Adriatic Adventure 22. September 2019 - Day 5: Banja Vrucica to Sarajevo (215 km / 5h45)

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen von drei happigen Sonderprüfungen und liess die anfängliche Fahrt durch relativ karge und ärmlichere Gegenden fast vergessen. Das Wetter war gut aber kalt. 'Luigi' ist bei diesen Temperaturen im Element und auch das Quietschen der Vorderradbremsen ist bei diesen Temperaturen nicht zu hören. 

Die erste Sonderprüfung begann harmlos mit 50 km/h auf flacher Teerstrasse. Das kam mir schon etwas verdächtig vor und sicherheitshalber vergrösserte ich den Vorsprung auf die pro 200 Meter gemessene Sollzeit auf 6 bis 7 Sekunden. Tatsächlich ging es plötzlich abrupt den Berg hinauf und dies alles auf schmalen Kiesstrassen. Ich ging bis an die Grenze des für uns und die Maschine zumutbaren - wir mussten auch mit Gegenverkehr rechnen - und driftete fast in jeder Kurve den Berg hinauf. Obwohl die vorgegebene Geschwindigkeit jetzt auf 45 km/h reduziert war, schmolz unser Vorsprung auf die Marschtabelle kontinuierlich weg. Zudem verfälschten die immer wieder durchdrehenden Räder die Anzeige im Tripmaster so dass wir am Ende 11 Sekunden zu spät ins Ziel kamen.

Mit einem halblangen Gesicht fuhren wir weiter und gelangten nach kurzer Mittagsrast an den Start der zweiten Sonderprüfung.  Bei dieser musste man selbständig starten, die Startzeit wurde einem an der vorherigen Timecontrol mitgeteilt und es war schon eine Challenge, den Startpunkt zur richtigen Zeit zu erreichen, da immer wieder Kühe und andere Viecher unseren Weg kreuzten. Aber der Start gelang zur richtigen Zeit und wir erreichten die beiden Timingpunkte mit 4 Sekunden und 2 Sekunden in zufriedenstellender Zeit. Unsere Gesichter hellten auf und gaben uns Mumm für die letzte Prüfung.

Schon bei der Vorbereitung haben wir gesehen, dass innert 130 Meter drei abrupte Richtungsänderungen zu fahren sind. Aus früheren Rallyes wussten wir, dass uns bei einer solchen Wegsituation der Veranstalter besonders prüfen will und nahmen uns vor, an dieser Stelle mit einem genügenden Zeitpolster langsam und sorgfältig nach dem richtigen Weg zu suchen. Das ist uns wieder Erwarten gut gelungen, nur haben wir nicht damit gerechnet, dass nach der ersten abschüssigen Rampe um die Ecke gleich ein sorgfältig getartner Timingpunkt war. So waren wir 11 Sekunden zu früh dort, aber wenigstens haben wir den korrekten Weg gefunden. Während wir auf den Zeitstempel warteten, brauste oberhalb auf der Hauptstrecke das nächste Rallye-Auto vorbei, andere kamen zurück oder wendeten an allen möglichen und unmöglichen Orten. Wir konnten dem Gewusel entfliehen, mussten aber mächtig Gas geben, damit wir den vorgegebenen Schnitt aufholen konnten. Das gelang uns recht bald, aber die Strassen wurden wieder kurviger und unser Vorsprung schmolz dahin. Trotz geteerter Strasse konnte ich den Schnitt von 45 km/h nicht halten und gerade als wir nur noch 2 Sekunden Vorsprung hattten, tauchte hinter einer Kurve der zweite Timingpunkt auf. Ich gab nochmals kurz Vollgas und stoppte 50 Meter später mit quietschenden Reifen. Dem breiten Grinsen auf den Gesichtern der Marshals konnten wir entnehmen, dass wir gar nicht so schlecht waren und siehe da: 0 Strafsekunden!

Auf der Gesamtrangliste sind wir zu unserer Überraschung auf Platz 8 vorgerückt und wieder erste in der Kategorie der Vorkriegsfahrzeuge (eigentlich zählt nur diese Wertung). Sowohl der bisher Führende wie auch der erste Verfolger haben heute deutlich geschnitzert und ziemlich Zeit verloren. Wir haben jetzt ca. anderthalb Minuten Vorsprung auf den Zweiten unserer Kategorie, aber das will noch nichts heissen. Wir wissen ja, wie schnell sich so etwas ändern kann. Trotzdem freuen wir uns sehr über den heutigen Tag und gehen darum schon etwas früher in den Apéro blush.

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