The 6. Classic Safari Challenge 2. November – Day 25: Cradock to Plettenberg Bay (532 km)

Heute Morgen wurden die Ranglisten der gestrigen zwei Tage ausgehängt. Das Klassement wurde in allen Kategorien gehörig durcheinander geschüttelt. Einige mit latent schwerem Gasfuss sahen sich plötzlich um bis zu 10 und mehr Plätze zurückversetzt. Die Sonderprüfungen, insbesondere auf den Rundstrecken, verlangen jetzt immer mehr Konzentration und Köpfchen ab. In unserem Roadbook sind die Pläne dieser Rundstrecken alle massstäblich abgebildet, inklusive der zu umfahrenden Pylonen. Man muss jeweils zwei Runden fahren und so liegt es in der Natur der Sache, dass man den Ausgang aus dem Rundkurs erst nach Ende der zweiten Runde ansteuert und nicht schon nach der Ersten. Das ist aber tatsächlich nicht allen gelungen und andere haben die sorgfältig aufgestellten Pylonen mit Nichtbeachtung bestraft und sind an denen vorbeigeprescht, was natürlich zu weiteren Strafpunkten führte. Wieder andere haben eine Sonderprüfung gar nicht gefunden. Auch ’normale‘ Zeitkontrollen wurden nicht angefahren oder dann wurde nicht verstanden, um welche Zeit man den Stempel holen musste. Dabei ist alles sehr gut beschrieben, man muss sich einfach die Zeit nehmen, um alles zu lesen. Andererseits machen sich jetzt auch erste Müdigkeitserscheinungen bemerkbar, nicht umsonst gehört diese Rallye zur Sorte ‚Endurance‘.

Uns sind die letzten zwei Tage gut gelungen und wir lagen heute Morgen mit 21 Sekunden Vorsprung auf Platz 1 in der Kategorie der Vorkriegsfahrzeuge. Erstmals hat nun der schon früher erwähnte Bentley-Fahrer (der mit der Startnummer 1, es hat noch andere sehr nette Bentley-Fahrer) Kontakt mit uns aufgenommen und einen kaum verständlichen, eventuell anerkennenden Spruch gemacht. Dieses Paar nimmt die Rallye seeehr ernst, hat so gut wie mit niemandem Kontakt, will immer zuvorderst sein, fährt auch im normalen Verkehr risikoreich und heute Morgen ist er abgefahren, bevor seine Beifahrerin richtig im Auto sass und die Türe geschlossen hatte. Nun ja, es gibt solche und andere.

Die heutige Sonderprüfung führte 11 km den Berg hoch, alles auf steinigen und sandigen, aber gut fahrbaren Pisten. Am Start wurde uns ein Zettel in die Hand gedrückt, dessen Empfang wir schriftlich bestätigen mussten. Darauf stand, dass wir vier Codes erkenen und abschreiben mussten sowie am Schluss noch ‚Head lamps on‘. Wir nahmen alles zur Kenntnis, zündeten das Abblendlicht an und preschten nach dem Startsignal los. Wir heizten mit ‚Luigi‘ den Berg hinauf, im wahrsten Sinne des Wortes, die Kühlwassertemperatur näherte sich gegen Ende bedrohlich der 100 Grad Marke. Alle vier Codes fanden wir auf Anhieb und verloren auch beim Ablesen nur wenig Zeit. Unterwegs stand Gerard Brown, der offizielle Rallye-Fotograf, am Wegrand und knipste, was das Zeug hielt (wir versuchen jeweils, zu diesem Zeitpunkt zu lächeln). Unterwegs sahen wir ein weiteres Fahrzeug der Organisation am Wegrand stehen, allerdings konnten wir niemanden draussen erkennen. Vermutlich sass die Besatzung im Auto und hat kontrolliert, wer das Abblendlicht anhatte und wer nicht. Darum wussten wir wohl zu Beginn der Sonderprüfung den Empfang des Anweisungsblattes bestätigen! Die ganze Strecke bewältigten wir in 10 Minuten und 10 Sekunden, was einem Durchschnitt von ca. 65 km/h entspricht. Später erfuhren wir von besagtem Bentley-Fahrer, dass er die exakt gleiche Zeit hatte, aber ob er das Abblendlicht auch eingeschaltet hatte?

Jetzt sind wir schon in Plettenbay angekommen und sitzen in einem sehr schönen Hotel direkt am Meer. Es liegen noch drei Etappen und zwei Sonderprüfungen vor uns. Vor allem die morgige Etappe wird nochmals mehr als 500 km lang sein und so werden wir heute wohl nicht allzu spät ins Bett gehen.

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