wie sie in der Realität stattgefunden haben. Man muss das erlebt haben!

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