1. Generations Rally 21.03.2022 - 24.03.2022: Anreise von Seuzach nach Lake District

21. März 2022

Für mich als Pensionär früh am Morgen bin ich mit meinem Toyota Landcruiser FJ-40 losgefahren. Gestern habe ich ihn noch mit dem von Irene gewählten Namen 'Luisa' beschriftet. Zuerst gings zum Pneuhaus Ciccone um die Vorderräder nochmals auswuchten zu lassen. Bei der gestrigen letzten Probefahrt trat bei ca. 110 km/h doch ein spürbares Vibrieren auf, welches nun erfolreich beseitigt wurde.

Die Fahrt Richtung Amsterdam auf den deutschen Autobahnen war wenig abwechslungsreich. Mit einer Geschwindigkleit von 110 bis 120 km/h konnte ich gut im Verkehr mitschwimmen und ohne dass mein Gehör weiteren Schaden nahm. Schon in früheren Berichten habe ich von vereinzelten Rasern berichtet, deren Geschosse als Mücke im Rückspiegel auftauchen, Sekunden später vorbeipreschen und wenige weitere Sekunden später am Horizont verschwinden. Auch diesmal war es nicht anders. Als ich vor Stuttgart auf einen Laswagen auffuhr, der gerade zu einem Elefantenrennen angesetzt hatte und die Überholspur besetzte, behielt ich vorsichtshalber den Rückspiegel unter ständiger Beobachtung. Prompt näherte sich eine Mücke, welche rasch grösser wurde und keine Anstalten zum Abbremsen machte. Das konnte nicht gut gehen! Ich schaltete den Pannenblinker ein. Nach rechts konnte ich nicht mehr ausweichen, da wir den Anhänger des langsamer fahrenden Lastwagen bereits passiert hatten. Zum Glück gab es links keine Leitplanken, so dass ich auf den Grasstreifen ausweichen konnte. Das rumpelte zwar ordentlich, aber da ich nur etwas über 80 km/h drauf hatte und die beiden rechten Räder auf dem Asphalt blieben, war das nicht weiter schlimm. Der Schnellfahrer hatte die drohende Gefahr inzwischen auch erkannt und stieg voll auf die Bremse. Glücklicherweise war das Bremsvermögen des Fahrzeuges grösser als die Hirnleistung des Fahrers und so konnte er sein Fahrzeug noch ganz knapp vor dem Lastwagen, aber doch fast 2 Wagenlängen vor mir genügend verzögern und so eine Auffahrtskollision auf den Lastwagen knapp verhindern. Im Fahrzeug deutscher Herkunft und mit der Ziffer 911 in der Bezeichnung sass ein junger Mann mit leicht osteuropäischer Kopfform, der sichtlich erschrocken war und sich fest ans Lenkrad klammerte. Als der überholende Lastwagen - der wohl von allem nichts mitbekommen hatte - wieder auf die Normalspur einbog, brauste der junge Mann weiter ohne mich eines Blickes gewürdigt zu haben. Wenige Kilometer später fuhr ich an eine Tankstelle und begann zu tanken. Da tauchte plötzlich der Fahrer dieses Sportwagens auf, kam zu mir und entschuldigte sich in aller Form. In nicht ganz akzentfreiem Deutsch erklärte er mir, dass dieser Vorfall eine grosse Lehre für ihn gewesen sei und bot mir an, meine Tankfüllung zu bezahlen. Ich lehnte dankend ab, da auch ich froh war, dass alles glimpflich abgelaufen und mir ja kein Schaden entstanden war.

Den Rest der Strecke konnte ich ohne besondere Ereignisse absolvieren und so gelangte ich gegen 16:00 Uhr nach Moers nahe der holländischen Grenze, wo ich ein schönes Hotel gefunden habe. Morgen habe ich viel Zeit um an den Fährhafen zu gelangen und es wird sicher noch für das eine oder andere Pfeiffchen reichen. 'Luisa' läuft immer besser und geschmeidiger smiley.      

22. März 2022

Gegen 9 Uhr bin ich in Moers Richtung Amsterdam abgefahren. In Google Maps habe ich 'Amsterdam Zentrum' eingegeben und wurde dadurch mitten in die Stadt geführt. Allerdings wechselte gegen Schluss das Ziel laufend und ich kam unfreiwillig in den Genuss einer Stadtführung in der 'Low emisson Zone'. Diveres Einbahnstrassen, welche Google offenbar nicht kannte, erschwerten das Vorwärtskommen zusätzlich, bis ich dann mitten im Rotlichtviertel an einem von Google vorgegebenen, mir nicht näher bekannten Etablissement stand. Da keine Parkierungsmöglichkeit vorhanden war, fuhr ich im Sog der Unmengen von Radfahrern weiter bis zu einem mit einem Sandhaufen versperrten Parkplatz. Der Bauarbeiter gab mir zu verstehen, dass ich da schon parkieren könne, aber auf eigene Gefahr. Da 'Luisa' über gute geländegängige Eigenschaften verfügt, war das Erstürmen des Sandhaufens eine Kleinigkeit und ich konnte erst noch gratis parkieren, da die Parkuhr wegen der Bauarbeiten nicht in Betrieb war. In einem Restaurant direkt an einem Kanal konnte ich dann bei einem Kaffee und einer Pfeiffe das fröhliche Durcheinander von Fussgängern und Radfahrerhorden an der Sonne geniessen.

Später fuhr ich weiter zum Fährhafen und konnte komplikationslos und - ohne jegliche COVID-Kontrolle - speditiv einchecken. Wie in der Schweiz besteht auch in Holland und ganz im Gegensatz zu Deutschland keine Maskenpflicht mehr. Die Deutschen tun sich im Umgang mit der Pandemie immer noch sehr schwer. An den Tankstellen muss (sollte) schon mit einer angezogenen FFP2-Maske getankt werden und ein allfälliger Kaffee darf nur draussen auf dem Parkplatz getrunken werden. Trotz aller dieser Vorsichtsmassnahmen steigen auch in Deutschland die Ansteckungsfälle rasant und der Besitzer der letzten Tankstelle auf deutschen Boden sagte mir: Früher begannen alle Märchen mit den Worten: Es war einmal ... Heute beginnen alle Märchen: Laut Robert-Koch-Institut .... 

Nun ja, auf jeden Fall genoss ich den Sonnenuntergang und den Abend auf der Fähre bei einem guten Essen und einem guten Wein, bevor ich mich dann in meine Koje zurückzog. Ich hatte eine Koje mit einem kleinen Doppelbett gebucht, was wirklich nicht übrtrieben war. Aber in der Bett-Diagonale brachte ich dann doch alle Körperteile unter, der grösste Teil hatte sogar unter der Decke Platz.

23. März 2022

Die Nacht verlief geruhsam und bei wenig Wellengang tuckerte die Fähre Richtung Newcastle. Um 09:15 Uhr bin ich pünktlich angekommen und dann auf kleineren Landsstrassen Richtung Manchester gefahren, wo ich dann Morgen am Flughafen Luca in Empfang nehmen werde. An den Linksverkehr habe ich mich schnell gewöhnt, (noch) nicht aber an die Engländer, welche beim Abfahren an Ampeln das Gaspedal nicht finden.

Beim Tanken wurde ich von einem Engländer angesprochen und gefragt, ob ich ein Überbrückungskabel hätte. Der Zufall wink wollte es, dass ich eines dabei hatte und ihm meine Überbrückungshilfe anbieten konnte. Der Fahrer war schon ziemlich nervös, weil er die Zapfsäule bereits länger blockierte und der Tankstellenbesitzer weder Freude noch Verständnis hatte. Dazu kam seine mindestens so stark genervte Frau, was aber eher mit dem laut

quengelnden Kleinkind auf dem Rücksitz zu tun hatte. Das Auto liess sich weder vorwärts noch rückwärts schieben, weil der Fahrer ohne Strom den Wählhebel nicht aus der Parkstellung bewegen konnte. Mit Hilfe des Fahrzeughandbuches hat er das dann doch geschafft, aber auch die elektronische Handbremse liess sich ohne Strom nicht lösen und für dieses Problem fand er im Handbuch keine Hilfestellung. Inzwischen hatte ich 'Luisa' passend hingestellt, die Überbrückungskabel montiert und während der Fahrer noch Frau und Kind zu beruhigen versuchte, sein Fahrzeug gestartet. Kurze Zeit später war alles demontiert und aufgeräumt. Die englische Familie überschlug sich fast vor Dankbarkeit, wenigstens habe ich es so interpretiert, denn verstehen konnte ich den Dialekt nicht, vor allem auch wegen des quengelnden Kleinkindes nicht, welches in seiner Tätigkeit zur Höchstleistung aufgelaufen war und wohl kurz vor dem Überkippen stand. So zügig habe ich selten eine Tankstelle verlassen!

Der Rest der Reise verlief ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Erst in Flughafennähe wurde es verkehrsmässig etwas hektischer, aber ich habe mein anvisiertes Hotel auf Anhieb gefunden, eingecheckt, geduscht und diverse administrative Arbeiten erledigt. Luca ist in Winterthur schon beinahe in den Startlöchern und wir freuen uns beide auf die gemeinsam zu lösenden Aufgaben.

 Jetzt geht's zum Apéro, das Klima im Hotelzimmer ist auf der trockneren Seite smiley

24. März 2022

Nach ausgiebig viel Schlaf und einem englischen Frühstück, welches mir in verschiedenster Hinsicht noch länger in Erinnerung bleiben würde, habe ich Luca um ca. 08:30 Uhr am Flughafen aufgabelt und wird sind dann auf ziemlich direktem Weg ins Low Wood Bay Hotel in Windermere, Cumbria gefahren. Für das Einchecken war alles bestens vorbereitet und auch mein Zimmer war schon bereit. Allerdings wurde die Keycard - trotz anderslautender Auskunft der Receptionistin - erst um 15:30 Uhr frei geschaltet. Luca's Zimmer war noch nicht bereit. Wir gingen zu meinem Zimmer und packten bei der Servicedame das allerliebste uns zur Verfügung stehende Lächeln aus und siehe da, es wurde uns aufgeschlossen. So konnten wir wenigstens das Gepäck deponieren und dann mein Zimmer durch die Terassentür verlassen, welche wir von da an nicht abschlossen.

An der Reception gab es zwei Angestellte:

  • Eine nette junge Dame, welche uns alle Wünsche zu erfüllen versuchte und bei der Aussprache von 'Seuzach' in Betonung und Aussprache ein herzliches Lachen unsererseits provozierte.
  • Ein griesgrämiger älterer Engländer - der Chef der jungen Dame - der meine gewünschte Verlängerung der Übernachtungen nach der Rallye nicht selber buchen wollte, da er gemäss eigener Aussage 'very busy' sei (habe nichts davon gesehen). Vermutlich habe ich ihn dermassen konsterniert angeschaut, dass er sich doch noch eines Besseren besann und die gewünschte Buchung vornahm. Im laut klappendern Zweifingermodus (System Adler) malträtierte er die PC-Tastatur und tatsächlich, wenige Minuten später hatte er alles geschafft und war wohl auch geschafft. Vor lauter Freude ab seiner eigenen Leistung, vergass er mir den Preis zu sagen und entschuldigte sich sogar (mindestens hat es sich so angetönt) für seine Nachlässigkeit. Nun war es an mir, leicht indigniert dreinzuschauen, habe aber zugsagt, damit er nicht nochmals die arme PC-Tastatur bearbeiten musste, welche ja wirklich nichst dafür konnte.

Kurze Zeit später sassen Luca und ich in unserer 'Luisa', fuhren die Tripmaster-Eichstrecke ab und erfreuten uns ab der Differenz von höchstens 2 Meter auf 3.618 Meilen. Wenn wir also an den Regularities ungenau fahren, müssen wir andere Ausreden suchen wink.

Danach liess ich Luca ans Steuer, damit er etwas Erfahrung mit dem Linksverkehr sammeln konnte. Er machte das bravourös und fast fehlerfrei, lediglich einmal zeigte uns ein Engländer in einem Kreisel den Vogel. Das konnte uns aber nicht erschüttern, wer will denn so wegen ein bisschen Vortritt abklemmen gleich ein Büro aufmachen.

Auf dem Rückweg haben wir noch getankt. Dabei habe ich im Magen ein immer kräftig werdenders Rumpeln verspürt und auch mein Kopf wurde immer heisser, während der Rest des Körpers zunehmend fror. Im Hotel ging ich sofort in Zimmer, erledigte alle angefallen Geschäfte, nahm gleich ein Zyrtec und stieg sofort ins Bett. Das Ganze sah mir einmal mehr nach einem Allergieschub aus, welchen ich 1 bis 2 Mal pro Jahr habe. Nach wie vor weiss ich nicht, was der Auslöser ist, aber mit bestimmten Sorten von Pilzen kann es durchaus zusammenhängen oder dann war es das Gewürz, welches auf den Tomaten gut sichtbar war. Kaum zwei Stunden später war der Spuk vorüber und ich freue mich auf den heutigen Abend. Ich durfte schon viele langjährige Rallyefreunde begrüssen.

Morgen um 09:00 Uhr ist die Technische Abnahme der Fahrzeuge und das Einschreibeprozedere mit der Abgabe der Unterlagen angesagt. Nach einem leichten Lunch fährt dann das erste Fahrzeug um 13:00 Uhr los. Wir haben die Nummer 75 bekommen und werden wohl das Feld von hinten aufrollen müssen.

Luca und 'Luisa' sind bereit und auch ich werde morgen wieder im Besitz aller nötigen und verfügbaren Kräfte sein. Wir freuen uns smiley!

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Kommentare

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regina 25.03.2022 23:47

toi toi toi ihr zwei.......🐞🐞

Cristina 25.03.2022 12:28

Good luck 👍🍀

Beat 24.03.2022 21:43

Die Episode an der ersten Tankstelle, die mit der Entschuldigung des 911-Fahrer, hat mich sehr erstaunt. Entweder hatte er Angst, dass Du ihn das nächstemal überholen wirst oder dann hat er einen Rest guter Erziehung reaktiviert. In diesem Fall ein Kompliment an den Unbekannten...
Ich wünsche Euch nicht nur einen super unfall- und pannenfreien Rallyeverlauf mit stetigem Feldvonhintenaufrollen, sondern auch ein echt gutes Generationen-Plausch-Erlebnis!
Bliibed xund und chömed alli wider guät häi! Liebe Grüsse

Urs 24.03.2022 21:23

Ich wünsche euch eine schöne, gemütliche Rally.
L.G.Urs

Irene 23.03.2022 18:50

Genießt es meine beiden Liebsten Männer
🤗😘