1. Generations Rally Tag 3 - 27.03.2022: Lake District (kleine Rundfahrt, ca. 145 km))

Nun wurde es auch den Engländern langsam etwas mulmig: Schon den 4. Tag in Folge begrüsste uns am Morgen die Sonne. Gerade in dieser Region ist das gemäss den Aussagen Einheimischer unüblich, da ja der Name 'Lake District' einen klaren Zusammenhang mit 'viel Wasser' hat. Uns hat das nicht weiter gestört, wir sind wiederum frohgemut losgefahren. Die 1. Regularity ist uns nur halbwegs gelungen, wir mussten uns bei zwei Timingpunkten 3 und 4 Sekunden notieren lassen, wussten aber nicht, aus welchem Grund. Gemäss unserer Berechnung hätten es beide Male nicht mehr als 2 Sekunden sein sollen.

Auf der 2. Regularity waren wir gut unterwegs, fanden alle kniffligen Abzweigungen auf Anhieb und fuhren plötzlich auf rund 10 vor uns gestartete Rallye-Fahrzeuge auf. Da lag doch tatsächlich ein ausgewachsener Baum quer über der Strasse! Der Besitzer des Grundstücks war zwar bereits daran, den Baum zu zersägen, aber ein ordnungsgemässes Ende dieser Regularitiy war natürlich nicht mehr möglich. Wir haben noch lange überlegt, warum der Baum nach rund 55 vorbeigefahrenen Fahrzeugen plötzlich auf die Strasse fiel. Am Wind kann es nicht gelegen haben, denn es war keiner da. Wie vermuteten eher, dass der Landbesitzer diesen Baum absichtlich fällen wollte, sich aber beim Bestimmen der Fallrichtung ziemlich verschätzt hatte. Gut, hat es kein vorbeifahrendes Fahrzeug getroffen! Wir haben dann einen Umweg über eine Weide gefunden und gelangten so zurück auf die Strasse. Für unseren Toyota war dieser Abstecher ohne Folgen, hingegen die tiefer liegenden Porsches haben noch die halbe Weide umgepflügt und mussten diesen Ausflug in die Natur mit viel Anlauf und durchdrehenden Rädern absolvieren.

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Mit etwas Verspätung, aber ohne Strafpunkte kamen wir an der nächsten Time-Control an, holten unseren Stempel und machten uns sogleich auf zur 3. und letzten Regularity. Da hatte der Veranstalter nochmals alle Register gezogen und eine anspruchsvolle Kartennavigation mit mehreren Wechseln der Durchschnittsgeschwindigkeit und zwei Timing-Punkten auf die Beine gestellt. Den ersten Timing-Punkt haben wir auf Anhieb gefunden und auf die Sekunde genau passiert. Wenig später verpassten wir jedoch die eine Abzweigung und kamen dadurch vom richtigen Kurs ab. Nach rund 800 Metern waren wir uns sicher, dass wir falsch fuhren, wendeten und fuhren im gestreckten Galopp zur falsch gefahrenen Abzweigung zurück. An ein exaktes zeitliches Fahren war jetzt nicht mehr zu denken, jetzt ging es nur noch darum, das Ziel zu finden und auch von der richtigen Seite her anzufahren. 'Luisa' gab alles und dank unserer Geländetauglichkeit konnten wir einzelne Teilnehmer auch dort überholen, wo sich sonst nur die unzähligen Schafe durchgetraut hätten. An einer weiteren Stelle mit eine Gabelung stand ein Rallye-Fahrzeug quer. Beim Versuch zu wenden, fand der Fahrer entweder den Gang nicht oder blieb irgendwie stecken. Bereits wartete ein anderes vor uns gestartetes Fahrzeug auf die Weiterfahrt. Auch hier konnte 'Luisa' ihre Geländetauglichkeit nochmals unter Beweis stellen und so gelangten wir doch noch recht zügig und vor allem von der richtigen Seite her an den allerletzten Timing-Punkt dieser Rallye. Allerdings konnten wir die verlorene Zeit nicht mehr aufholen und kassierten die maximale Zeitstrafe von 60 Sekunden (aber wir kamen korrekt ins Ziel!). Glücklicherweise haben wir in den ersten 2 Tagen noch praktisch nichts von unserem Zeitbonus angetastet, so dass von diesen 60 Strafsekunden in der Endabrechnung nur noch 9 Sekunden als effektive Strafe angerechnet wurde.

Bei den Rundstreckenkursen waren wir mit 'Luisa' in unserer Klasse der Large Late Classic & Youngtimers schon etwas im Nachteil, aber auf den Regularities mit manchmal etwas gewöhnungsbedürftigen Streckenabschnitten (in der Schweiz wären solche Strecken als Wanderwege für erhöhte Ansprüche gekennzeichnet), konnten wir diesen Nachteil mehr als wett machen.

Jetzt waren es noch rund 30 Meilen bis ins Ziel und der Weg führte uns über wunderschöne, sehr schmale und sehr steile, aber immer geteerte Bergstrecken (bis 30% Gefälle!). Sogar wir mit dem Toyota mussten den 1. Gang verwenden, sowohl für die Berg- wie auch für die Talfahrt. Solche Strassen wären in der Schweiz undenkbar (leider devil), denn so macht das Fahren richtig Spass.

Im Ziel angekommen, gab es das obligate Zielfoto sowie ein Begrüssungsbier, welches wir anstandshalber nicht ausschlugen. Bald gings zum Mittagessen und zur Preisverteilung. Trotz unseres letzten kleinen Schnitzers haben wir den 1. Platz in der Klasse (9 Fahrzeuge) halten können. Bei der prestigeträchtigeren Kategorie der Nachkriegsfahrzeuge haben wir gegenüber gestern leider einen Platz verloren und sind mit 4 Sekunden Rückstand auf den zweitplatzierten auf den dritten Platz (48 Fahrzeuge) zurückgefallen. Auf der Gesamtrangliste - also unter Einbezug der Vorkriegsfahrzeuge - sind wir auf dem 6. Platz gelandet (80 Fahrzeuge). Diese Wertung war aber auf dieser Rallye nur eine inoffizielle Wertung. Eine weitere inoffizielle Wertung hat ergeben, dass wir total 9 Porsches und 8 Mercedes hinter uns gelassen haben smiley. Letztere Statistik werde ich 'Luisa' eine Nacht lang unter die Kühlerhaube legen ... 

Alles in allem war es ein tolles Erlebnis und die Stimmung gut! Luca hat seine Sache sehr gut gemacht, sowohl das Fahren, wie auch das Navigieren (bei wem er wohl beides gelernt hat? wink). Tatsächlich waren in jedem Fahrzeug zwei Generationen vertreten, der älteste Teilnehmer war 84 Jahre, der jüngste  14 Jahre alt und den Jungen schien es ausnahmslos Spass gemacht zu haben (den Alten natürlich auch).  In einem Jahr findet wiederum ein solcher Anlass statt. Gut möglich, dass wir erneut dabei sein werden. Ich kann diesen Anlass nur empfehlen!

Nach der Preisverteilung sind wir Richtung Flughafen Manchester aufgebrochen, wo ich Luca abgeladen habe und gleich wieder zurück ins Hotel gefahren bin. Zusammen mit anderen Rallye-Freunden aus dem Organisatoren-Team haben wir zu Abend gegessen (habe diesmal vorsichtshalber kein Gemüse bestellt) und einen lustigen Abend verbracht. Ich werde noch bis Donnerstag in diesem Hotel bleiben und an einem dieser Tage nochmals diese Gebirgsregion mit den steilen und engen Strassen besuchen - diesmal ganz ohne Zeitdruck. Ab Freitag werde ich dann für 3 Tage als Marshall am Flying Scotmann teilnehmen (Start in Hexham, Ziel in Gleneagle). Sofern ich dazu komme, werde ich in meiner nächsten Rallye davon berichten.

Fast hätte ich es vergessen: Heute Montag Morgen hat es wie üblich geregnet und der Himmel ist wolkenverghangen ...

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Kommentare

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Hampi 03.04.2022 18:27

Wie immer top!
Die nächste Generation steht bereit!
Glückwünsche!
Hampi

Giancarlo 02.04.2022 19:30

Super gemacht! Herzlichen Glückwunsch👍👌

Ruth 30.03.2022 13:06

Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum….
Bravo ihr Zwei guten ❣️

Barbara 28.03.2022 13:03

Herzliche Gratulation Mäni und Luca