Carrera España 25. April 2022 - Day 1: Barcelona to Seu d'Urgell (310 km)

Heute morgen sind wir pünktlich um 08:50 Uhr bei schönstem Wetter gestartet und haben Barcelona in nordöstlicher Richtung verlassen. Als erstes stand ein Rundkurs auf dem Barcelona Circuit, einer ehemaligen Formel 1 Strecke auf dem Programm. Voller Motivation und unter Aufbietung aller im Mustang vorhandenen Pferdestärken starteten wir auf die Rennstrecke. Die erste Rechtskurve nahmen wir locker mit leicht ausbrechendem Heck und steuerten auf die nächste Linkskurve zu. Aber oha lätz! Kaum hatten wir uns mit mehr als 100 km/h so richtig in diese Linkskurve gelegt, hörten wir rechts vorne ein nicht genau identifizierbares Schleifgeräusch. Das verhiess nichts Gutes! Mit zunehmendem Abbremsen verschwand das Geräusch wieder und weiter ging's zur nächsten Rechtskurve, welche wir ohne Probleme und ohne Fremdgeräusche meisterten. In der nächsten zügig gefahrenen Linkskurve trat das Geräusch erneut auf, so dass ich mich entschloss, das Ganze etwas gemütlicher anzugehen. Eigentlich sehr schade, denn Irene hatte mit der bisher gefahrenen Geschwindigkeiten keine Probleme, resp. sie sagte in dieser Zeit nichts . Wir kamen jedenfalls unbeschadet, aber mit einer nicht besonders guten Zeit ins Ziel.

Nach dem Rundkurs überprüfte ich die Vorderradaufhängung und das Radlager. Alles war bestens und auch der Reifen zeigte keine Auffälligkeiten. Also fuhren wir weiter zur ersten Regularity, welche uns nach unseren Massstäben ordentlich, aber nicht perfekt gelang (2 Sekunden Abweichung auf 13.6 km). Die zweite Regularity gelang uns perfekt (0 Sekunden Strafe) und auch auf der dritten Regularity hatten wir nur 1 Sekunden Abweichung. Dazwischen fuhren wir auf wunderschönen, gebirgigen und kurvenreichen Strassen, eine landschaftlich wahre Augenweide! Das (späte) Mittagessen in den Bergen übertraf alle unsere Erwartungen, sowohl qualitativ wie auch quantitativ, einfach perfekt! Auch hier überprüfte ich nochmals alle mir zugänglichen Teile der Vorderachse, konnte aber keine Unregelmässigkeiten feststellen.

Auf dem zweiten Rundkurs auf einer Gokart-Bahn kurz vor Etappenende dann nochmals das gleiche 'Debakel'. In jeder zügig gefahrenen Linkskurve war wieder dieses beunruhigende Schleifgeräusch zu hören und ich musste deshalb die Geschwindigkeit ziemlich reduzieren. Ob sich da ein Radlager langsam aber sicher in die ewigen Lager-Jagdgründe zu verabschieden begann? Trotzdem kamen wir pünktlich am Etappenende an. Ich machte mich sogleich an die Problemsuche und wurde bald fündig! Das bekanntermassen weiche Fahrwerk unseres Mustangs knickt in den Kurven dermassen stark ein, dass der Reifen rechts an meiner am Kotflügel montierten Flaggenstockhalterung streifte. Aber warum nur in Linkskurven? Meine Analysefähigkeiten waren herausgefordert! Zum Glück (oder war es Zufall) hatte ich einen Doppelmeter dabei und so konnte ich durch diverse Messungen feststellen, dass der Abstand vom Reifen zum Kotflügelrand rechts 1.5 cm kleiner war als links. Dank der Mithilfe von Beat, welcher unseren Mustang genau so kräftig aufschaukelte, wie es sonst nur auf den Rundkursen geschieht, konnte ich das Problem nachvollziehen. Langer Rede, kurzer Sinn: Die beiden Flaggenstöcke werden ab sofort an den hinteren Kotflügel montiert!

Von den total eingesammelten 24 Sekunden Strafzeit stammten also alleine 21 Sekunden von den beiden verhalten gefahrenen Rundkursen und das hat uns auf Rang 19 von 31 gestarteten Fahrzeugen zurückfallen lassen. Um die Zeitwertung auf den Rundkursen zu verstehen, muss ich etwas ausholen: Alle Fahrzeuge sind in verschiedene Klassen eingeteilt, welche sich im Jahrgang unterscheiden. Das jeweils schnellste Fahrzeug einer Klasse bekommt pro Rundkurs 0 Strafsekunden und die anderen Fahrzeuge innerhalb der gleichen Klasse dann soviel Strafsekunden wie sie langsamer gefahren sind. Eine ausgesprochen faire Lösung.

In unserer Klasse 4 (Classic Cars of a specification built from 1.1.1961 to 31.12.1967) sind 6 Fahrzeuge eingeteilt. Da ist einmal mehr der schon in früheren Berichten erwähnte Aston Martin DB 5 mit ca. 350 PS sowie ein aufgemotzter Ford Mustang mit - Gerüchten zur Folge - mindestens 450 PS. In diesem Mustang sitzt zudem einer der versiertesten Navigatoren der Gegenwart (Tony B.). Dann gibt es auch einen Porsche 911, den wir aber bis jetzt ranglistenmässig hinter uns lassen konnten sowie einen Mercedes 280 SL, der es doch tatsächlich gewagt hat, uns auf den Rundkursen ein paar Sekunden abzunehmen . Zu guter Letzt und derzeit auch am Schluss in unserer Klasse ist noch ein Lancia Fulvia. Wenn wir also auf den Rundkursen noch auf einen grünen Zweig kommen wollen, werde ich wohl einen deutlichen Zacken zulegen müssen. Allerdings muss ich neidlos anerkennen, dass der Aston Martin DB5 auf den Rundkursen zweimal Bestzeit gefahren ist. Das Fahrzeug fährt nicht nur ausgezeichnet, auch der schon etwas ältere Fahrer hat sein Fahrzeug im Griff. Der aufgemotzte Mustang hat zwar auch ein deutlich strafferes Fahrwerk als unserer, ich bin jedoch nicht sicher, ob ihm das zum Vorteil gereicht, denn er hat am Abend die halbe Vorderachse demontiert um 'irgendetwas besser einzustellen'. Leider hat er auch etwas Pech gehabt, denn im Tagesverlauf hat sich seine spezielle Motorhaubenhalterung geöffnet und die Motorhaube ist während des Fahrens auf der Autobahn nach hinten geschlagen. Glücklichweise blieb die Windschutzscheibe ganz, aber die Haube musste wieder zurecht gebogen werden und sieht jetzt ziemlich verknittert aus (siehe Foto unten).

So bleibt uns einmal mehr die Aufgabe, das Feld von hinten aufzurollen und bekanntlich wird erst am Schluss abgerechnet .

Ansonsten haben wir es sehr gut! Irene und ich geniessen die ausgezeichnete Kameradschaft, die Fahrstrecken, die Umgebung und das feine Esssen. Das heutige Abendessen haben wir dennoch ausgelassen, da wir weder uns noch unserem Mustang nicht zu viel 'Zuladung' zumuten wollen.